Zum Jahresende können sich Zehntausende Arbeitnehmer in der Region über ein Weihnachtsgeld ihres Arbeitgebers freuen. Wo wird das Weihnachtsgeld gezahlt – und in welcher Höhe? Ein Überblick:

Die Krankenhäuser

Beschäftigte in den kommunalen Krankenhäusern bekommen kein Weihnachtsgeld – sondern eine Jahressonderzahlung, wie es im Tarifvertrag des öffentlichen Diensts heißt. Je nach Entgeltgruppe beträgt der Extra-Geldsegen zwischen 52 und 85 Prozent des Brutto-Durchschnittsgehalts.

Bei den Kliniken in Friedrichshafen und Tettnang erhalten 75 Prozent der rund 2000 Beschäftigten die Jahressonderzahlung.

Die 3300 Mitarbeiter des Schwarzwald-Baar-Klinikums in Villingen-Schwenningen und Donaueschingen bekommen nach Angaben einer Sprecherin eine Jahressonderzahlung gemäß Tarifvertrag.

Von den 3800 Beschäftigten des Gesundheitsverbunds im Landkreis Konstanz profitieren rund 2800 von der Sonderzahlung.

Am Klinikum Hochrhein erhalten rund 730 von 850 Mitarbeitern die Extra-Zahlung vor Weihnachten. Viele Ärzte an kommunalen Krankenhäusern gehen leer aus: Für sie gilt der Tarifvertrag Marburger Bund, der keine Jahressonderzahlung vorsieht.

Die Wohlfahrtsverbände

Bei den kirchlichen Wohlfahrtsverbänden gibt‘s einen Geldsegen zum Jahresende:

So erhalten alle Mitarbeiter der Diakonie ein Weihnachtsgeld in Höhe von 60 bis 90 Prozent des tariflichen Brutto-Monatsgehalts.

Für die Caritas kann eine pauschale Aussage nicht getroffen werden. Zwar gibt es einen Bundestarif, der etwa für die 450 Mitarbeiter der Zentrale des Deutschen Caritasverbands in Freiburg im Breisgau rund 78 Prozent des Monatsgehalts als Weihnachtsgeld vorsieht.

Doch die Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen, der Seniorenhilfe oder Kindertagesstätten sind jeweils unter anderem bei den rund 6000 Orts- und Kreisverbänden angesiedelt. Diese sind rechtlich selbstständige Träger.

Die Baubranche

Das Büro- und Empfangsgebäude von sto am Hauptstandort Stühlingen.
Das Büro- und Empfangsgebäude von sto am Hauptstandort Stühlingen. | Bild: Sto Weizen

Für Beschäftigte des Baumaterial-Herstellers Sto fällt die Jahressonderzahlung besonders üppig aus: Sie erhalten 130 Prozent des tariflichen Monatsgehalts.

Die Höhe ist erfolgsabhängig und richtet sich nach der erzielten Umsatzrendite des Vorjahres, erklärt Thade Bredtmann, Leiter Personal Sto-Gruppe. Deutschlandweit arbeiten rund 2000 Beschäftigte bei Sto. Die größten Standorte in Baden-Württemberg sind neben dem Hauptsitz in Stühlingen das Produktionswerk in Donaueschingen.

Pharma und Medizintechnik

17.500 Menschen arbeiten in den Deutschen Niederlassungen des Pharmaunternehmens Roche, unter anderem am Standort Grenzach. Sie erhalten im November ein Weihnachtsgeld in Höhe eines tariflichen Monatsgehalts, auch die Auszubildenden. Zeitarbeiter gehen hingegen leer aus.

Beim Medizintechnik-Unternehmen Aesculap in Tuttlingen profitieren 3400 Mitarbeiter von der Sonderzahlung: Sie erhalten gestaffelt nach Betriebszugehörigkeit zwischen 30 und 60 Prozent ihres Brutto-Monatsverdienstes.

Auch Karl Storz zahlt Weihnachtsgeld: Die 3250 Beschäftigten in Tuttlingen und den anderen Standorten in Deutschland erhalten in der Regel rund 60 Prozent eines Monatsgehalts, so eine Sprecherin des Medizintechnik-Unternehmens.

Novartis wollte sich gegenüber dem SÜDKURIER nicht zu Gehältern oder Gehaltsangaben seiner Mitarbeiter in Deutschland, etwa am Standort Stein, äußern – die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie dagegen schon: „Die Beschäftigten werden nach Flächentarif für die chemische Industrie bezahlt und müssen ein volles Monatsentgelt als tarifliche Jahresleistung, also Weihnachtgeld, bekommen“, sagt Petra Hartwig, Bezirksleiterin der IGBCE Freiburg.

Lebensmittel

Pro Jahr produziert Maggi am Standort Singen fast 40 Millionen Flaschen Maggi-Würze. Die allermeisten der knapp 600 Mitarbeiter haben ...
Pro Jahr produziert Maggi am Standort Singen fast 40 Millionen Flaschen Maggi-Würze. Die allermeisten der knapp 600 Mitarbeiter haben einen vertraglichen Anspruch auf Weihnachtsgeld. | Bild: Tesche, Sabine

Bei Hügli Nahrungsmittel aus Radolfzell werden die 720 Mitarbeiter nach Tarif bezahlt – und profitieren vom Weihnachtsgeld. Sie erhalten 110 Prozent eines Monatsgehalts.

