Aurelian Völker

Wärmepumpen sind im Trend. In Neubauten kommen sie inzwischen überwiegend zum Einsatz. Doch auch bei der Nachrüstung in bestehenden Gebäuden werden immer mehr Wärmepumpen angefragt. Dabei lohnen sie sich nicht immer, sagen zwei Energieberater: Markus Baumann und Wolfgang Virnekäs, der gleichzeitig Kaminkehrermeister ist.

Welche Vorteile hat das Heizen mit Wärmepumpen?

Markus Baumann: Die CO2-Emissionen einer Wärmepumpe sind verhältnismäßig niedrig, die Wärmepumpen sind relativ wartungsarm und man kann mit ihnen auch kühlen. Das kann bei stetig heißer werdenden Sommern von Vorteil sein.

Wolfgang Virnekäs: Die Energie aus der Umwelt ist kostenlos und sauber. Zudem haben Wärmepumpen eine gute Leistung und sie sind effizient: Aus einer verbrauchten Kilowattstunde Strom stellen sie rund vier Kilowattstunden Nutzwärme bereit.

Welche Nachteile haben die Wärmepumpen?

Baumann: Je nach Wärmepumpenart muss ein geeigneter Platz zur Aufstellung oder zur Sondenbohrung vorhanden sein. Ein weiterer Nachteil ist, dass die wirtschaftlich erreichbaren Vorlauftemperaturen begrenzt sind.

Virnekäs: Die Wärmepumpe lebt vom niedrigem Vorlauf. Dass das Zimmer eine halbe Stunde nachdem die Heizung aufgedreht wurde, warm ist, gibt es dadurch nicht mehr. Aus Kaminkehrer-Sicht ist es problematisch, dass die Wärmepumpen nicht wie andere Heizungen kontrolliert werden. Ein Nachteil beim Einbau oder der Wartung ist, dass sich nicht jede Heizungsbaufirma mit dem Kompressor oder dem Kühlmittel auskennt, hierfür muss gegebenenfalls der Werkskundendienst kommen.

Mit welchen Einbaukosten und mit welchen Folgekosten für den Unterhalt muss ich rechnen?

Baumann: Die Kosten sind stark von der Art der Wärmepumpe abhängig. Entscheidend ist auch, ob die Wärmeverteilung schon für den wirtschaftlichen Betrieb einer Wärmepumpe geeignet ist. Die jährlichen Wartungskosten liegen erfahrungsgemäß unter den Kosten für die Wartung einer Gas- oder Ölheizung. Und die Kosten für den Kaminkehrer fallen weg.

Virnekäs: Die Preise sind auch bei Wärmepumpen in die Höhe geschossen. Bei einer Sanierung muss inklusive der Entsorgungskosten der alten Heizung mit Kosten in Höhe von 40.000 bis 45.000 Euro gerechnet werden.

Wann erhalte ich beim Einbau einer Wärmepumpe eine Förderung?

Virnekäs: Erst bei Bestandsgebäuden ab sechs Jahren gibt es eine Förderung. Gefördert werden zwischen 35 und 45 Prozent. Wer einen Sanierungsplan vorweisen kann, kann weitere fünf Prozent Förderung erhalten. Den Zuschuss gibt es jedoch nur, wenn man zukünftig grünen Strom verwendet.

Baumann: Die förderfähigen Kosten beziehen sich auch auf viele Umfeldmaßnahmen, zum Beispiel für den Umbau von Heizkörpern auf Flächenheizungen – also etwa eine Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung.

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Machen Wärmepumpen auch in Altbauten Sinn?

Baumann: Bei Bestandsgebäuden mit schlechtem Dämmstandard und einer Wärmeverteilung mit Heizkörpern, die hohe Vorlauftemperaturen benötigen, ist eine Wärmepumpe wirtschaftlich oft nicht sinnvoll. Dennoch besteht die Möglichkeit, die Grundlast mit einer Wärmepumpe zu erzeugen und den konventionellen Wärmeerzeuger dazuzuschalten.

