Verschaukelt? Um den Lohn gebracht? Opfer von seltsamen Regeln zur Kartenfarbe bei heftigen Fouls? Egal wie, Thomas Letsch, der Trainer des VfL Bochum, hatte nach der 1:2-Niederlage beim SC Freiburg einen „Riesenhals“.
So beschreibt man Unverständnis, Ärger, Zorn, Wut, eben alles, was in diese Richtung geht. Denn Letsch sah sich und seine Mannschaft im Europa Park-Stadion um den Lohn einer beachtlichen Leistung gebracht durch gleich „zwei Fehlentscheidungen“ von Schiedsrichter Tobias Reichel.
In der 28. Minute hätte nach Bochumer Auffassung Freiburgs Spielführer Vincenzo Grifo die rote statt die gelbe Karte sehen müssen nach einer rüden Grätsche gegen Christian Gamboa.
Stattdessen gab es in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit einen Handelfmeter gegen den Verein für Leibesübungen, weil Innenverteidiger Bernardo nach einem Schuss des Freiburgers Maximilian Philipp der Ball gegen den Arm geflogen war. Und den Strafstoß verwandelte wer? Natürlich Spezialist Grifo.
Verschenkte Punkte aus Bochumer Sicht
Aus dem Riesenhals von Thomas Letsch kamen freilich auch Töne der Selbstkritik. „Wir sind durch ein Traumtor in Führung gegangen, haben dann aber nicht gut verteidigt“, sagte der VfL-Coach, der sich auch über die ausgelassene Großchance von Christopher Antwi-Adjei ärgerte, der frei vor Noah Atubolu den Ball nicht am SC-Torwart vorbeibrachte. „So haben wir in Kombination mit den beiden Fehlentscheidungen den Punkt weggeworfen.“
Und damit zu Christian Streich und seinen Kickern. Gut befand Freiburgs Trainer, dass seine Mannschaft in einer guten halben Stunde nach dem 0:1 (“ein Weltklassetor von Paciencia“) das Spiel drehte. Auch wenn manche das nicht glauben wollten im Höhenrausch: „Das ist nicht einfach gegen diese gut organisierte Bochumer Mannschaft.“ Hilfreich gewesen war da die „andere Herangehensweise“, für die sich Streich und sein Trainerteam nach ausgiebigen Gesprächen entschieden hatten.
Freiburg überraschend offensiv
Mit Noah Weißhaupt auf der linken und Ritsu Doan auf der rechten Außenbahn, dazu auf den Flügeln mit Roland Sallai und Vincenzo Grifo zwei formstarke Unterstützer, und im Zentrum mit Maximilian Philipp eine weitere Offensivkraft – das war wahrlich überraschend offensiv, richtig mutig und letztlich erfolgreich, weil Weißhaupt (Abspiel) und Grifo (Flanke) das 1:1 durch den Torschützen Doan möglich machten.
Und weil später Philipps Schuss gegen den Arm von Bernardo zum Handelfmeter führte. Streich blieb bescheiden, war eher erleichtert: „Zum Glück hat‘s geklappt.“ Ein Extralob verdient hatte sich nach langen Tagen des stillen Leidens endlich Noah Atubolu.
Der 21-jährige Torhüter, in seiner ersten Bundesligasaison bislang nicht immer ein Garant für Sicherheit, um es zurückhaltend zu formulieren, hielt im 1:1-Duell mit Antwi-Adjei (57.) und wenig später (66.) bei einem abgefälschten Schuss von Kevin Stöger den Sieg fest. Die Schulterklopfer seiner Kollegen hatte sich Atubolu redlich verdient.