Nach einem trotz der Corona-Pandemie soliden Geschäftsjahr zeigt sich der Sensor-Spezialist Testo aus Titisee-Neustadt spendabel. Man habe sich entschlossen, den in Deutschland beschäftigten Mitarbeitern die Gehaltsausfälle in Folge der Corona-Pandemie als Prämie zurückzuzahlen, sagte Testo-Vorstandschef Burkart Knospe am Mittwoch.
2020 mehr Gewinn gemacht als im Jahr zuvor
Zwischen Mai und Oktober hatte das Unternehmen für fast alle seiner rund 1800 im Inland Beschäftigten Kurzarbeit eingeführt. Die so entstandenen Verdienstausfälle bekämen die Mitarbeiter nun zurück, so Knospe. Bis zu 30 Prozent des Jahresgewinns hatte Testo dafür reserviert. Weil die Erträge dank eines starken vierten Quartals 2020 üppiger flossen als erwartet, wurde diese Schwelle indes gar nicht erreicht.
Testo habe sich 2020 „trotz enormer Beeinträchtigungen durch die Pandemie als extrem robust und resilient gezeigt“, sagte Knospe. So stieg der Umsatz 2020 um gut drei Prozent auf 353 Millionen Euro. Zum Gewinn äußert sich der Mittelständer traditionell nicht. Allerdings habe man aufgrund des guten Geschäftsverlaufs und gleichzeitigen Kosteneinsparungen „angemessen“ und mehr als im Vorjahr verdient, so der Testo-Chef. Als angemessen definiert Knospe die branchenübliche Gewinnmarge, die zwischen fünf und 15 Prozent des Umsatzes liegt.
Insbesondere ein Produkt half den Schwarzwäldern, die in der Region Standorte in Titisee, Lenzkirch und Kirchzarten haben, durch die Krise – Wärmebildkameras. Die am Standort Titisee gefertigten Geräte wurden Testo im Verlauf der Krise förmlich aus den Händen gerissen.
Zwischen Februar und Juli verdreifachten sich die Auftragseingänge, und Testo musste über Monate auf Dreischichtbetrieb umschalten, um alle Aufträge abarbeiten zu können. Hintergrund des Booms ist, dass tragbare Wärmebild- und Infrarotmessgeräte in vielen Ländern dazu genutzt werden, über die Messung der Körpertemperatur Corona-Infizierte Personen zu erkennen. „Die Nachfrage hier hat uns sehr geholfen“, so Knospe.
Hotel-Pläne stocken
Ausgebremst wurde indes der Testo-Plan, nahe des Titisees ein Hotel für Geschäftskunden zu errichten. „Wir haben den Bau des Business-Hotels erst einmal gestoppt“, sagte Knospe. Eigentlich sollte im April 2020 Baubeginn sein, dann kamen die Corona-Krise und „ständig steigende Baukosten„ dazwischen. Mittlerweile sucht Testo nach einem Co-Investor, der das 32 Millionen Euro teure Vorhaben mitfinanzieren soll. Außerdem will man das Hotel auch für Touristen öffnen.
Für das laufende Geschäftsjahr ist der Mittelständler, der weltweit gut 3200 Menschen beschäftigt, optimistisch. Im Januar und Februar seien die Umsätze weltweit um 14 Prozent gewachsen, so Knospe. Testo liefert Mesgeräte und Sensoren insbesondere an Heizungsbauer, die Nahrungsmittelindustrie und das verarbeitende Gewerbe. Aber auch Restaurantketten wie McDonald's lassen ihre Restaurants mit Testo-Produkten ausstatten.