Anfang November gab die Nexus AG die Vereinbarung bekannt. Die Private-Equity-Firma TA Associates aus den Vereinigten Staaten will groß in den Krankenhaus-Software-Anbieter aus Donaueschingen investieren und ihn übernehmen. Knapp 1,2 Milliarden Euro soll ihnen die Investition wert sein. Das wäre der Preis für alle Aktienanteile.
Anleger müssen in den kommenden Wochen entscheiden, ob sie ihre Nexus-Aktien zum von TA angebotenen Preis von 70 Euro pro Aktie abdienen wollen. Die Aktionäre bestimmen so, ob der Investor die für die Übernahme entscheidende 50-Prozent-Hürde nehmen kann.
Unbekannt war bislang, was eine potenzielle Übernahme für die 1853 Mitarbeiter bedeutet. Inzwischen haben Vorstand und Aufsichtsrat von Nexus Stellung bezogen.
Stellenabbau ist kein Thema
Demnach werde der Investor keinen Abbau von Stellen anstoßen, der „zu einer erheblichen Verringerung der Gesamtbelegschaft führen würde“. Eine Formulierung, die eine Hintertür offenlässt.
Hannes Wehinger, kaufmännischer Leiter der Nexus AG in Donaueschingen, versichert jedoch, dass ein Stellenabbau im Zuge einer Übernahme definitiv nicht geplant sei: „Wir haben in der Investment-Einigung mit der Bieterin festgeschrieben, dass keine Stellen oder Standorte gestrichen werden.“
Auch andere Konditionen wie Gehaltsstruktur, etwaige Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge wolle TA unberührt lassen. In der Stellungnahme des Vorstands heißt es zudem, dass Donaueschingen mit seinen knapp 200 Mitarbeitern Hauptsitz der Nexus AG bleiben werde.
Positive Rückmeldungen von Anlegern
Bevor es zur Übernahme kommen kann, muss TA zunächst die Mehrheitsanteile der Nexus AG besitzen. 70 Euro bietet der US-Investor Anlegern pro Aktie. Noch bis 17. Dezember läuft die erste Frist für Nexus-Aktionäre, das Angebot annehmen zu können. Genaue Zahlen, wie viele das Übernahmeangebot bereits akzeptiert haben, kann der kaufmännische Leiter noch nicht nennen. Nexus selbst werde erst nach Ablauf der Frist erfahren, ob es schon zur Mehrheit für TA reicht.
Allerdings hat Hannes Wehinger Hoffnung darauf, dass die Schwelle von 50 Prozent plus eine Aktie dann schon erreicht werden könnte. Die Rückmeldungen der Anleger seien bislang positiv: „Wir haben auch einige Aktionäre aus der Region, die in den frühen 2000er-Jahren schon eingestiegen sind. Für die ist das Angebot eine große Wertsteigerung.“ Zwischen Mitte Dezember und Anfang Januar soll noch eine zweite Runde laufen, damit Kleinaktionäre, die die erste Frist verpasst haben, noch eine Möglichkeit zum Verkaufen bekommen.
Wie gut ist das Angebot?
Anlegerschützer gehen davon aus, dass die Übernahme gelingt. Für Daniel Bauer, Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), ist das Angebot gut genug, „da der Aktienkurs noch immer unter den gebotenen 70 Euro liegt und es somit attraktiver ist, als über die Börse zu verkaufen.“
Paul Maares von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) betrachtet die Prämie von 44,2 Prozent auf den Aktienwert als „überdurchschnittlich und attraktiv“ gegenüber den üblichen 20 bis 40 Prozent bei vergleichbaren Übernahmen.
Delisting birgt Risiken
Kritisch sieht Maares hingegen den Plan von TA, die Nexus AG nach einer Übernahme von der Börse zurückzuziehen. „Entscheidend ist, dass die Interessen der Minderheitsaktionäre – anders als dies momentan geplant ist – angemessen berücksichtigt werden.“ Werde die Aktie von der Börse genommen, könnten Aktionäre, die ihre Anteile behalten haben, diese eventuell nicht mehr im regulierten Markt handeln.
Dass es nach einem Börsenrückzug schwieriger werden könnte, noch einen ähnlich guten Preis für Nexus-Aktien zu bekommen, sieht auch Hannes Wehinger so. Deswegen wolle man auch Kleinaktionären mit der zweiten Annahmefrist genügend Zeit geben, das aus Unternehmenssicht attraktive Angebot anzunehmen.
Alle Anteile sind das Ziel
Laut Wehinger sei das Ziel des Investors, alle Anteile der Nexus AG zu erreichen. Der Stellungnahme des Vorstandes zufolge könnte TA einen sogenannten „Squeeze out“ durchführen, wenn sie mindestens 95 Prozent der Anteile halten und damit die verbleibenden Aktionäre zu einem Verkauf ihrer Aktien zu einer „angemessenen Barabfindung“ zwingen.
Für Nexus sollen sich mit der Investition neue Möglichkeiten ergeben, sagt Hannes Wehinger. Auch wenn mit der kürzlich beschlossenen Krankenhausreform wohl einige kleinere Kliniken in Zukunft schließen müssen, blickt er positiv auf die Auftragslage für den Software-Hersteller. Das Potenzial für Nexus bleibe groß.
So sieht das auch Simon Reif. Der Gesundheitsökonom vom Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sagt, dass die Nachfrage bei Herstellern wie Nexus derzeit eher steigt. Das Interesse aus den USA spreche laut dem Experten für sich: „Es ist ein gutes Zeichen, dass Private Equity hier ein Potenzial sieht und in eine deutsche Firma investieren will.“