Die deutsche Wirtschaft steuert infolge der Corona-Pandemie auf Verluste im dreistelligen Milliardenbereich zu. Eine zweimonatige Corona-Zwangspause und die daraus resultierenden Folgekosten würden die deutsche Wirtschaft rund 240 Milliarden Euro kosten, heißt es in einer Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Das entspreche rund sieben Prozentpunkten des Bruttoinlandsprodukts (BIP), sagte Studienautor Rolf Schäffer am Dienstag in Stuttgart. Ähnlich stark ist die deutsche Wirtschaft nicht einmal während der Finanzkrise 2009 eingebrochen. Damals betrug das Minus beim BIP 5,7 Prozent.
Manche Autowerke erst im Mai wieder offen
Aktuell befindet dich Deutschland seit gut zwei Wochen im teilweisen Lock-Down, einem Zustand, der von weitreichenden Einschränkungen im Privaten, aber auch in der Wirtschaft gekennzeichnet ist. Die Lage wird nach Willen der Bundesregierung mindestens noch bis zum 19 April andauern. Teile der Automobilindustrie haben aber bereits angekündigt, ihre Werke erst Anfang Mai wieder zu öffnen.
Kurzarbeit bei Maschinenbauern und Zulieferern
Als Folge der Produktionspause bei den Autobauern, sind große Teile der Wirtschaft ebenfalls im Ruhemodus. Viele Zulieferer und Maschinenbauer haben auf Kurzarbeit umgeschaltet. Produktionsstopps gibt es zudem in der Luftfahrtbranche, im Bau- sowie im Chemiesektor. Auch große Teile des Dienstleistungssektors stehen aufgrund der von Bund und Land verhängten Einschränkungen ohne Aufträge da – ein Zustand, der nach Meinung der LBBW-Experten so schnell wie möglich beendet werden sollte.
Deutschland müsse „alles daransetzen, das Wirtschaftsleben so schnell wie möglich wieder zu normalisieren“, sagte Studien-Co-Autor Martin Güth. Das könnte frühestens in zwei Wochen geschehen. „Für Deutschland rechnen wir im Optimalfall mit einer ersten Rücknahme einzelner Maßnahmen für die Zeit nach dem Ende der Osterferien – vielleicht aber auch erst im Mai“, sagte er. Es sei ratsam, den Ausstieg aus der Zwangspause erst zu beginnen, wenn die Ausbreitung soweit unter Kontrolle ist, dass neue Infektions-Herde sofort eingedämmt werden könnten.
24.000 Neuinfektionen pro Tag wären für Deutschlands Gesundheitswesen noch zu verkraften
Auf eine Entspannung der Lage deuten derzeit einige Faktoren hin. So hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zuletzt angedeutet, über eine Lockerung der Kontaktsperren nachzudenken, sobald sich die Zahl der Neuinfizierten Corona-Patienten alle 14 Tage verdoppelt, was eine deutliche Verlangsamung gegenüber heute darstellen würde.
Dieses Ziel erscheint bis nach Ostern erreichbar. Geht der Trend so weiter, stehen auch die Chancen gut, dass das deutsche Gesundheitssystem eine Überlastungssituation vermeiden kann. Aktuell stecken sich rund 4000 bis 5000 Menschen täglich in Deutschland neu mit Corona an. Bei den Intensivbetten inklusive Beatmungsgeräten kommt das Land nach LBBW-Berechnungen allerdings erst ab täglichen Neuinfektionen von rund 24.000 Menschen an seine Grenzen. Ein Puffer ist – Stand jetzt – also durchaus vorhanden. „Die medizinischen Kapazitäten müssten in Deutschland ausreichen“, gibt sich LBBW-Analyst Rüht vorsichtig optimistisch.
Wann kommt die Herdenimmunität?
Die Einschränkungen in der Wirtschaft müssen auch aus einem anderen Grund irgendwann aufgehoben werden. Mit nur einer Abflachung der Infektionskurve würde es Jahre dauern, bis eine „Herdenimmunität“ erreicht wäre, heißt es von der LBBW. So lange ließe sich Deutschland nicht in den Ruhemodus versetzen.