Mit insgesamt knapp 850 Beschäftigten im Maggi-Werk und im Nestlé Produkt- und Technologiezentrum ist Singen der wichtigste Standort von Nestlé in Baden-Württemberg, so eine Sprecherin. Der Lebensmittelkonzern zahlt seinen Mitarbeitern eine Jahressondervergütung, aufgeteilt in ein Sommer- und ein Weihnachtsgeld, zwischen 80 und 120 Prozent des Bruttomonatsentgelts. Durchschnittlich bekommen jedes Jahr über 80 Prozent der deutschlandweit 8450 Beschäftigten bei Nestlé ein Weihnachtsgeld ausgezahlt.

Grundstoffindustrie

Constellium – die alte Alcan beziehungsweise Alusuisse – zahlt ihren Beschäftigten ebenfalls Weihnachtsgeld. Rund 2500 davon arbeiten in Baden-Württemberg, an den Standorten in Singen, Gottmadingen und Dahenfeld bei Neckarsulm. Singen ist eines der größten Werke des Aluminium-Branchenführers mit weltweit 12.000 Beschäftigen. Weihnachtsgeld wird nach IG-Metall-Tarif bezahlt, das heißt bis zu 60 Prozent eines Monatsbruttolohns.

Energieversorger

Der Tarifvertrag für Versorgungsbetriebe (TV-V), der bei den Stadtwerken Bad Säckingen Anwendung findet, sieht laut einer Firmensprecherin kein explizites Weihnachtsgeld vor. Allerdings wird den Mitarbeitern ein 13. Monatsgehalt ausbezahlt. Davon profitieren auch die gut 70 Beschäftigten des Versorgers vom Hochrhein.

Die rund 950 Tarifbeschäftigten der Stadtwerke Konstanz bekommen tariflich als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk „ein volles Monatsentgelt als Sonderzahlung“, wie ein Stadtwerke-Sprecher sagt. Auch Angestellte der Bädergesellschaft und der Bodensee-Schiffsbetriebe profitieren davon.

Auch der Energieversorger Thüga Energie, der etwa in Singen am Hohentwiel Grundversorger ist, bezahlt seinen Mitarbeitern einen vollen Bruttomonatslohn als Weihnachtsgeld.

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Maschinenbau, Rüstung und Raumfahrt

Der Maschinen- und Anlagenbauer Georg Fischer mit Sitz in Schaffhausen zahlt nicht allen seinen 1100 deutschen Mitarbeitern Weihnachtsgeld. So sind etwa die baden-württembergischen Standorte Albershausen bei Göppingen sowie in Schorndorf nicht tarifgebunden.

Dennoch ist nach Angaben eines GF-Sprechers in Albershausen Weihnachtsgeld für die Stammbelegschaft üblich und lehnt sich an die Regelungen des IG-Metall-Tarifs an. In Schorndorf erhalten die Mitarbeitenden dagegen nur einen Bonus abhängig von geschäftlichen und persönlichen Zielen ausbezahlt. Am Stammsitz in Schaffhausen, wo auch viele Grenzpendler arbeiten, gibt es eine Jahresendzulage in Form eines 13. Monatsgehalts.

Airbus mit seinem großen Satellitenwerk in Immenstaad, in dem mehr als Tausend Beschäftigte arbeiten, zahlt Weihnachtsgeld nach IG-Metall-Tarif. Nach Angaben eines Sprechers erhalten unabhängig davon rund 120.000 Airbus-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter weltweit bis Ende 2022 eine einmalige Inflationsprämie von 1500 Euro, die in Deutschland steuer- und abgabenfrei ist. Standorte in Baden-Württemberg sind neben Immenstaad auch Backnang und Ulm.

Auch das Rüstungsunternehmen Diehl Defence zahlt seinen Beschäftigten die tarifliche Sonderzahlung, übrigens auch den Leiharbeitern. Der Hersteller der Iris-T-Rakete hat seinen Hauptsitz in Überlingen am Bodensee und im Südwesten außerdem Werke in Heilbronn und Dunningen im Schwarzwald.

Fahrzeug-Zulieferer

Über 95 Prozent der Mitarbeiter bei Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen erhalten Weihnachtsgeld.
Über 95 Prozent der Mitarbeiter bei Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen erhalten Weihnachtsgeld. | Bild: Robert Hack

Der Großmotorenbauer Rolls-Royce-Power-Systems (RRPS) aus Friedrichshafen schwimmt gerade in Aufträgen. Und auch die Mitarbeiter können sich freuen. „Über 95 Prozent“ der Mitarbeiter an den deutschen Standorten erhalten nach Angaben eines RRPS-Sprechers Weihnachtsgeld, das sich nach dem IG-Metall-Tarifvertrag richtet. Damit profitieren auch die Allermeisten der rund 5500 Werker am Friedrichshafener Stammsitz von der Extra-Zahlung zum Jahresende.

Auch bei Deutschlands zweitgrößtem Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen erhält „der Großteil der rund 53.000 hierzulande Beschäftigten“ Weihnachtsgeld. Auch ZF ist tarifgebunden und Mitglied im Arbeitsgeberverband der Metall- und Elektroindustrie. Im Ausland greifen andere Regelungen.

Auch die rund 1700 Mitarbeiter an den deutschen IMS-Gear-Standorten in Donaueschingen, Eisenbach, Trossingen und Villingen-Schwenningen erhalten Weihnachtsgeld laut IG-Metall-Tarif. Auszubildende erhielten Weihnachtsgeld in Höhe von 60 Prozent ihrer monatlichen Brutto-Ausbildungsvergütung, so ein IMS-Gear-Sprecher.