Dieselkrise und stotternde Weltkunjunktur: Wirtschaftliche Störfaktoren haben sich 2018 auch auf Deutschlands drittgrößten Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen negativ ausgewirkt. Speziell in den letzten drei Monaten des Jahres hätten sich „Bremsspuren“ gezeigt, sagte der Vorstandschef des Stiftungsunternehmens, Wolf-Henning Scheider, anlässlich des Jahresempfangs der Stadt Friedrichshafen.

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Grund sei eine „Markteintrübung insbesondere in Europa und in China“ gewesen. Dabei hätten auch hohe Aufwendungen für Zukunftsprodukte sowie neue Zölle „durchaus Spuren in der Bilanz hinterlassen“. Aufs Gesamtjahr gesehen sei ZF aber „auf Kurs geblieben“, sagte Scheider.

Scheider dämpft die Erwartungen

Auch für 2019 dämpfte der ehemalige Bosch- und Mahle-Manager die Erwartungen. „2019 wird ein anspruchsvolles Jahr. Wir gehen von einer Beruhigung der Märkte aus“, sagte er.

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ZF steckt ähnlich wie Bosch und Continental mitten in einem technologischen Umbruch. Dieser ergibt sich, weil die Autobauer zu neuen Technologien wie E-Mobilität oder autonomem Fahren umschwenken. Daraus entsteht auch für die Zulieferschwergewichte Druck, in diesen neuen Geschäftsfeldern aktiv zu werden.

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ZF, das jahrzehntelang insbesondere mit Getrieben, Achsen und Lenkungen gutes Geld verdiente, trifft der Umschwung voll. Denn ein Teil dieser Produkte wird in modernen E-Autos nicht mehr benötigt. Vergangenes Jahr kündigte Scheider daher an, in den kommenden fünf Jahren mehr als 12 Milliarden Euro in autonomes Fahren und E-Antriebe zu stecken.

E-Auto nicht besser als Diesel

Schon sein Vorgänger als ZF-Chef, Stefan Sommer, hatte den Richtungswechsel durch den milliardenschweren Kauf des US-Konkurrenten TRW eingeleitet. TRWs Stärke ist Fahrzeugelektronik, die auch im Auto der Zukunft immer wichtiger wird. Um künftig wettbewerbsfähig zu bleiben, setzt ZF auf die sogenannte Hybridtechnologie, also die Kombination von Verbrennungs- und E-Motor in einem Fahrzeug.

Das erlaubt dem Konzern, seine alten Stärke des Getriebebaus ins neue Zeitalter hinüberzuretten und gleichzeitig mit neuen E-Komponenten zu punkten. Bis 2023 will das Unternehmen jedes zweite Getriebe, das die eigenen Hallen verlässt, elektrifizieren. „Die Hybridtechnologie ist die Lösung für die kommenden Jahre“, sagte Scheider.

"Mobilität muss bezahlbar bleiben"

Vollelektrische Fahrzeuge hält er dagegen für technologisch noch nicht ausgereift, wegen langer Ladezeiten noch für zu unpraktisch und für zu teurer. „Mobilität muss bezahlbar bleiben“, sagte Scheider. Außerdem sei der Umweltnutzen aktuell nicht vorhanden. Aufgrund der verwendeten Rohstoffe und des aktuellen Strommixes in sei ein reines E-Fahrzeug „heute in Mitteleuropa nicht besser als ein moderner Diesel“, sagte er.