Der deutsch-chinesische Leiterplattenspezialist Schweizer Electronic aus Schramberg steckt wegen hoher Kosten in seinem neuen Werk in China weiter in den roten Zahlen. Zum Ende des ersten Halbjahres 2021 stehe ein operativer Verlust (Ebit) von 10,7 Millionen Euro, sagte Finanzvorstand Peter Bosenius am Freitag in Schramberg. Ein neu errichtetes Leiterplattenwerk im chinesischen Jintan erwirtschafte noch „keine angemessenen Deckungsbeiträge“, sagte er.

In Schramberg sollen neue Jobs entstehen

Das Schramberger Stammwerk läuft indes unter Vollast. Nachdem im vergangenen Jahr aus Kostengründen gut 80 Jobs abgebaut wurden, stocke man nun die Belegschaft in der Produktion wieder auf, sagte Firmen-Chef Nicolas Schweizer.

Firmen-Chef und Mitglied der Firmen-Gründerfamilie: Nicolas Schweizer. Er treibt die China-Strategie voran.
Firmen-Chef und Mitglied der Firmen-Gründerfamilie: Nicolas Schweizer. Er treibt die China-Strategie voran. | Bild: Schweizer

Die Schramberger Firma ist einer der letzten großen Leiterplattenhersteller in Deutschland und das einzige Unternehmen in dem Segment mit deutschen und chinesischen Ankeraktionären – der Familie Schweizer und der chinesisch-taiwanesischen WUS-Gruppe.

Probleme beim Hochlauf des Werks in China

Schweizer Electronic hat seinen neuen Produktionsstandort in China, aus dem der schnell wachsende asiatische Automobilmarkt mit Elektronikbauteilen versorgt werden soll, im Mai 2020 mitten in der Corona-Pandemie eröffnet. Bislang flossen rund 100 Millionen Euro in das Werk mit aktuell 512 Mitarbeitern.

Im Moment liefen in Jintan noch „einfache Leiterplatten, die wenig ertragreich sind“ vom Band, sagte Bosenius. Einen schnelleren Technologietransfer aus seinem 555 Beschäftigte starken Stammwerk in Schramberg hätten beispielsweise Reisebeschränkungen in den vergangenen Monaten verhindert. Folge seien auch Qualitätsprobleme gewesen, die zu „erheblichen Mehrkosten für Teilenachbesserungen“ geführt hätten, hieß es.

Chipkrise belastet Schweizer

Außerdem belasten stark gestiegene Rohstoffpreise, etwa für Kupfer, Palladium oder Gold den Unternehmensertrag. Perspektivisch sieht man in China aber klare Kostenvorteile. Die Strategie, die Produktion auf zwei Standorte weltweit zu verteilen, werde voll weiterverfolgt, sagte Schweizer.

Rote Zahlen auch im Gesamtjahr

Beim Umsatz stehen die Zeichen anders als beim Gewinn auf Wachstum. Im Vergleich zum stark von der Corona-Pandemie geprägten Vorjahreszeitraum hat das Unternehmen im ersten Halbjahr 2021 fast ein Drittel mehr Erlös erwirtschaftet. Ende Juni standen fast 60 Millionen Euro Umsatz in den Büchern. Insbesondere der asiatische Markt habe zugelegt, sagte Schweizer. Hier stieg der Umsatz um mehr als das Doppelte auf knapp 17 Millionen Euro. Damit ist Asien nach Europa der zweitgrößte Auslandsmarkt der Schwarzwälder. Künftig wolle man sich verstärkt auch nach Japan orientieren, sagte Firmenchef Schweizer ohne Details zu nennen.

Gebäude der Schweizer Electronic in Schramberg – einer der größten Leiterplattenhersteller Deutschlands
Gebäude der Schweizer Electronic in Schramberg – einer der größten Leiterplattenhersteller Deutschlands | Bild: Himmelheber, Martin

Für das Gesamtjahr bleibt die Perspektive vage. Während durch den Hochlauf des neuen China-Werks die Umsätze gegenüber 2020 um „20 bis 30 Prozent steigen“ sollen, werden die roten Zahlen bleiben. Operativ rechne man bei einer negativen Umsatzrendite zwischen fünf und zehn Prozent, sagte Schweizer.

Das Geld geht den Schrambergern aber trotzdem nicht aus. Die Kriegskasse ist mit 48,5 Millionen Euro an liquiden Mitteln und nicht gezogenen Bankkrediten gefüllt.