Die deutsche Tochter des US-amerikanischen Online-Versandhändlers Amazon wird noch badischer. Im neuen Meßkircher Industriepark Nördlicher Bodensee baut das börsennotierte Unternehmen ein Verteilzentrum. „Wir werden circa 200 Arbeitsplätze schaffen und wir werden Mitarbeiter vor Ort suchen“, sagte eine Unternehmenssprecherin dieser Zeitung. Zum Investitionsvolumen machte sie keine Angaben. Solche Zahlen würden grundsätzlich nicht veröffentlicht.

Für die Auslieferung der Amazon-Pakete in der Region werden kleine unabhängige Lieferpartner zuständig sein. Der Onlineversandhändler geht davon aus, dass 500 Fahrer über diese Partner beschäftigt werden. Was den wahrscheinlichen Radius für die Zustellung anbelangt, geht Amazon von einem Bereich von gut 50 Kilometern um das badische Meßkirch herum aus. Ein weiteres der bisher mehr als 20 Verteilzentren von Amazon in Deutschland liegt in Mannheim. Ein Logistikzentrum befindet sich auch in Pforzheim.

Hier soll das Amazon-Verteilzentrum in Meßkirch entstehen.
Hier soll das Amazon-Verteilzentrum in Meßkirch entstehen. | Bild: Günther Brender

Im Meßkircher Verteilzentrum werden die Pakete, die vor allem nachts per Lastwagen aus den Logistikzentren des Konzerns kommen, für die Auslieferung an die Kunden auf der sogenannten letzten Meile sortiert. Mit der Sortierung werden die Routen für die Auslieferung berechnet. Die Pakete und die Routenplanung übergibt Amazon an die jeweiligen lokalen Lieferpartner, die sie zum Kunden bringen.

Der weltgrößte Versandhändler Amazon ist seit gut zwei Jahrzehnten in Deutschland aktiv. Die Firmenzentrale der Amazon-Deutschland-Tochter liegt im hessischen Bad Hersfeld. Die Kur- und Festspielstadt liegt zentral in Deutschland und nahe von Autobahnen, die in alle Himmelsrichtungen führen. Bad Hersfeld ist mit 3500 Mitarbeitern der größte Amazon-Standort in Deutschland. Bundesweit gibt es 13 Logistikstandorte mit 13 000 Festangestellten.

Mit dem Bau des neuen Standorts nördlich des Bodensees soll im Frühjahr 2020 begonnen werden, im Oktober soll es bezugsfertig sein. Ziel sei es, das regionale Weihnachtsgeschäft im kommenden Jahr von Meßkirch aus abwickeln zu können, sagte die Amazon-Sprecherin. Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick sagte, es sei ein Glücksfall, eine so namhafte Ansiedlung mit so vielen Arbeitsplätzen zum Start des Industrieparks realisieren zu können.

Das neue Verteilzentrum wird auf einem Grundstück mit einer Fläche von rund 82 000 Quadratmetern gebaut werden. Neben dem Amazon-Verteilzentrum wird sich auf dem Areal des Industrieparks das Medizintechnik-Unternehmen Medi-G aus der Nachbargemeinde Leibertingen niederlassen. Amazon versichert, dass auch Gewerbesteuer fließen wird. „Bei allen unseren Standorten, so auch beim Standort in Meßkirch, geht es uns um ein langfristiges, für beide Seiten gewinnbringendes Engagement in und mit der jeweiligen Gemeinde. Die Löhne für Logistikmitarbeiter würden am oberen Ende vergleichbarer Jobs liegen. „In Deutschland beginnen die Mitarbeiter mit einem Lohn von mindestens 11,10 Euro brutto pro Stunde“, so die Sprecherin.

Amazon ist nicht das einzige US-Unternehmen, das es derzeit nach Deutschland zieht. Erst Mitte der Woche kündigte der US-Autobauer Tesla an, sein einziges deutsches Produktionswerk in Brandenburg zu errichten. Freilich sind die Dimensionen dort andere. Tesla will insgesamt bis zu 10 000 Arbeitsplätze in der Region schaffen.

Der Trend ist allerdings ein anderer. Nach einer Studie der Beratungsgesellschaft EY vom August wird Deutschland als Standort unattraktiver. Die Studie zählt für 2018 genau 973 Projekte ausländischer Investoren in Deutschland – 13 Prozent weniger als im Jahr davor und der erste Rückgang überhaupt, seit die Zahlen 2005 zum ersten Mal erhoben wurden. Auf Investoren aus den USA kann Deutschland allerdings auch laut EY weiterhin bauen. Briten, Chinesen oder Schweizer dagegen reduzierten ihr Engagement teils deutlich.