Emanuel, sind Sie bei der Baskenland-Rundfahrt gut durchgekommen?

Bei der Baskenland-Rundfahrt hatten wir bei Bora-hansgrohe mit Primoz Roglic einen klaren Kapitän mit dabei und ich war von vornherein ausschließlich als Helfer vorgesehen. Dementsprechend hatte ich auch mein Training darauf ausgerichtet. Daher bin ich soweit sehr zufrieden mit dem Verlauf der acht Etappen und froh, dass ich diese sturzfrei und gesund beenden konnte.

Auf der vierten Etappe kam es zu dramatischen Stürzen mit schweren Verletzungen. Auch Primoz Roglic hat es getroffen. Wie haben Sie das erlebt und gibt es Verbesserungsbedarf in Bezug auf die Sicherheit bei den Rennen?

Ich war bei beiden Stürzen vor Ort und habe auch auf Primoz gewartet. Gerade bei dem zweiten Sturz war es wirklich nicht schön mit anzusehen, als die ganzen verletzten Fahrer dort lagen. Primoz ist ja noch verhältnismäßig glimpflich davon gekommen, musste aber dann doch die Rundfahrt beenden.

Wie lief die Saisonvorbereitung bisher?

Ich bin solide über den Winter gekommen und konnte gut trainieren. Auf die neue Saison hin habe ich den Trainer gewechselt. Ich werde jetzt von Marc Lamberts betreut, der Primoz Roglic trainiert. Dadurch hat sich der Fokus im Training etwas mehr auf die intensivere Einheiten verschoben, was mir bisher sehr gut tut.

Waren Sie mit den ersten Renneinsätzen in diesem Jahr zufrieden?

Bei der Tour de Oman hatten wir mit sehr schlechten Bedingungen zu kämpfen, so dass viele Etappen verkürzt wurden und man insgesamt wenig zum Radfahren gekommen war. Aufgrund der fehlenden Belastung lief die anschließende UAE-Tour nicht nach Wunsch.

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Was wird Ihr Saisonhöhepunkt sein?

Meine gesamte Vorbereitung ist derzeit auf den Giro d‘Italia ausgerichtet. Das wird mein erster Saisonhöhepunkt sein. Die Tour ist für mich dieses Jahr kein Thema. Die Vuelta steht auch auf dem Programm, aber das entscheidet sich erst nach dem Giro.

Bild 1: „Ich bin froh, sturzfrei und gesund zu sein“ – Radprofi Emanuel Buchmann im Interview
Bild: Bernd Thissen

Welche Ziele haben Sie für den Giro?

Ich werde mit einer freien Rolle ins Rennen gehen. Es wird sich im Laufe des Rennens entscheiden, wie die Teamstrategie sein wird und ob die Gesamtwertung für mich eine Option sein wird – oder ob ich mich auf Etappensiege konzentriere.

Gehören die Deutschen Meisterschaften in Bad Dürrheim auch zu den Saisonhöhepunkten?

Ja, auf jeden Fall. Ich trete als Titelverteidiger an und will selbstverständlich mein Trikot behalten. Allerdings werden die Voraussetzungen in diesem Jahr für mich andere sein. Die DM ist vier Wochen nach dem Giro, was bedeutet, dass das Risiko groß ist, dass die Formkurve bis dahin eher nach unten zeigen wird. Letztes Jahr war ich im Formaufbau zur Tour de France und konnte in Top-Verfassung antreten. Aber man muss sehen. Vor zwei Jahren war es auch so und ich bin trotzdem eine gute Meisterschaft gefahren.

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Wie haben Sie die DM 2023 mit dem fast 80 Kilometer langen Solo in Erinnerung?

Das war ein mega cooles Rennen und eine fantastische Erfahrung für mich. Ich wusste, dass ich gut drauf bin und bin offensiv ins Rennen gegangen. Dass wir schon nach 40 Kilometern zu dritt vorne waren, war allerdings so nicht geplant. Wir haben uns dann dazu entschlossen, es durchzuziehen. Ich hatte dann schnell gemerkt, dass ich in der Gruppe der Stärkste war und bin die letzten 80 Kilometer volles Risiko gegangen, was perfekt funktioniert hat.

Wie haben Sie die „Fanzonen“ auf der Runde erlebt?

Gerade, wenn du vorne alleine bist, gibt dir das nochmals einen richtigen Push. In der Bora-Fanzone war die Begeisterung an der Strecke riesig. Das war echtes Gänsehaut-Feeling mit einer super Atmosphäre und ein tolles Erlebnis.

Kam Ihnen die schwere Strecke in Bad Dürrheim entgegen?

Für mich hätten die Anstiege noch etwas länger sein können. Aber auf die Gesamtdistanz hat es sich auf viele Höhenmeter kumuliert, was für mich definitiv von Vorteil ist. Aber es gab auch lange Flachpassagen, was vorne alleine schon sehr hart war.

Dieses Jahr wird die Runde weniger Höhenmeter aufweisen. Ein Nachteil?

Klar, je weniger Anstiege, desto ungünstiger für mich. Aber ich habe immer noch eine gute Chance und werde alles daran setzen, diese zu nutzen und meinen Titel zu verteidigen.

Wie ist es zum zweiten Mal in Folge eine DM unweit der Heimat zu fahren?

Es ist natürlich genial, wenn Freunde, Bekannte und Familie die Möglichkeit haben, an die Strecke zu kommen. Das ist für einen Athleten das Schönste. Deshalb freue ich mich sehr darüber, dass es für mich die zweite Heim-DM in Folge gibt.

Sie haben dieses Jahr Ihr zehnjähriges Jubiläum bei Bora-hansgrohe. Wird es auch noch ein elftes Jahr geben?

Das wird man sehen, da ist noch alles offen. Grundsätzlich kann ich mir das sehr gut vorstellen. Aber mit dem Einstig von Red Bull in das Team wird es auch viele Veränderungen geben. Da muss ich mal abwarten. Und zehn Jahre bei einem Team sind auch eine lange Zeit. Vielleicht würde mir ein anderes Umfeld mal ganz gut tun.