Wegen der hohen Energiepreise wollen immer mehr Bürger unabhängig von Öl und Gas werden. Rat holen sie sich oft bei einer der zahlreichen Energieagenturen im Land. Im Kreis Konstanz beantwortet Hans-Joachim Horn, Ingenieur und Energiewirt, viele Fragen, die ihm am Beratungstelefon gestellt werden.
Die häufigsten Fragen zum Thema Solaranlage und Speicher hat er für den SÜDKURIER beantwortet. In einem zweiten Teil geht es um die Heizung und die Dämmung des eigenen Hauses.
Lohnt es sich, eine Photovoltaikanlage zu installieren?
In den meisten Fällen lohnt sich eine Solaranlage auf dem eigenen Dach, sagt Energieberater Hans-Joachim Horn. Grundvoraussetzung dafür sei allerdings, dass die Statik dazu passe. „Die Erzeugung von Strom mittels Photovoltaik ist sehr günstig geworden“, sagt er im Gespräch.

Über die gesamte Laufzeit einer Photovoltaikanlage gerechnet, also bis zu 25 Jahre, könne der Strom günstiger selbst erzeugt als bei einem Energieversorger eingekauft werden. Allerdings seien im vergangenen Jahr die Preise von Material und Handwerkern gestiegen. Auch Solarmodule, die sich zum Beispiel als Stecker-Solar-Gerät ans Balkongeländer montieren lassen, würden sich wirtschaftlich lohnen.
Horn gibt an, dass bei einem Einfamilienhaus mit Photovoltaikanlage die Kosten, die für die Erzeugung von Strom aus der Sonne anfallen, bei 12 bis 15 Cent pro Kilowattstunde liegen. Miteingerechnet sind beispielsweise der Anschaffungspreis der Anlage, die Installation und die Wartung. „Wenn ich Strom kaufe, kostet der 30 Cent pro Kilowattstunde bei einem bestehendem Vertag, bei einem Neuabschluss auch mal 40 Cent“, sagt Horn.
Aus seiner Sicht lohnend sei auch die gesellschaftliche Perspektive: „Wenn wir umweltbelastende Kohle- und Atomkraftwerke abstellen, müssen wir anders Strom erzeugen. Mit Photovoltaik ist das verhältnismäßig umweltfreundlich und günstig möglich.“
Ich will neu bauen. Brauche ich eine Photovoltaikanlage?
Ja. Von der Solarpflicht betroffen sind seit Januar 2022 Nichtwohngebäude und die Anlage neuer Firmenparkplätze, erklärt Hans-Joachim Horn. „Ab Mai greift die Solarpflicht auch beim Neubau von Wohngebäuden, und ab 2023 bei grundlegender Dachsanierung.“ In Baden-Württemberg gebe es dafür einheitliche Regelungen. Außerdem sollte man sich bei den Kommunen nach ergänzenden Regelungen erkundigen.

Da in die meisten Sanierungen oder Neubauprojekte aber bereits Energieberater eingebunden seien, hätten diese mit Blick auf ein zukunftsfähiges Gebäudekonzept, diese Regelungen im Blick, so Horn.
Wie pflege ich eine Photovoltaikanlage?
Eine Photovoltaikanlage sollte regelmäßig von einer Elektrofachkraft gewartet werden, etwa alle zwei bis drei Jahre. Dann wird die Anlage durchgemessen und geschaut, ob alle Funktionen in Ordnung sind. Energieexperte Horn rät, einen Handwerker diese Kontrolle vor dem Ablauf der Garantie oder der gesetzlichen Gewährleistung durchführen zu lassen. Dann sind noch kostenlose Reklamationen möglich.
Eine kleine Wartung kann jeder selbst vornehmen. Dafür einfach den aktuellen Ertrag der Anlage mit den Vorjahreswerten oder denen anderer Anlagen vergleichen. Starke Abweichungen zeigen, dass etwas an der Anlage nicht richtig funktioniert. Die meisten Photovoltaikanlagen werden bereits automatisch überwacht.
Brauche ich einen Speicher für den Strom aus der Solaranlage?
Nicht für jeden Haushalt macht ein Stromspeicher für die Solarenergie Sinn. „Wenn nur wenig Strom verbraucht wird, dann ist eine Speichermöglichkeit unverhältnismäßig teuer und macht aus wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn“, sagt Hans-Joachim Horn von der Energieagentur in Radolfzell.

