Herr Malinowski, der Südbadische Fußballverband (SBFV) stellt den Spielbetrieb in der G- und F-Jugend (etwa Vier- bis Achtjährige) auf neue Spieltagsformen um. Auf was müssen sich Kinder, Eltern und Trainer einstellen?
In der G-Jugend wird im Drei gegen Drei plus Torhüter auf Stangentore gespielt. Dafür wird das F-Jugend-Spielfeld in zwei Hälften geteilt, damit es für die Bambini-Spieler nicht zu groß wird. Zeitgleich können je zwei Teams eines Vereins kicken, von einer Mannschaft sind also acht Spieler parallel im Einsatz. In der F-Jugend gibt es zwei verschiedene Felder. Auf dem einen wird „Funino“ gespielt, Drei gegen Drei auf vier Mini-Tore. Auf dem anderen Feld wird ebenfalls Drei gegen Drei gespielt, aber auf Kleinfeldtore und mit Torhütern. Bei den neuen Fair-Play-Spieltagen bekommen die Kinder durch das Mehr-Felder-Prinzip pro Verein mehr Spielzeit.

Wie kam es zu dieser Veränderung?
Der DFB hat schon vor einigen Jahren gemerkt, dass es bundesweit im Kinderfußball nicht kindgerecht genug zugeht und mit allen Verbänden versucht, Veränderungen vorzunehmen. Wir vom SBFV waren aber mehr oder weniger zum selben Zeitpunkt schon dran, weil wir gemerkt haben, dass die Feld- und Mannschaftsgrößen teilweise nicht alters- und entwicklungsgerecht waren. Wir wissen, dass der Fußball im G- und F-Jugendalter immer noch sehr attraktiv ist und einen großen Zulauf hat. Durch das Mehrfelder-Prinzip haben wir die Chance, dass auch die schwächeren Spieler viele Erfolgserlebnisse bekommen und damit auch langfristig Lust haben, im Fußball zu bleiben.
Unter dem Motto „Vom Kind aus denken“ findet am Samstag in Freiburg die Saisoneröffnung Kinderfußball statt – sozusagen der Startschuss für die neuen „Fair-Play-Spieltage“. Wurde etwa in den vergangenen Jahren zu wenig vom Kind aus gedacht?
Nein. In Südbaden wird schon länger gerade vom F-Jugendspieler aus gedacht, was das gewohnte Spieltagsprinzip zeigt, bei dem maximal vier Feldspieler und ein Torwart auf dem Feld sind. Gerade für die G-Jugend, aber auch für die F-Jugend, mussten wir nun aber das funktionierende und schon gute Spieltagsprinzip optimieren.
Wie haben die Vereine bei den Pilotspieltagen auf die neuen Spielfelder und Mannschaftsgrößen reagiert?
Natürlich gab es vorab vereinzelt Reaktionen wie „Och, schon wieder was Neues“ oder „Was wollen die jetzt schon wieder von uns“, aber wir haben die Trainer und Vereine bei den Pilotspieltagen, Online-Konferenzen und weiteren Austauschformaten mitgenommen und ihnen erklärt, warum die Veränderungen wichtig sind. Den Kinderfußball kann der Verband nur gemeinsam mit den Vereinen voranbringen, das ist uns ganz wichtig. Die Vereine haben sich dann darauf eingelassen und es probiert. Nach den Pilotspieltagen waren die Rückmeldungen und Gefühle immer sehr positiv. Viele Trainer haben erzählt, wie entspannt es für sie war, da alle Kinder zufrieden waren. Skepsis war zum Beispiel auch da, weil bei der G-Jugend auf Stangentore gespielt wird und die Kinder dadurch den Ball nicht in ein Netz schießen können. Bei den Pilotspieltagen haben die Vereine und Trainer gemerkt, dass es den Kindern genauso viel Spaß gemacht hat.

In Belgien spielen die jüngsten Kicker sogar im Zwei gegen Zwei oder Eins gegen Eins – also noch mehr Ballaktionen und Erfolgserlebnisse. Wäre das in unserer Region nicht auch eine Option?
Denkbar wäre es schon. Wir wollten aber nicht von heute auf morgen das Spieltagsprinzip, das bei den Vereinen immer sehr gut angekommen ist, durchbrechen. Für die Vereine war es einfach immer toll, dass Action auf ihrer Sportanlage war. Das Eins gegen Eins ist aber natürlich die Basis für den Kinderfußball und gerade für die Trainingseinheiten in der G- und F-Jugend unglaublich wichtig – und es macht den Kindern einfach auch brutal viel Spaß.
2019 gab es in Bayern eine Reform: Seither gibt es dort in der E-Jugend keine festen Torhüter mehr und die Spielerzahl wurde von sieben auf fünf reduziert. Will der SBFV hier in naher Zukunft auch nachjustieren?
Wir machen uns unabhängig von anderen Konzepten Gedanken, wie wir den Kinderfußball, und dazu zählt für uns der Altersbereich von der G- bis zu D-Jugend, entwickeln können. Dazu werden wir aber auch wieder die Vereine stark einbinden. Wir haben in der G- und F-Jugend aus gutem Grund Veränderungen vorgenommen, werden als Verband nun aber natürlich gemeinsam mit den Vereinen schauen, was wir für die andern Altersstufen im Kinderfußball Gutes tun können .