Körber AG? Der Käufer des milliardenschweren Konstanzer Siemens Post- und Paketgeschäfts ist allenfalls Fachleuten ein Begriff. Gerade eben hat Körber bekannt gegeben, sich noch in diesem Jahr das Siemens-Geschäftsfeld für mehr als 1,1 Milliarden Euro einzuverleiben, aber fast niemand kennt das Unternehmen. Dabei ist das 1946 von Kurt Körber in Hamburg gegründete Unternehmen seit Jahrzehnten im deutschen Maschinenbau eine Größe. Verbindungen in die süddeutsche Branche sind zahlreich.

Zukäufe haben Tradition bei Körber

Gestartet hat Körber mit der Fertigung von Maschinen für die Tabakwaren-Industrie, expandierte ab den 1970er Jahren aber mit zunehmendem Tempo und freundlicher Unterstützung der Hamburger Bankenlandschaft in andere Bereiche.

Der Expansionskurs erfolgte schon damals meist durch Zukäufe. Gleich mehrfach schnappte sich Körber in den 70er und 80er Jahren beispielsweise Werkzeugmaschinenbauer aus dem Schwäbischen und gliederte sie ins eigene Unternehmen ein.

Stephan Seifert ist begeisterter Segler, Chef der Körber AG und hat in seiner Amtszeit das Unternehmen umgekrempelt.
Stephan Seifert ist begeisterter Segler, Chef der Körber AG und hat in seiner Amtszeit das Unternehmen umgekrempelt. | Bild: Christian O. Bruch

Die Metallbearbeitungskompetenzen bündelte man Anfang der 1990er Jahre in der Körber-Schleifring GmbH – einer der großen Nummern im internationalen Werkzeugmaschinenbau.

Seifert verkaufte Werkzeugmaschinenbau an Investoren

2018 wurde der Multi-Marken-Maschinenbauer, der mittlerweile unter dem Namen United Grinding Group firmierte, vom heutigen Körber-Chef Stephan Seifert an Investoren verkauft. Dahinter hat wohl die Überzeugung gesteckt, dass es neue Geschäftsfelder sind, die in Zukunft entscheidend für Wachstum sein werden. „Wir sind überzeugt, dass man als Industrieunternehmen im Jahr 2025 nicht bestehen kann mit dem heutigen Technologie-Stack und dem heutigen Geschäftsmodell“, sagte Seifert vergangenes Jahr dem „Handelsblatt“.

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Über Seifert selbst ist wenig bekannt. 1967 geboren, studierte er in Duisburg-Essen BWL und hat zudem einen US-amerikanischen Abschluss in Wirtchaftswissenschaften (MBA). Seine Meriten verdiente er sich unter anderem bei der Beratungsfirma Arthur Andersen und in kaufmännischen Funktionen beim Maschinenbau-Riesen GEA, der heute vom Ex-Chef des Göppinger Pressenweltmarktführers Schuler, Stefan Klebert, geleitet wird.

Körber-Chef setzt voll auf Digitalsierung

Vom Maschinenbau geprägt, ist Seifert aber dennoch davon überzeugt, dass die Zukunft in der Digitalisierung liegt. Um das bei Körber voranzutreiben, gründete er 2017 die Körber Software-Sparte Supply-Chain, die heute mit einem Jahresumsatz von 300 Millionen Euro zu den Top-drei-Herstellern von Software für Lagerhäuser und Logistikfirmen gehört.

Hinter Körber steht eine bekannte Stiftung

Hier schließt sich der Kreis zum gerade erfolgten Erwerb der Post- und Paketsparte von Siemens, einem Hersteller komplexer Sortiermaschinen für Logistikanwendungen. Seifert wird nicht müde zu betonen, wie gut das Know-How der Siemensianer zu Körber passt und welche Wachstumschancen das Zusammenspiel von Soft- und Hardware bietet.

Für die nötige Erdung und Kontinuität im 10.000-Mitarbeiter-Konzern sorgt die Körber-Stiftung. Sie streicht die Dividenden der Industrie-Holding ein und finanziert damit gesellschaftliche Anliegen, etwa rund um Demokratie, sozialen Zusammenhalt und Wissenschaft.