Trotz schlechter Geschäftszahlen müssen sich die Mitarbeiter des südbadischen Bauzulieferers Sto vorerst keine Sorgen um ihre Beschäftigung machen. Wie aus der Mitteilung hervorgeht, haben das Unternehmen und der Gesamtbetriebsrat einen Zukunftspakt für die Jahre 2025 und 2026 beschlossen. Mit den darin enthaltenen Einsparungen im Personalbereich sollen die Kosten verringert und Beschäftigung gesichert werden.

Zukunftspakt sorgt für Sicherheit

Eckdaten des Zukunftspakts beinhalten die Verschiebung einer Tariferhöhung und die Reduzierung von Einmalzahlungen, wie Frank Heßler dem SÜDKURIER erklärt. Er saß für die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) mit am Verhandlungstisch. Die für den April geplante Tariferhöhung um 4,85 Prozent werde nun um neun Monate verschoben, der Demographiebetrag von ursprünglich 750 Euro und das 13. Gehalt gesenkt.

Im Gegenzug sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende kommenden Jahres vom Tisch – Heßler nennt Ergebnis der Verhandlungen „eine saubere Kiste für alle Beteiligten“. Dabei sei zu beachten, dass die Einsparungen auch für Führungskräfte gelten und es bei erfolgreichem Geschäftsverlauf für die Beschäftigten die Möglichkeit auf einen jährlichen Bonus von bis zu 1000 Euro in den kommenden zwei Jahren gebe.

Thade Bredtmann ist Personalleiter der Sto Gruppe.
Thade Bredtmann ist Personalleiter der Sto Gruppe. | Bild: Martin Baitinger/Sto¦SE¦&¦Co.¦KGaA

Auf Nachfrage des SÜDKURIERS bezeichnet Thade Bredtmann, Personalleiter der Sto-Gruppe, die Verhandlungen zwischen Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung zum Zukunftspakt als „sehr konstruktiv. Oberstes Ziel ist es gewesen, die aktuelle konjunkturelle Delle der Bauindustrie ohne Restrukturierungsmaßnahmen zu bewältigen“, so Bredtmann. Zu den vereinbarten Einsparungen werden alle Beschäftigten, auch Führungskräfte, beitragen. Die Maßnahmen seien ausgewogen und mit der Arbeitnehmerseite ausgewählt worden.

Arbeitnehmerseite sieht Ziel erreicht

Auch von Arbeitnehmerseite gibt es Lob für den Zukunftspakt. „Die Gespräche mit der Unternehmensseite verliefen aus unserer Sicht sehr konstruktiv. Wir freuen uns über das Ergebnis, denn die langfristige Beschäftigungssicherung war unser höchstes Ziel“, sagt Gesamtbetriebsratsvorsitzender Niels Markmann. Befürchtungen innerhalb der Belegschaft von Stellenkürzungen hätten sich damit nicht bestätigt.

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Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sich die Zahl der weltweit im Unternehmen Beschäftigten bereits von 5804 auf 5587 reduziert. Als Gründe dafür nennt der Konzern Effekte aus der Kurzarbeit im Januar und Februar, die Folge des nachfragebedingten Auslastungsrückgangs ist. Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage haben auch mehrere Sto-Kunden ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.

Weniger Umsatz erwartet

Die Krise des Wohnungsbaus hinterlässt Spuren beim Dämmstoff-Weltmarktführer Sto. Wie der Konzern in einer Pressemitteilung bekannt gibt, ist der Umsatz in den ersten drei Monaten des Jahres gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um 4,6 Prozent auf 324,8 Millionen Euro zurückgegangen. Gründe dafür seien die fortgesetzte Investitionszurückhaltung im Baugewerbe und die wirtschaftliche Unsicherheit in für Sto wesentlichen Märkten.

Besonders in Frankreich und Italien sei die Nachfrage aufgrund geänderter Förderbedingungen für die energetische Gebäudesanierung gesunken. Die ungünstigen saisonalen Witterungsbedingungen spielen ebenfalls eine Rolle. Sinnbildlich für die Krise steht die sinkende Zahl der Baugenehmigungen. Im Februar wurde der Bau von 17.900 Wohnungen genehmigt – 2,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Trotzdem hält die Sto an ihrer bisherigen Prognose für das Jahr 2025 fest und rechnet weiterhin mit einem Umsatz in Höhe von 1,57 Milliarden Euro, der Vorjahresumsatz lag bei 1,61 Milliarden Euro.

Ende März teilte das Unternehmen mit, dass der Vorstand der Hauptversammlung vorschlagen werde, die Dividende für seine Aktionäre um ein Drittel zusammenzustreichen. Für die Sto-Stammaktien soll die Dividende von 4,94 Euro auf 3,25 Euro sinken. Für die Gründerfamilie Stotmeister, die im Besitz von 90 Prozent der Stammaktien ist, würde das Dividenden in Höhe von rund 6,6 Millionen weniger als im Vorjahr bedeuten. Die Hauptversammlung findet am 18. Juni statt.