Wäre Prometheus, der griechische Titan des Feuers, Politikberater, müsste man ihm ein Versagen auf ganzer Linie bescheinigen. Die Republik ist mit zunehmender Geschwindigkeit auf dem Weg in die klimaneutrale Strom-Gesellschaft. Und die verträgt sich nicht mit lodernden Flammen. Anders ausgedrückt: Deutschland verbannt das Feuer zusehends aus dem Leben und der Wirtschaft.
Verbrennungsprozesse haben die Welt revolutioniert
Feuer stand über Jahrtausende stellvertretend für Wohlstand und Entwicklung. Ohne die Licht und Wärme spendende Flamme gäbe es keine Besiedlung jenseits der gemäßigten Klimazonen, keine nächtliche Sicherheit auf den Straßen, keine Mobilität und keine gekochten Lebensmittel. Weder wäre unser heute gewohntes Maß an Mobilität, noch die Industrialisierung ohne die Nutzung des Feuers in Hochöfen und Verbrennungsmotoren möglich gewesen.

Die Welt wird immer wärmer
Aber die Zeit des Feuers als zentrale Ursprungsinnovation läuft ab. Seine Nebenwirkungen, die der Planet über Jahrhunderte klaglos weggesteckt hat, werden immer sichtbarer. Als Resultat von Millionen kleiner Brennvorgänge in Fahrzeugen und Gebäuden erwärmt sich der Planet in einem Maß, das den Menschen in seiner Existenz bedroht. Eine Entwicklung, die durch den Ausstoß von Klimagasen wie CO2 beschleunigt wird. Parallel verwüsten Extremwetter ganze Landstriche und versinken Metropolen in Schwellenländern in Smog und Abgasen.
Stromgesellschaft – Deutschland sucht nach Alternativen zum Feuer
Deutschlands Antwort auf diese Probleme besteht in einer stetigen Elektrifizierung der Gesellschaft. Seit diese die Sektoren Mobilität und Wohnen – und damit das Private – erreicht hat, wird sie immer konfliktreicher. Der Kampf um die Öl- und Gasheizung im Keller und um das Elektroauto hat dabei irrationale Züge angenommen. Das geschieht auch, weil manche Partei lange lieber mit Verboten gearbeitet hat, als dem Bürger die Vorzüge der neuen Technologien plausibel zu machen.

Würde man den Theaterdonner im politischen Raum um Reizworte wie Technologieoffenheit oder Verbrennerverbot weglassen, würde schnell klar, dass neue Produkte wie Elektroauto und Wärmepumpe für den Endkunden viel zu bieten haben. In Sachen Effizienz übertreffen sie alte Verbrennertechnologien um ein Vielfaches. Während man beispielsweise selbst den besten Dieselmotor aus deutscher Herstellung genauso gut auch als Heizung mit angeschlossener Kraftübertragung auf Räder bezeichnen könnte, wandelt ein E-Aggregat Energie vergleichsweise verlustfrei in Vortrieb um. Wärmepumpen wiederum senken den Ausstoß von CO2 selbst bei widrigsten Bedingungen um 50 Prozent gegenüber Gasheizungen, wie eine Studie jüngst belegt hat. Meistens ist sogar viel mehr drin.
Die Verbraucher verhalten sich klug – zumindest viele
Der Häuslebauer und Autofahrer scheint das zusehends zu verstehen. Erstmals in der deutschen Geschichte war die Wärmepumpe im ersten Halbjahr 2025 das dominierende Heizsystem im Neubau. Während die Verkäufe von Öl- und Gasheizungen massiv zurückgingen, legten Wärmepumpen um mehr als die Hälfte zu. Die Verkäufe von reinen Elektroautos stiegen im selben Zeitraum um fast 40 Prozent. Jedes fünfte neu zugelassene Auto ist mittlerweile ein Stromer.

Ein Problem aber bleibt: Der Umstieg auf diese neuen Technologien wäre ungleich wirkungsvoller, wenn es gelänge, auch den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen. Die Politik steht hier im Wort gegenüber dem Bürger, der E-Autos und Wärmepumpen im Vertrauen anschafft, dem Klima damit etwas Gutes zu tun. Das Versprechen ist bislang nicht eingelöst. Erst 20 Prozent des Energieverbrauchs der Bundesrepublik wird durch erneuerbare Quellen gedeckt. Um dem Feuer den Garaus zu machen, reicht das bei Weitem noch nicht aus.