Schwankungen im Stromverbrauch gebe es über den Tag in jedem Haushalt. Aber bei geringem Verbrauch könne der Bedarf oft direkt aus der Anlage gedeckt werden. Wenn nicht, lohnt sich der Zukauf in kleinen Mengen bei einem Stromanbieter eher als die Montage eines kompletten Speichers.
Wer viel Strom verbraucht, kann die Versorgungslücken mit Hilfe des Speichers wirtschaftlicher schließen. Dann kann auch, wenn die Sonne wenig scheint, der eigene Strom verbraucht werden.
Worauf muss ich achten, wenn ich einen Stromspeicher kaufe?
Horn verweist darauf, dass verschiedene Speicher von Wissenschaftlern jährlich getestet und verglichen werden. „Es gibt zum Beispiel jährlich die Stromspeicherinspektion der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme“, sagt er. Alle Speicherhersteller werden eingeladen, ihre Produkte zur Verfügung zu stellen.
Geprüft wird dann unter anderem, welche Verluste die Speicher bei der Umwandlung haben und wie schnell sie den benötigten Strom bereitstellen. „Wenn ich eine Kilowattstunde Strom speichere, bekomme ich ja nicht wieder eine zurück“, erklärt Horn. Der Speicher brauche Strom für die Steuerung und die Überwachung. Der Verlust läge bei guten Speichern zwischen 5 bis 15 Prozent.

Welche Speichergröße ist die richtige?
Die Energieagentur in Radolfzell beobachtet, dass oft zu große Speicher eingebaut würden. Kunden sollten auf jeden Fall prüfen, ob die Größe des Speichers zum Verbrauch und zur Menge des produzierten Stroms passe. „Zu große Speicher werden nicht effizient genutzt, kosten Geld und nehmen Platz im Keller weg“, erklärt Solarfachberater Horn.
Ob der Speicher die richtige Größe habe, lasse sich durch den Stromverbrauch und die Größe der Photovoltaikanlage herausfinden. „Pro 1000 Kilowattstunden Haushaltsstromverbrauch sollte ich nicht mehr als eine Kilowattstunde Speicherkapazität installieren“, rät Horn. Und wenn die Photovoltaikanlage zu klein sei, könne ein großer Speicher nicht unbedingt voll geladen werden.

Zu bedenken sei auch, dass sich der Stromverbrauch im Laufe eines Lebens ändere. Eine Photovoltaikanlage laufe zwischen 20 und 25 Jahren, sagt der Energieexperte. Allerdings ändere sich während dieser Zeit oft auch das Nutzungsverhalten der Hausbewohner. Wer sich für ein Elektroauto entscheidet, braucht für das Vollladen zusätzlichen Strom. Verkleinert sich aber der Haushalt, weil die Kinder ausziehen, wird weniger Energie verbraucht.
Was kostet ein Speicher?
Die Kosten für einen Speicher hängen von der Größe und der Qualität der Geräte ab, sagt Hans-Joachim Horn. Die Garantiezeit gebe einen guten Hinweis auf die Qualität – lange Garantien versprechen auch gute Qualität. Bei Speicherherstellern mit langer Garantie von etwa 15 Jahre koste die Speicherkapazität 700 bis 1000 Euro pro Kilowattstunde.
Sind Stromspeicher gefährlich?
Immer mal wieder wird über explodierende Speicher berichtet. Doch Energieexperte Horn beruhigt: „Das passiert wirklich sehr selten.“ Doch er räumt auch ein, das mit jedem zusätzlichen Technikteil, sei es Mixer oder Energiespeicher, die Gefahr für einen Defekt steige. „Aber bezogen auf die Menge der Batteriespeicher, die mittlerweile in Deutschland installiert sind, gibt es wenig Fehler.“
Dafür sorgten Sicherheitsvorkehrungen. So würden moderne Speicher laufend übers Internet überwacht. Programme melden, wenn etwas zum Beispiel mit der Temperatur oder Spannung der Batterien nicht stimme. So könne der Fehler schnell festgestellt werden. „Im besten Fall kommt der Handwerker, bevor der Fehler in der Anlage auffällt“, sagt Horn.