Nach Jahren unterdurchschnittlichen Wachstums und Querelen mit dem Personal stellt sich der Schwarzwälder Sensor-Technologieführer Testo in Asien neu auf. Auf dem wichtigen chinesischen Markt habe man einen neuen Geschäftsführer unter Vertrag genommen, sagte Testo-Vorstandschef Burkart Knospe bei der Vorstellung der Jahresbilanz für 2023 in Titisee-Neustadt. Zusätzlich werde man einen langjähriger und in der Region sehr erfahrenen Testo-Manager entsenden, um das Asiengeschäft von Hongkong aus zu koordinieren.
Man habe ich China „hausgemachte Probleme“, die jetzt gelöst würden, sagte Knospe. Konkret entwickle sich das Geschäft in Fernost seit 2016/2017 nicht wie erhofft.
Diverse Personalwechsel im Management in den vergangenen Jahren hätten sich negativ ausgewirkt. Ab 2020 sei die Situation von der Corona-Krise überlagert worden, die eine Vor-Ort-Kontrolle der Abläufe erschwert habe, etwa wegen der Einreisestopps für Ausländer.
„Auch 2023 haben wir ein weiteres nicht zufriedenstellendes Jahr in China erlebt“, sagte der Testo-Chef. Das gelte es zu ändern. Mit einem Umsatz von rund 50 Millionen Euro erwirtschaftete das Schwarzwälder Unternehmen im gesamten asiatischen Raum, der von China dominiert wird, fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Dazu habe aber auch die schwächelnde Konjunktur sowie der maue Arbeitsmarkt beigetragen, hieß es.
Trennung von Russland-Geschäft
Auch im angrenzenden Indien, das seit Kurzem China als bevölkerungsreichster Staat der Welt überholt hat, hat Testo Hausaufgaben zu erledigen. Zwar sind die Schwarzwälder, deren Spezialität Messgeräte jeder Art, etwa für Handwerker, aber auch für Industrieanlagen sind, 2013 dort um zwölf Prozent beim Umsatz gewachsen. „Gemessen am Potenzial des Landes tut sich da aber zu wenig“, sagte Knopse.
Allgemein entwickle sich Indien in vielen Bereichen und Branchen langsamer, als man sich das vor Jahren vorgestellt habe. Außerdem gälten die Kunden in Südost-Asien als die preissensibelsten weltweit, so der Testo-Chef. Der Druck auf die Gewinnspannen sei enorm. Von der Errichtung eigener Produktions- und Forschungsstandorte hat Testo daher bislang abgesehen.

Und auch in einem dritten, einst mit großen Hoffnungen behafteten, Auslandsmarkt stehen im laufenden Jahr wichtige Entscheidungen an – Russland. „Wir werden unseren kompletten Rückzug aus Russland einleiten“, sagte Knopse. Bisher hatte Testo die Mitarbeiter seiner Moskauer Vertretung in der Hoffnung auf eine Entspannung des Konflikts mit der Ukraine an Bord gehalten und auch die Miete für den Standort entrichtet.
Jetzt werden die Verbindungen voll gekappt. „Die Hoffnung, dass der Krieg schnell vorbeigeht, ist nicht mehr gegeben“, sagte der Testo-Chef. Das sei in doppelten Hinsicht „sehr schade“, denn zu Beginn der 2000er Jahre ruhten die Hoffnungen der Schwarzwälder auch auf Russland. Das war einige Jahre lang unser größter und auch profitabelster Auslandsmarkt.“
Von den tiefgreifenden Veränderungen im Osten abgesehen, lief das Geschäftsjahr für Testo aber erfreulich. „Wir sind gut durch 2023 gekommen“, sagte Knospe. Man sei erneut gewachsen und die meisten Testo-Gesellschaften hätten ein „sehr solides Ergebnis“ erzielt. Der Konzernumsatz wuchs im Vergleich zum Vorjahr um knapp sechs Prozent auf 452 Millionen Euro.
Zum Gewinn äußert sich der Mittelständler nicht. Knospe sagte aber das Gewinnwachstum habe über dem Umsatzwachstum gelegen. Die Erlöse stiegen besonders im Geschäft mit Industriekunden – dort liefert und wartet Testo Sensoren für Anlagen – sowie bei digitalen Sensor-Komplettlösungen.
Sensoren leiden unter Heizungsgesetz
Der reine Sensorverkauf gab dagegen 2023 leicht nach. Grund war die Verunsicherung, die durch die Bundesgesetzgebung entstanden ist. Testo ist einer der großen Lieferanten für Heiz-Messtechnik.
Man habe eine die Verunsicherung im Markt durch das Gebäude-Energie-gesetzt deutlich gespürt, hieß es. Knospe zeigte sich aber optimistisch, das das nur ein vorübergehender Effekt sei. Man habe Messgeräte für alle Heiz-Technologien, auch Wärmepumpen und sei daher gut aufgestellt.