Der Klimawandel ist längst da – das hat die Hitzewelle der vergangenen Wochen einmal mehr bewiesen. Wie die Veränderungen am Bodensee spürbar werden, haben Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) und Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, beim Besuch im Eriskircher Ried am eigenen Leib erfahren.
Naturschutz geht über die Grenzen hinaus
Bei fast 30 Grad trafen sich die beiden Politikerinnen im Naturschutzzentrum Eriskirch mit dem Ziel grenzübergreifend über den Naturschutz zu sprechen. Als Bodensee-Anrainer haben Baden-Württemberg und Bayern starke Verbindungen, so Thekla Walker. „Uns beschäftigen die gleichen Fragen: Wie geht‘s dem Bodensee? Wie geht‘s der Natur?“, sagte die Umweltministerin vor Ort.

Das bestätigte auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze. Als Politikerin blicke sie immer sehr interessiert nach nebenan, um zu sehen, was die Landesregierung in Baden-Württemberg macht. „Wie du als Umweltministerin voranschreitest, würde ich mir von meiner Regierung in Bayern auch wünschen“, sagte sie zu Thekla Walker.
Ein Schutzgebiet im Wandel
Um sich ein eigenes Bild vor Ort zu verschaffen, ging es in praller Sonne in das Eriskircher Ried – dem größten Naturschutzgebiet am nördlichen Bodenseeufer. Der Rundgang zeigt: Hier ist Naturschutz nicht nur Theorie. In den vergangenen Jahren hat sich dort einiges getan, wie Samuel Hoffmeier vom Regierungspräsidium Tübingen erklärte.

Seit 2020 habe das Land Baden-Württemberg etwa 20 Hektar an Flächen gekauft und so das Schutzgebiet vergrößert. Möglich wurde das unter anderem durch das geänderte Naturschutzgesetz, was wiederum auf das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ zurückgeht.
Erfolge für die Artenvielfalt
Durch das Biodiversitätsstärkungsgesetz ist der Einsatz von Pestiziden in Naturschutzgebieten verboten. Eine Regelung, die gerade in Eriskirch viele Landwirte betraf, wie Samuel Hoffmeier erklärte. Gleichzeitig habe die Gesetzesänderung dazu geführt, dass mehrere Eigentümer bereit waren, ihre Flächen zu verkaufen. So konnten mehr als 20 Hektar ehemals landwirtschaftlich genutztes Land in artenreiches Grünland umgewandelt werden. „Das zeigt wieder: Naturschutz ist Kleinstarbeit“, sagte Umweltministerin Thekla Walker. „Aber es lohnt sich.“

Ziel des Gesetzes ist es außerdem, den Biotopverbund in Baden-Württemberg bis 2030 auf 15 Prozent der Landesfläche auszubauen. Dadurch erhalten verschiedene Tier- und Pflanzenpopulationen die Möglichkeit, sich weiter auszubreiten und neue Gebiete zu besiedeln. „Zehn Prozent von 15 haben wir immerhin schon geschafft“, sagte Thekla Walker beim Termin in Eriskirch.
Nur wer Natur kennt, schützt sie auch
Wie abhängig Naturschutz von politischen Entscheidungen ist, unterstrich Katharina Schulze mit einem Beispiel aus den USA. Dort kürzte Präsident Donald Trump nicht nur die Mittel für Entwicklungshilfe, sondern stellte auch die Arbeit der Behörde für US-Entwicklungshilfe ein. Ein Umgang, der auch in Baden-Württemberg und Bayern für Unruhe sorgt. „Naturschutz braucht eine politische Haltung“, sagte Schulze. Am Ende sei Schutz nicht nur für die Natur, sondern auch für die Menschen da.
Umso mehr lobten die beiden Politikerinnen die Arbeit des Naturschutzzentrums Eriskirch. Geschäftsführerin Naomi Barker und ihr Team kümmern sich nicht nur um die fachliche Betreuung des Schutzgebiets, sondern setzen auch auf Umweltbildung. Denn nur wer Natur kennt, ist bereit, sie zu schützen.
Dazu bietet das Zentrum das ganze Jahr über Veranstaltungen und Ausstellungen für alle Altersgruppen an. Für Thekla Walker und Katharina Schulze ist klar: Dieses Engagement braucht politische Rückendeckung – und die hat es an diesem Tag auch bekommen.