„Hello again“, stand am Donnerstagabend auf dem Titelbild des Stadionmagazins beim SC Freiburg. Die freundliche Begrüßung hatte einen Grund: Der Sportclub und die Londoner von West Ham United waren sich schon in der Gruppenphase der Europa League gegenübergestanden – und nun erneut im Achtelfinal-Hinspiel. Es war ein bitterkaltes Wiedersehen in Südbaden bei Temperaturen, die gefühlt knapp über dem Gefrierpunkt lagen.

Gastgeber hatten mehr Ballbesitz

Die beiden Teams brauchten auch einige Zeit, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Das Geschehen spielte sich zumeist im Mittelfeld ab, die Gastgeber, bei denen Trainer Christian Streich die gleiche Aufstellung ins Rennen schickte wie jüngst beim 2:2 gegen den FC Bayern in der Bundesliga, hatten mehr Ballbesitz. Abgesehen von einem abgeblockten Schuss des Freiburgers Roland Sallai nach wenigen Sekunden tat sich aber nicht viel vor den beiden Toren.

Engländer kamen besser ins Spiel

Mitte der ersten Hälfte ließ der Druck des Sportclub etwas nach, was die Gäste aus dem Osten der englischen Hauptstadt besser ins Spiel kommen ließ. Da die Hammers, die in der Gruppenphase in Freiburg mit 2:1 und zuhause mit 2:0 gewannen, nun mit einem Remis im Breisgau gut hätten leben können, agierten sie in der Offensive dennoch recht abwartend.

Bereits nach der Auslosung war SC-Trainer Streich not amused darüber gewesen, dass seine Mannschaft schon wieder auf die Engländer treffen würde. „Jetzt spielen sie mit voller Kapelle, da gehören sie zu den sechs Besten in der Premier League“, hatte er gewarnt. West Ham blieb bei seinen vereinzelten Vorstößen gefährlich, die besseren Chancen hatte aber weiter der SC Freiburg.

West Hams Tomas Soucek, West Hams Konstantinos Mavropanos in Aktion gegen Freiburgs Roland Sallai, West Hams Vladimir Coufal und ...
West Hams Tomas Soucek, West Hams Konstantinos Mavropanos in Aktion gegen Freiburgs Roland Sallai, West Hams Vladimir Coufal und Freiburgs Ritsu Doan (l-r). | Bild: Harry Langer/dpa

Etwa in der 31. Minute, als Lucas Höler aus 15 Metern den Ball direkt in die Arme von Keeper Lukasz Fabianski schoss. „Wir müssen das Spiel gestalten und mutig sein wie gegen Bayern, wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen“, hatte Streich gefordert – und siehe da: Je näher die Pause rückte, desto mehr verlagerte sich das Spielgeschehen in Richtung West-Ham-Tor. Einzig, ein Treffer wollte den wacker kämpfenden Gastgebern nicht gelingen.

Zweite Halbzeit deutlich rasanter

Als sich die beiden Teams nach dem Seitenwechsel auf dem Rasen erneut „Hello again“ sagten, sorgte wieder Sallai für den ersten Aufschrei unter den 34 700 Zuschauern im ausverkauften Stadion. In der 47. Minute setzte der Ungar im SC-Dress nach Flanke von Kiliann Sildillia zu einem spektakulären Seitfallzieher an, wurde jedoch abgeblockt. Fünf Minuten später stellte sich Ritsu Doan auf der anderen Seite dem Brasilianer Lucas Paqueta in den Weg, als der frei vor dem SC-Tor zum Schuss kam. Nun war richtig Feuer im Spiel.

Vor Paqueta hatten die Freiburger besonders gewarnt im Vorfeld. „Er bestimmt sehr viel vom Spiel und hat eine außergewöhnliche Qualität“, sagte Trainer Christian Streich. SC-Verteidiger Matthias Ginter fügte hinzu: „Er ist athletisch und spielfreudig. Wenn er am Ball ist, muss man auf alles gefasst sein.“ Gut aus Freiburger Sicht, dass Doan auf diesen Abschluss gefasst war.

Brenzlige Situationen vor dem Tor

Es wurde jetzt immer brenzliger vor dem Sportclub-Tor. Sekunden nach Doans Block köpfte der frühere Stuttgarter Konstantinos Mavropanos an den Pfosten. In der 62. Minute köpfte Paqueta drüber, drei Minuten später musste sich Torhüter Noah Atubolu mächtig strecken, um einen Schuss von Jarrod Bowen aus der Ecke zu fischen. Nun musste der SC Freiburg um das Unentschieden bangen, um nicht – „Oh no again!“ – zum dritten Mal gegen West Ham zu verlieren und mit der Hypothek einer Niederlage ins Rückspiel gehen zu müssen.

Zittern in der Nachspielzeit

Doch dann kam Michael Gregoritsch. Wie in der Runde zuvor gegen Lens stach der eingewechselte österreichische Joker. In der 81. Minute spielte Sallai den Ball in die Mitte, wo die Freiburger Nummer 38 den Fuß hinhielt und das 1:0 erzielte. In der Nachspielzeit war dann nochmals großes Zittern angesagt, als der Video-Schiedsrichter minutenlang über ein Handspiel des Freiburgers Noah Weißhaupt im Strafraum entschied. Der Unparteiische auf dem Rasen zeigte an: Kein Elfmeter! Der Freiburger Jubel war grenzenlos.

Das war es aber noch lange nicht. Mindestens weitere 90 Minuten dauert dieses Achtelfinalduell noch. Am kommenden Donnerstag sehen sich die beiden Teams schon wieder. Dann heißt es im Rückspiel im Londoner Olympiastadion: „Hello again“.