Vielleicht etwas heiser klingen die Stimmen am Morgen danach. Denn bis zum späten Ende des Neujahrsempfangs der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee am Mittwochabend haben IHK-Präsident Thomas Conrady und Hauptgeschäftsführerin Katrin Klodt-Bußmann unzählige Gespräche im Kreis der knapp 700 Gäste geführt.

Es sei eine gelungene Veranstaltung gewesen, attestieren sich Conrady und Klodt-Bußmann am Donnerstag im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Mutige Auswahl des Gastredners

Der Vortrag von Gastredner Julian Nida-Rümelin hat nach ihrem Empfinden die Zuhörer bewegt, sagt Klodt-Bußmann. Es sei „sicher eine mutige Wahl“ gewesen, räumt Conrady ein. Aber die Ausführungen des Philosophen zum Zustand der Demokratie hätten im Nachgang viele Gespräche bestimmt.

Und ebenso wichtig, wie das Redner-Programm, seien die Gespräche der Gäste im Nachgang, bestätigen die beiden Spitzen der in Konstanz ansässigen IHK. Schließlich sei der Jahresauftakt, zu dem sich die Lenker und Vertreter der regionalen Wirtschaft zwischen Bodensee und Schwarzwald treffen, eine willkommene Gelegenheit, sich persönlich auszutauschen. Ein gesellschaftlicher Höhepunkt, der aber seit vergangenem Jahr etwas geschmälert ist, wie Conrady und Klodt-Bußmann einräumen.

Getrennte Wege von IHK und Handwerkskammer

Denn was zuvor 50 Jahre währte, hatte vor einem Jahr abrupt geendet: die gemeinsame Organisation des Empfangs durch die örtliche IHK und die Handwerkskammer Konstanz. Zunächst im Konzilgebäude und später im kommunalen Bodenseeforum wurde jeweils der Kammerempfang ausgerichtet.

Das hatte viele Vorteile, bestätigt IHK-Präsident Conrady. Es sei der zentrale Empfang der regionalen Wirtschaft gewesen, zu dem die Vertreter aller Branchen und Berufsgruppen – der Industrie und des Handwerks – aufeinandertrafen.

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Seit die Kooperation im Vorfeld des Empfangs 2024 vonseiten der Handwerkskammer aufgekündigt wurde, ist der Kreis der Gäste eben kleiner gefasst – so auch am Mittwochabend. Conrady und Klodt-Bußmann bedauern dies noch immer und beteuern, dass sie weiterhin die Handwerkskammer als Mitveranstalter gerne wieder im Boot hätten.

Ihre Pendants – Werner Rottler, der Präsident der Handwerkskammer Konstanz, und deren Hauptgeschäftsführer Georg Hiltner – waren am Mittwoch im Bodenseeforum sogar zugegen, aber nur als Gäste.

Hohe Kosten für den Empfang

Hiltner, der seit 2009 die Geschäfte der Handwerkskammer führt, äußerte gegenüber dem SÜDKURIER, durchaus Verständnis für die Enttäuschung der IHK. Es sei stets eine „fruchtbare Verbindung und kooperative Zusammenarbeit“ zwischen der IHK und der Handwerkskammer gewesen.

Die Organisation des Empfangs habe jährlich zwischen den beiden Kammern gewechselt, die Kosten der Ausrichtung – Hiltner spricht von rund 40.000 Euro, die die gemeinsame Feier vor Corona gekostet habe – seien aufgeteilt worden. Nach Angaben von Conrady liege das Kostenbudget mittlerweile bei bis zu 50.000 Euro.

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Es habe aber auch Nachteile gegeben, die in der Vollversammlung der 13.500 Mitglieder der Handwerkskammer immer wieder angeführt worden seien. Insbesondere wurde kritisch gesehen, dass der Veranstaltungsort Konstanz für viele Mitglieder der Handwerkskammer ungünstig gelegen sei. Die Kammer ist neben den Kreisen Konstanz und Waldshut auch für Tuttlingen, Rottweil und den Schwarzwald-Baar-Kreis zuständig.

Die beiden Kammergebiete seien nur geringfügig deckungsgleich; für die Handwerkskammer wäre ein nördlicher gelegener Veranstaltungsort günstiger, meint Hiltner und nennt beispielhaft Donaueschingen als Standort.

Handwerkskammer sucht Veranstaltungsort

Der Mitgliederwunsch nach einem neuen öffentlichkeitswirksamen Format für den Handwerks-Empfang und die im fünfjährigen Turnus anstehende Kammerwahl hätten vergangenes Jahr dann zur Absage gegenüber der IHK geführt, sagt Hiltner.

Da sich die neu gewählte Vollversammlung der Handwerkskammer erst im Dezember konstituiert habe und der neue Vorstand nun im Februar erstmals tagen werde, sei die künftige Organisation des Empfangs noch unklar.

Ob es noch einmal zum gemeinsamen Neujahrsempfang kommt, sei derzeit völlig offen. Die Frage wird aber ergebnisoffen in der Kammer diskutiert, so Hiltner.