Der SBFV beschäftigt sich seit Jahren damit, den Kinderfußball zu modernisieren. Mehr Ballaktionen für die Spieler, mehr Erfolgserlebnisse: Unter dem Motto „Vom Kind aus gedacht“ haben sich in den vergangenen Jahren schon Veränderungen bei den jüngsten Kickern (G- und F-Jugend) etabliert, zur neuen Saison ist die E-Jugend betroffen.
Pro: Die Tabelle kommt noch früh genug, findet Sportredakteur Julian Widmann
Dass der SBFV seine Kinderfußball-Reform mit der E-Jugend fortsetzt, ist wichtig und richtig. Zum einen, weil das Sieben-gegen-Sieben die falsche Spielform für diese Altersklasse ist. Muss es sein, dass viele zehnjährige Kicker aufhören, weil sie zu spät angefangen haben oder eben nicht so talentiert sind – und daher kaum Ballaktionen und Erfolgserlebnisse haben?
Schade, und vermeidbar! Der Freiburger Trainer Christian Streich sagte vor einigen Jahren schon: „Gebt den Kindern die Möglichkeit, unseren Sport lieben zu lernen!“ Dafür brauchen Kinder aber Dribblings, Torschüsse, Eins-gegen-Eins-Duelle.
Aber auch mal abgesehen von der Anpassung der Felder sowie Spieleranzahl: Eine Tabelle kommt noch früh genug. Natürlich zählen Nachwuchskicker die Tore mit, wissen den Spielstand genau. Das ist gut so, sie sollen lernen, mit Siegen und Niederlagen umzugehen.
Das reine Ergebnis sollte bei Neunjährigen aber nicht im Vordergrund stehen. Spieler wurden von Eltern und Trainer teilweise derart angespornt, dass vergessen wurde, um was es eigentlich beim Kinderfußball geht: Um den Spaß am Spiel! Zudem führt ein zu früher Wettkampf zu Abnutzungserscheinungen. Die Folge: Spieler verlieren die Lust, hören auf. Also: Lieber begeisterte Kinder als eine begeisternde Meisterparty!
Die Tabelle ist nicht das Problem, meint Sportchef Dirk Salzmann
Es gibt viele Ideen, tolle Ansätze und Gedanken, wie ein kindgerechter Spielbetrieb aussehen kann. Auch die anstehende Reform in der E-Jugend gehört dazu. Aber ist das wirklich notwendig? Muss man den Spielbetrieb so umgestalten, dass es keine Tabellen mehr gibt? Erzeugt der Anreiz einer Meisterschaft so viel Druck, dass Spieler und Trainer damit nicht umgehen können?
In der Schule werden die Leistungen auch benotet. Und die Kinder selbst zählen natürlich mit, selbst die Bambinis wissen nach jedem Turnier ihre Ergebnisse – auch wenn darauf offiziell nicht geachtet wird. Die wollen Meister werden. Und warum auch nicht? Sport ist immer Wettkampf.
Natürlich führt das dazu, dass manche Eltern und vielleicht auch einige Trainer Resultate und den Tabellenstand zu wichtig nehmen. Und dass dadurch weniger talentierte Kinder kaum Einsatzzeit bekommen. Kleinere Mannschaften können da helfen. Möglich ist aber auch, dass die Probleme so nur in die nächste Altersklasse verlagert werden.
Es geht um den Spaß. Der bleibt auf der Strecke, wenn bereits in älteren Jugendjahrgängen Spieler mit Geld angeworben werden. Dieser Wahnsinn sorgt für Druck – bis runter zu den Kleinsten. Nicht die Spieler sorgen für Probleme, die Probleme stehen am Seitenrand. Daran wird auch die Reform des Spielbetriebs nichts ändern.