Tagelang Leere im Briefkasten – und wenn die Rechnungen kommen, dann zum Teil Wochen zu spät: Die Probleme bei der Deutschen Post betreffen nicht nur die Menschen im Südwesten. Auch im Rest der Bundesrepublik gibt es Regionen, in denen Briefe stark verzögert zugestellt werden. Es könne weiterhin örtlich „Hotspots“ geben, sagte Thomas Schneider, Betriebschef des Post- und Paketgeschäfts in Deutschland. „Wir sind noch nicht über den Berg.“
So stellt es sich auch im Südwesten dar: Laut Auskunft von Post-Sprecherin Sonja Radojicic seien die Probleme in den Postleitzahlbereichen 79 (Freiburg, Hochrhein, Südschwarzwald) und 77 (Ortenau) aus dem Sommer weitgehend behoben. Dafür gebe es aktuell vor allem um den Bodensee herum Verzögerungen in der Zustellung. Im Schnitt kommt es laut Angaben der Post an einem Werktag in rund 100 von bundesweit über 50.000 Zustellbezirken dazu, dass die Briefzustellung aufgrund von Personalengpässen ausfallen muss. In der Region betraf das zuletzt die Höri, den Hegau und den Großraum Überlingen.
Post räumt Fehler ein
Mehrere Faktoren hätten in den vergangenen Wochen und Monaten lokal Probleme hervorgerufen, sagte Nikola Hagleiter, Mitglied im Konzernvorstand für den Paket- und Briefbereich: ein allgemein angespannter Arbeitsmarkt, ein unerwartet hoher Corona-Krankenstand und ein wechselhafter Sendungsmarkt, der zu unvorhergesehenen Spitzen geführt habe.
In einigen Postbezirken in Deutschland fehlte bis zu 30 Prozent Personal. Um auf schwierige Situationen reagieren zu können, verfügt die Deutsche Post über Notfallpläne – doch die wurden „zu spät und zu zögerlich“ aktiviert, räumte Schneider ein.
Die Probleme betreffen laut der Post vorrangig die Zustellung von Briefen, nicht aber von Paketen. Dabei lag deren Menge Anfang Oktober über den Erwartungen. Bei der Auslieferung würden Pakete zuerst zugestellt, um Platz zu schaffen, sagte Schneider. Und so könnten mehr Pakete auch dazu führen, dass Briefe später beim Empfänger ankommen.
10.000 Verwaltungskräfte sollen vor Weihnachten aushelfen
Mittlerweile sei die Deutsche Post aber zuversichtlich, die Probleme in den Griff bekommen, so Schneider weiter. Als kurzfristige Maßnahme helfe es zum Beispiel, die Brieflaufzeit zu verlangsamen, das bedeutet, dass Haushalte die Post nur noch jeden zweiten Tag zugestellt bekommen. Auf diese Weise soll ein stabiler Betrieb aufrecht erhalten werden.
Post-Vorständin Hagleiter ist zuversichtlich, dass sich die Personalsituation verbessert: Auf die bundesweite Kampagne „Werde eine:r von uns“ hin seien in den vergangenen Wochen 155.000 Bewerbungen eingegangen.
Doch nicht nur neue Kollegen sollen in Zukunft unterstützen, sondern auch bekannte: Bis zu 10.000 sonst in der Post-Verwaltung tätige Menschen sollen in der Weihnachtszeit in anderen Rollen arbeiten – zehnmal so viele wie 2021. 4000 zusätzliche Fahrzeuge und eine Erweiterung der Sortierkapazität um 180.000 Pakete pro Stunde sollen ebenfalls dafür sorgen, dass die Zustellung läuft. „Wir sind vorbereitet auf das Erwartbare“, sagte Hagleiter. Das „Erwartbare“ bedeutet: ein 70 Prozent höheres Paketvolumen in der Weihnachtszeit als im September.