Drachentänzer, Schwarzwälder Ingenieure und ein bisschen Weltpolitik. Auf dem Neujahrsempfang der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg hat der chinesische Botschafter in der Bundesrepublik, Wu Ken, die Bedeutung der deutsch-chinesischen Beziehungen betont.
Zudem versuchte er, Streitpunkte zwischen den beiden Nationen auszuräumen, fand aber auch klare Worte zur aktuellen Verfassung der Politik in beiden Staaten. „China möchte weiterhin das Investitionsumfeld für ausländische Investoren verbessern“, sagte er vor rund 2200 Gästen aus Politik und Wirtschaft.
Auf rechtsstaatlicher Basis werde sich das Land „nach außen öffnen“. Die Gleichbehandlung von Investoren und der Schutz geistigen Eigentums stehe im Mittelpunkt chinesischer Politik.

Seit Jahren sind diese Punkte Hauptstreitthemen zwischen der Bundesregierung und Peking. Erst Mitte dieser Woche hatte sich der deutsche Maschinenbau-Verband VDMA zu Wort gemeldet und von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eine härtere Gangart gegenüber China gefordert.
Beide Seiten sollen von Kooperation profitieren
Der Verband listete sieben Punkte auf, in denen es im wirtschaftlichen Austausch hakt, darunter der ungleiche Marktzugang von Firmen. China sei nun gefordert Maßnahmen einzuleiten, um die Lage zu verbessern, hieß es vom VDMA.
In seiner von chinesischen Drachentänzern umrahmten Rede betonte der Botschafter, dass das Entwicklungsniveau beider Volkswirtschaften sehr unterschiedlich sei.
Es sei daher „nicht realistisch“ bei der Öffnung der Wirtschaft gleiche Maßstäbe anzusetzen. „Wichtig ist aber, dass beide Seiten von der Kooperation profitieren und zwar möglichst balanciert“, sagte er.

Deutliche Worte des chinesischen Botschafters
Deutschland warf er in Wirtschaftsfragen ein doppeltes Spiel vor. Einerseite höre man, dass chinesische Investoren in Deutschland „herzlich willkommen“ seien, andererseits richteten sich politische Maßnahmen zusehends gegen China, sagte der Botschafter, der direkt von einem Treffen zu Digitialisierungsfragen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Kammertermin gekommen war.

„In China fragt man sich, warum Deutschland seine Tür zuschlägt, während die Tür Chinas sich doch immer weiter öffnet“, sagte er. Ende 2019 hatte Berlin die Übernahme einer deutschen Firma durch einen China-Konkurrenten untersagt. Zudem droht dem Tech-Konzern Huawei aufgrund von Sicherheitsbedenken der Ausschluss vom Aufbau des deutschen 5G-Netzes.
„Wir müssen lernen, uns zu verstehen“Birgit Hakenjos-Boyd, Kammer-Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg
Gastgeberin Birgit Hakenjos-Boyd, Kammer-Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, schlug indes sanftere Töne an, ließ aber auch Kritik an China anklingen. Es brauche ein „starkes Band“ zwischen beiden Nationen, sagte sie. „Wir müssen lernen, uns zu verstehen“.
Großes Interesse an guten Beziehungen
Baden-Württemberg und insbesondere die Region zwischen Alb und Schwarzwald mit ihren vielen Mittelständlern habe großes Interesse an guten Beziehungen zum Reich der Mitte. Eine Voraussetzung für eine vertiefte gegenseitige Kooperation sei eine Partnerschaft „auf Augenhöhe“, so die Kammer-Chefin in deren Sprengel überdurchschnittlich viele exportstarke Mittelständler beheimatet sind. Nötig sei nun ein vertiefter Dialog. Es gelte, miteinander zu reden, nicht übereinander.