Verbände und Kammern im Südwesten haben mit harscher Kritik auf Pläne der EU-Kommission reagiert, die Umweltvorschriften für Autos mit Verbrennungsmotoren nochmals zu verschärfen. Es könne nicht sein, dass die Regeln so gestaltet würden, dass mit dem Elektro-Antrieb nur eine Technologie eine Chance habe sich durchzusetzen, unabhängig davon wie sinnvoll das für die Umwelt sei, sagte der Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands WVIB, Christoph Münzer, am Freitag. Es entstehe der Eindruck die EU-Kommission spiele „mit gezinkten Karten“.
Ausgangspunkt der Kritik sind Pläne der Brüsseler Kommission zum neuen Abgasstandard Euro 7. Diese sehen nach einem Bericht der „Stuttgarter Zeitung“ eine Verschärfung der Grenzwerte für Emissionen bis zum Faktor zehn vor. Eine interne Bewertung der Kommissionspläne durch die deutschen Autohersteller, aus der das Blatt zitiert, kommt zu dem Schluss, dass damit „pure konventionelle Verbrenner aussterben“ werden.
So sei im Gespräch, die Grenzwerte für den Ausstoß von Stickoxid von derzeit 80 auf bis zu 30 Milligramm pro Kilometer zu senken. Dieser Wert entspreche der Messungenauigkeit der Geräte. Wenn die Pläne umgesetzt würden, dürfte ein Neuwagen faktisch gar keine Stickoxide mehr ausstoßen. Die Euro-7-Norm definiere auf dieser Grundlage annähernd einen „Nullemissionsstandard“ für Verbrenner.
Wird der Verbrenner kaputt-reglementiert?
Zudem würden für Verbrennungsmotoren ungleich härtere Standards angelegt als für E-Autos. Bei Dieseln und Benzinern solle beispielsweise der Gummiabrieb der Reifen in die Schadstoffbilanz mit einfließen, bei batterieelektrischen Fahrzeugen nicht. Und das obwohl hier die Feinstaubbildung aufgrund des stärkeren Beschleunigungsverhaltens eher größer sei.
WVIB-Mann Münzer sagte, das Ziel, Mobilität emissionsfrei zu machen, sei allgemein anerkannt, auch bei Auto-Herstellern und Zulieferern. Man könne das aber nur „mit fairen Spielregeln und fairen Bewertungsmaßstäben“ für die Umweltwirkung einzelner Antriebe erreichen. Diese sieht Münzer auch anderswo als nicht gegeben.
Harsche Kritik an Plug-In-Hybriden
Die in Deutschland praktizierte Subventionierung von Plug-in-Hybriden mit sehr geringen elektrischen Reichweiten nannte er „nicht ökologisch“ und eine „Augenwischerei“. Wer derzeit ein Hybridfahrzeug bestellt, kann durch staatliche Zuschüsse und Herstellerrabatte rund 7500 Euro sparen, und das obwohl die elektrische Reichweite manchmal schon nach 30 Kilometern endet. Und zur Versteuerung als Dienstwagen muss nur der halbe Listenpreis angesetzt werden. Als Folge steigen die Zulassungszahlen der Zwitter-Autos rasant, obwohl der Umweltnutzen von Fachleuten stark angezweifelt wird.
Ungereimtheiten bei Umweltbilanz von E-Autos
Auch beim reinen E-Autos gibt es massive Ungereimtheiten beim Erfassen der Umweltbilanz. Ihr CO2-Ausstoß wird generell bei null angesetzt, ungeachtet des Strom-Mixes, mit dem sie betankt werden. Aus Sicht der deutschen (und der EU-) Gesetzgebung ist ein in Polen betriebenes E-Fahrzeug genauso sauber wie eines, das in Deutschland oder Frankreich fährt – obwohl Polen sehr hohe Kohlestromanteile ausweist. Martin Koers, Geschäftsführer beim Automobilverband VDA, sprach daher am Freitag von „teils perversen CO2-Bilanzen“, im Automobilbereich.

Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, forderte mehr „Sachorientierung“ bei der Debatte um die Zukunft des Verbrennungsmotors. „Das Klima sei ein wichtiges Gut, die Existenzsicherung von Menschen aber auch“, sagte er. Allein im badischen Landesteil Baden-Württembergs ballen sich rund 350 Automobilzulieferer mit insgesamt 190 000 Jobs.