Virnekäs: Im Altbau macht die Wärmepumpe oft nur dann Sinn, wenn das Gebäude von Grund auf saniert wird. Gibt es dort bisher keine Flächenheizung, muss eine solche meist installiert werden, damit sich die Wärmepumpe lohnt.

Was muss ich noch beachten, wenn ich mir eine Wärmepumpe anschaffen will?

Baumann: Empfehlenswert ist es, den Energiebedarf für die Beheizung über eine Heizlastberechnung zu ermitteln. Bei der Auswahl der Wärmpumpe sollte auf die Effizienz in Form der Jahresarbeitszahl JAZ geachtet werden. Die JAZ gibt das Verhältnis von eingesetzter Energie in Form von Strom und erzeugter Heizwärme im Jahresmittel an. Je höher sie ist, desto besser.

Auch ein besonders niedriger Bivalenzpunkt ist wichtig. Ab diesem Temperaturpunkt schaltet der in den meisten Wärmepumpen verbaute Heizstab zu und die Wärmepumpe setzt den Strom 1:1 als Direktheizung in Wärme um. Bei niedrigem Bivalenzpunkt kann die Wärmepumpe auch noch bei sehr tiefen Temperaturen Energie aus der Umwelt ziehen.

Virnekäs: In Städten oder Mehrfamilienhäusern ist der Einbau oft schwierig, weil kein Platz vorhanden ist. Zudem ist die Heizung bei den wenigsten oft das alleinige Problem. Ein Sanierungs-Fahrplan ist immer sinnvoll, damit das gesamte Haus energetisch ausgebessert werden kann.

Gibt es aktuell genug Wärmepumpen auf dem Markt?

Baumann: Aufgrund der Nachfrage und der aktuellen Situation bei Rohstoffen und Bauteilen kann es je nach Gerät und Hersteller zu Lieferzeiten von mehreren Wochen bis Monaten kommen.

Virnekäs: Neben den Anlagen fehlen oft auch die Handwerker. Wer jetzt sagt, er will eine neue Heizung, der muss oft ein halbes bis dreiviertel Jahr warten.

Sind Wärmepumpen in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage besonders lohnenswert?

Baumann: Selbst erzeugter Strom ist weitgehend klimaneutral, in der Regel billiger als zugekaufter Strom und kann nicht in Gänze selbst verbraucht werden. Mit einer Wärmepumpe kann der Eigenverbrauch gesteigert werden.

Virnekäs: Man sollte sich grundsätzlich nicht mehr nur auf einen Energieträger verlassen, sondern immer zwei bis drei zusammenfassen. Das kann zum Beispiel eine Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage sein, aber auch eine Pelletheizung kombiniert mit Solarthermie.

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Kann ich dank einer Wärmepumpe autark leben?

Baumann: Es gibt vor allem in den Wintermonaten von Dezember bis Februar immer Phasen, in denen der selbst erzeugte Strom für den Betrieb der Wärmepumpe und auch für den Hausstrom nicht ausreicht und Strom zugekauft werden muss. Mit dem Einbau eines Batteriespeichers kann der Eigenverbrauchsanteil gesteigert und der Zukauf entsprechend minimiert werden.

Sind Pelletheizungen eine gute Alternative zur Wärmepumpe?

Virnekäs: Altbauten, bei denen keine Flächenheizung vorhanden ist, sind für Pelletheizungen eher geeignet. Auf dem Land werden aktuell sogar deutlich mehr Pelletheizungen eingebaut als Wärmepumpen. In der Stadt sieht das ganz anders aus, denn die Pelletheizungen brauchen viel Platz. Das Lager für die Pellets kann allerdings oft dort entstehen, wo vorher die alte Ölheizung war. Die Anschaffungskosten einer Pelletheizung sind ähnlich wie bei einer Wärmepumpe.