Mögliche Handelsschranken und Zölle in Folge des Wahlsiegs von Donald Trump sind eine Gefahr für die exportorientierten Firmen im Südwesten. Diese ächzen jetzt schon unter hohen Energiepreisen, viel Bürokratie und unklaren politischen Weichenstellungen.
Kernbranchen der heimischen Wirtschaft wie der Automobilbau und die Zulieferindustrie stecken zudem mitten in der Transformation zu alternativen Antrieben. Ein Überblick über Reaktionen auf den Wahlsieg des Republikaners:

Zulieferer Marquardt
Fragt man bei den Firmen direkt nach, fallen die Reaktionen gelassen aus. Man setzt auf Pragmatismus. Kein Wunder: Für die Unternehmen, die oft Fabriken in den USA betreiben, stehen Millionenwerte im Feuer. Mit Trump verscherzen will man es sich daher nicht. „Sollte der künftige US-Präsident neue Restriktionen wie höhere Zölle durchsetzen, müssten und könnten wir damit umgehen“, sagte etwa Harald Marquardt, Vorstandschef des Autozulieferers Marquardt aus Rietheim im Landkreis Tuttlingen dem SÜDKURIER.
Durch seine weltweite Aufstellung könne Marquardt seine Aktivitäten entsprechend anpassen, sollte es zu handelspolitischen Maßnahmen kommen.

Vetter-Pharma
Beim Ravensburger Pharma-Dienstleister Vetter, der rund die Hälfte seines Umsatzes von rund einer Milliarde Euro 2023 im US-Markt erwirtschaftet hat, betont man die Gemeinsamkeiten. Unabhängig vom Wahlausgang baue man auf die seit Jahrzehnten etablierten Handelsbeziehungen, sagte Vetter-Geschäftsführer Peter Sölkner dem SÜDKURIER. Die in den USA beheimateten Pharma- und Biotechunternehmen blieben wichtige Partner für Vetter.
Stihl aus Waiblingen
Der Bei- und Aufsichtsratschef des Motorsägen-Weltmarktführers Stihl aus Waiblingen, Nikolas Stihl, gratulierte als einer der wenigen Firmenlenker Trump zum Wahlsieg. Stihl sei zuversichtlich, dass Trumps Politik „die Wettbewerbsfähigkeit der USA stärken und ein günstiges Investitionsklima schaffen“ werde, sagte er.
Stihl produziert nach dem Prinzip Local-for-Local – also in den jeweiligen Weltregionen für diese Märkte. Stihls größter Produktionsstandort liegt in den USA. Allerdings geht Stihl ebenso davon aus, dass unter Trump der Protektionismus zunehmen wird.
Mercedes-Benz
Vom Autobauer Mercedes-Benz hieß es, man setze „auf einen konstruktiven Dialog mit der neuen Regierung“. Mercedes sei auf verlässliche und stabile politische Rahmenbedingungen angewiesen. An zwölf Hauptstandorten in den USA produziert das Unternehmen Pkw und Vans.

Trigema
Der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp geht davon aus, dass deutsche Unternehmen und Politiker mit Trump arbeiten könnten, wenn sie denn wollten. Er sehe der Sache positiv entgegen. „Ich bin der Meinung: Mit Trump kann man Geschäfte machen“, sagte Grupp. Wenn Trump Firmen, die in die USA investieren, unterstütze, dann sei das normal. Und man müsse damit leben, dass Geschäfte den USA nach Trumps Logik etwas bringen müssen.
Die LBBW
Der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Moritz Kraemer, sieht nach dem Wahlsieg starke negative Auswirkungen für die Südwest-Wirtschaft. Kraemer sagte: „Baden-Württemberg wird vom Trumpschen Protektionismus besonders betroffen sein.“ Die Abhängigkeit des Bundeslands von Exporten in die USA liege bei sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts und damit deutlich höher als in Gesamtdeutschland. „Hinzu kommt, dass regionale Unternehmen vermehrt versuchen werden, in den USA zu investieren, um hinter die dort zu errichtenden Zollmauern zu schlüpfen.“ Das könne die regionale Rezession der Industrie verschärfen.
Ifo-Institut
Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, sagte, sollte Trump seine Drohungen in der Zollpolitik umsetzen, könnten die Exporte in die USA um 15 Prozent sinken. Auch die deutschen Ausfuhren nach China würden beeinträchtigt. Nach Ansicht des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft ist das „Worst-Case-Szenario“ eingetreten. Es sagt einen „Handelskrieg“ voraus, der die deutsche Wirtschaft in vier Jahren bis zu 180 Milliarden Euro kosten könne.

Der WVIB
Ein düsteres Bild zeichnet auch der Schwarzwälder Industrieverband WVIB. „Protektionismus und Handelskriege“ seinen zu befürchtet, sagte etwa WVIB-Präsident Bert Sutter dem SÜDKURIER. Der Chef von Sutter-Medizintechnik aus Emmendingen rechnet daher mit „wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen“.

Die IHKs
Die Hauptgeschäftsführerin der IHK Hochrhein-Bodensee, Katrin Klodt-Bußmann, erkennt bei allen Vorbehalten doch eine „gewisse Grundlage für Zuversicht“. In der ersten Amtszeit von Trump hätten sich die Unternehmen mehrheitlich als resilient erwiesen und ihr US-Geschäft teilweise sogar noch ausgebaut, sagte sie. „Auch mit dem Wahlsieg Trumps bleiben die USA für deutsche Unternehmen ein attraktiver Markt, sagte Birgit Hakenjos, Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg aus Villingen.
Börse und Bitcoin
Während der Dax am Mittwoch leicht verlor, lagen die wichtigsten US-Börsenbarometer, der Dow Jones und der Nasdaq mit bis zu drei Prozent deutlich im Plus. Der Bitcoin stieg auf ein Rekordhoch von etwas mehr als 75.000 Dollar (70.000 Euro). So teuer war das älteste und bekannteste Digitalgeld noch nie.