Ein Bausatz aus dem Internet, Schulkenntnisse zum Thema Elektrik und ein bisschen handwerkliches Geschick: Glaubt man den zahllosen Videos aus dem Internet, ist es kein Hexenwerk, sich eine Photovoltaik-Anlage selbst aufs Dach zu bauen. Finanziell eine lohnende Sache: Bis zu 30 Prozent der Anschaffungskosten lassen sich durch die Selbstmontage sparen, schätzen Experten. Denn während die Bauteile für die Solaranlagen günstiger geworden sind, steigen die Handwerkerkosten stetig. Hinzu kommen lange Wartezeiten für die Montage.
Eine der Firmen, die seit diesem Herbst Bausätze für die Selbstmontage bis zu zehn Kilowatt-Peak (kWp) – das Maß für die Höchstleistung einer Photovoltaikanlage – anbietet, ist die Priwatt GmbH in Leipzig. Dort ist man mit den ersten Erfahrungen sehr zufrieden, das Interesse potenzieller Kunden sei groß. „Viele, die schon ein Balkonkraftwerk besitzen, sind auf den Geschmack gekommen und durchaus dazu bereit, auch eine größere Anlage bei sich zu montieren“, sagt Kay Theuer, Geschäftsführer bei Priwatt.
Vor allem vom Preis begeistert
Die Interessenten seien vor allem vom Preis begeistert und von der Tatsache, durch den Eigenbau lange Wartezeiten vermeiden zu können. Theuer spricht von mehreren Tausend Euro, die je nach Anlage und Eigenleistung bei Konfiguration und Montage eingespart werden könnten. „Kleinere Anlagen, die auf leicht zu erreichenden Flächen montiert werden, wie etwa dem Carport, können mit zwei Personen innerhalb von ein bis zwei Tagen aufgebaut werden“, so Theuer.
Leicht zugängliche Montageorte wie Flachdach, Garage oder eben der Carport seien die Montageorte, bei denen Theuer vermutet, dass die Kunden sich die Selbstmontage am ehesten zutrauen. Der Konfigurator auf der Homepage biete aber auch die Möglichkeit, andere Montageorte und Dachformen zu bedienen.
Handwerker unverzichtbar
Ganz ohne Handwerker kommt man bei der Montage einer PV-Anlage dennoch nicht aus. So ist es rechtlich zwar erlaubt, Halterungen und Solarmodule selbst zu montieren sowie diese untereinander zu verbinden. „Der Anschluss der Solarmodule an den Wechselrichter, der Anschluss an das Hausnetz und die Inbetriebnahme der Solaranlage müssen aber von einer Elektrofachkraft vorgenommen werden, die beim Netzbetreiber gelistet ist“, sagt Kay Theuer.
Beim Bundesverband Solarwirtschaft hat man Zweifel daran, ob sich Elektromeister finden lassen, die diese Aufgaben übernehmen. „Denn der Fachmann müsste dabei auch die elektrotechnische Verantwortung für die Gesamtinstallation übernehmen. Das ist schon haftungsrechtlich für einen professionellen Fachbetrieb kaum zu leisten, wenn er die Anlage nicht selbst montiert und installiert hat“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Solarwirtschaft.
Kay Theuer von Priwatt sagt dazu: „Viele Kunden wünschen sich Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Installateuren. Klar ist deshalb, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt einen Anschlussservice anbieten werden.“
Die Schweizer kooperieren lieber
Selbstmontage, kombiniert mit handwerklicher Expertise – in der Schweiz gibt es diese Möglichkeit schon seit vielen Jahren. Im ganzen Land haben sich inzwischen mehr als ein Dutzend Selbstbau-Genossenschaften für PV-Anlagen gegründet. Eine der ersten war die Energiewendegenossenschaft e-wende.ch, welche Syril Eberhart bereits im Jahr 2013 ins Leben gerufen hat – nachdem er versucht hatte, auf dem Dach seines Elternhauses eine PV-Anlage zu installieren.
Er merkte dabei: Alles allein zu planen und aufzubauen, ist wirklich ein sehr großer Aufwand. „Zumal ich ja nicht einfach nur irgendeine Anlage wollte, sondern eine, die auch wirklich gut ausgerichtet ist und gut funktioniert“, sagt Syril Eberhart.
Deshalb bietet die Genossenschaft heute Workshops an für jene, die ihre Anlagen selbst planen wollen. Es arbeiten auch 28 Planer bei der Energiewende-Genossenschaft, die die Planung gegen Geld übernehmen. Wer seine PV-Anlage über die Genossenschaft plane und baue, spare etwa 30 Prozent, so Eberhart. Seit 2022 kann sich die Genossenschaft vor Anfragen nicht mehr retten.