Sie sind ökologisch gewünscht aber haben beim Kunden einen schweren Stand: kleine E-Fahrzeuge (LEV) für kurze Strecken und geringe Lasten. Beispielsweise der Renault Twizy konnte sich trotz zwölf Jahren auf dem Markt nur 33.000 Mal verkaufen. Statistisch gesehen bewegt sich ein Auto in Deutschland 40 Kilometer am Tag. Große Reichweiten aus großen Batterien in großen Autos scheinen da überproportioniert. Dennoch können sich kleine E-Autos bisher nicht durchsetzen. Warum?

Zu viel Geld für zu wenig Nutzen

Franz Loogen, Geschäftsführer der E-Mobil Baden-Württemberg, glaubt die Antwort zu kennen: mangelnder Nutzwert, zu wenig Reichweite, zu teure Anschaffung. „Die Kleinfahrzeuge befinden sich zwischen zwei Produktgruppen: Zum einen Pedelecs und Lastenräder, die durch ihre gute Weiterentwicklung sowie durch die zunehmend besser ausgebauten Fahrradwege einen Massenmarkt etabliert haben. Zum anderen die kleinen und in Masse gefertigten elektrischen Pkw mit vier Sitzplätzen, die bereits heute und insbesondere in den nächsten Jahren eine sinkende Kostenentwicklung erwarten lassen.“

Franz Loogen, Geschäftsführer der e-mobil BW.
Franz Loogen, Geschäftsführer der e-mobil BW. | Bild: e-mobil BW/KD Busch

Die Kaufentscheidung hängt also grundlegend am Anwendungsbedarf sowie den Kosten. Loogen schätzt, für einen erfolgreichen Markteintritt dürften LEV bestenfalls nur wenig teurer als Lastenräder und deutlich günstiger als die preiswertesten elektrischen Pkw sein. Zudem sei ein entsprechendes Werkstatt- und Servicenetz erforderlich.

Die Rückkehr des Hotzenblitz

Diese Lücke will nun ein Auto ausfüllen, dessen Ursprung im Schwarzwald liegt: die Neuauflage des Hotzenblitz. Dessen Erfinder Thomas Albiez plant seit Jahren das Kultauto zurück zu bringen. Die kompakte Karosse soll mit diversen Heckvarianten und Interieur-Optionen auch international per Lizenzvertrieb angeboten werden.

Start der Nullserie mit voraussichtlich 300 Fahrzeugen soll laut Albiez noch dieses Jahr sein. Seine potenzielle Kundschaft er vor allem im Dienstleistungssektor: Handwerker, Pflegedienste, Pizzaservice.

Alter Mantel, neue Technik: Thomas Albiez mit dem neuen Hotzenblitz Klassik am Ossiacher See bei Villach.
Alter Mantel, neue Technik: Thomas Albiez mit dem neuen Hotzenblitz Klassik am Ossiacher See bei Villach. | Bild: Thomas Albiez

Auch Stefan Reindl, der Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, sieht darin das größte Potenzial. Für Privatleute sieht der Wissenschaftler den Nutzen hauptsächlich als Zweit- oder Drittwagen, sollte der Preis deutlich unter dem von üblichen Kleinwagen liegen. Albiez nennt Preise je nach Ausstattung zwischen 15.000 und 23.000 Euro. Mit ausgebauter Produktion sollen die Preise allerdings sinken.

Zu früh auf dem Markt?

Zunächst soll der Hotzenblitz mit einer Neuauflage im alten Design erscheinen. „Auf diese Weise wollen wir unsere Technik vorstellen“, sagt Albiez. „Da der Hotzenblitz mit einer Steckdose ausgestattet ist, kann das Auto auch als mobile Batterie für elektrische Werkzeuge wie Bohrmaschinen genutzt werden“, beschreibt der Ingenieur. Zudem soll der Batteriestrom ins eigene Hausnetz eingespeist werden können.

Zu Hausstrom aus Elektroautos sagt Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und ...
Zu Hausstrom aus Elektroautos sagt Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, „weder gewerbliche noch private Infrastrukturen sind bisher auf solche Lösungen flächendeckend vorbereite“. | Bild: Deutsche Automobil Treuhand (DAT)

Eine Studie der E-Mobile Baden-Württemberg bescheinigt diesem Laden in zwei Richtungen einiges Potenzial. Nach Ansicht von Autowirtschaftler Stefan Reindl „sind allerdings weder gewerbliche noch private Infrastrukturen auf solche Lösungen flächendeckend vorbereitet“. Deshalb könnte der Hotzenblitz, so Reindl, zu früh auf dem Markt sein.

Neue Arbeitsplätze

Die Fahrzeuge sollen bei einem Partner nördlich von Passau gefertigt werden. Für die Serienproduktion will er, Stand jetzt, eine Metallfabrik in der Umgebung Donaueschingens einschließlich der Mitarbeiter übernehmen. Allerdings betont der Ingenieur, eilig habe er es nicht. Dabei peilt Albiez an, etwa 160 Menschen und mehr einen Arbeitsplatz anbieten zu können, sobald die Serienproduktion anlaufen kann.

Ähnlich wie diese Designstudie könnte die Neuauflage des Hotzenblitz aussehen.
Ähnlich wie diese Designstudie könnte die Neuauflage des Hotzenblitz aussehen. | Bild: Thomas Albiez

Bedingung: Förderungsgelder

Damit er seine Autos in Baden-Württemberg montieren lässt, macht Albiez Förderungen des Landes zur Voraussetzung. Insbesondere spekuliert er auf Ansiedelungssubventionen. Laut E-Mobil-Geschäftsführer Loogen sind die allerdings in reichen Bundesländern schwer zu bekommen. Deshalb sei es weniger eine Frage, ob das Land möchte, vielmehr ob es dürfe. Albiez sieht es pragmatisch: „Wenn sie es wollen, können sie es auch.“

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Das Landes-Wirtschaftsministerium kennt seine Pläne und bestätigt, Albiez über Fördermöglichkeiten informiert zu haben. Beispielsweise könnte sich das Projekt als eines von vielen für den Topf „Schaufensterprojekte Elektromobilität 2025“ bewerben, vermutet Stefan Reindl. Zwei große Projekte mit strategischer Bedeutung für die Elektromobilität mit 80 Millionen Euro will das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützen.

„Bei den LEV tritt das Land aktuell weder in der Nutzung noch als Entwicklungs- beziehungsweise Produktionsstandort erheblich in Erscheinung“, sagt Jasmin Zipp, Pressesprecherin des Landes-Wirtschaftsministeriums. Deshalb könne Baden-Württemberg von einer hier angesiedelten Produktion profitieren. Auch weil LEV als „ein mögliches Fahrzeugsegment einer nachhaltigeren Mobilität“ angesehen werden.

Wie das Auto bei seinem zweiten Anlauf ankommt, kann Stand jetzt nur spekuliert werden. „Es ist toll, wenn er es versucht“, sagt Franz Loogen, „doch am Ende entscheidet der Markt.“