Die Lieblingsspeise des Osterhasen ist ja bekanntlich – neben Mohrrüben – der Löwenzahn. Was für den Hasen gut ist, kann für den Menschen nicht schlecht sein. Von den leicht bitteren, gezahnten Blättern – daher stammt auch der Name der Pflanze – im Salat hat der eine oder andere bestimmt schon gehört. Aber gibt es noch andere Möglichkeiten, das Grünzeug auf den Esstisch zu bringen? Und ist es wirklich so gesund?

Er breitet sich im Garten und am Wegesrand aus und ist für viele Menschen lästiges Unkraut. Löwenzahn kommt in großen Mengen auf Grünflächen in der Landwirtschaft vor, die stark mit Tiergülle gedüngt wurden, also auf Böden mit sehr viel Nitrat, das andere Pflanzen nicht vertragen.

Wichtige Bitterstoffe

Tatsächlich ist er für den Menschen nicht nur essbar, sondern wird auch als Arznei verarbeitet. Besonders die Bitterstoffe des Wildkrauts haben eine gesunde Wirkung. Sie lindern Verdauungsbeschwerden, und helfen bei chronischen rheumatischen Erkrankungen oder beim Abnehmen. Löwenzahn-Tee wirkt unter anderem harntreibend. Schon in der Antike wurde er als Heilpflanze geschätzt. Auch Vitamin C ist im Löwenzahn reichlich vorhanden – mehr als in Orangen.

Die charakteristischen leuchtend gelben Blüten, die durch ihr frühes Blühen eine wichtige Bienenweide sind, eignen sich zur Herstellung eines honigähnlichen Sirups oder Gelees in Kombination mit Orange, Zitrone und Zucker als Brotaufstrich sowie zum Verfeinern von Salatsoßen und Süßspeisen. Die jungen Blätter können als Löwenzahnsalat oder Pesto verarbeitet werden.

Die Wurzel, in der der Wirkstoff Inulin steckt – ein natürlicher Ballaststoff, der den Darm in Schwung bringt – kann man ebenfalls als Salat verarbeiten oder wie Schwarzwurzel-Gemüse kochen. Aus der getrockneten und gerösteten Wurzel der Pflanze wurde in den Nachkriegsjahren ein Ersatzkaffee hergestellt (Zichorienwurzelersatz).

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Löwenzahn in der Sowjetunion und im Deutschen Reich als Kautschukersatz verwendet. Seit einigen Jahren wird er wieder als potenzielle Rohstoffpflanze für Kautschuk betrachtet und in Europa und Nordamerika erforscht.

Lieber die zarten Triebe

Wer Löwenzahn auf der Wiese selber sammelt, sollte möglichst die ersten zarten Triebe verwenden, denn sie sind milder im Geschmack und zarter. „Ich würde mir den Standort gut aussuchen, nicht direkt an Straßenrändern, oder auch in der Nähe von vielbefahrenen Straßen“, rät Ingrid Henschler-Kunze.
„Wegen des Feinstaubs, und der Dieselabgase, die dort hängen bleiben.“

Löwenzahn sei eine wertvolle Bereicherung des Speiseplans, sagt die Konstanzer Diät- und Ernährungsberaterin. „Er hat im Frühjahr besonders viele Vitamine und trägt zu einer besseren Diversität des Darmmikrobioms bei.“ Und auch die Bewegung an der frischen Luft beim Pflücken habe einen positiven Effekt.

Am stärksten ist die Heilkraft der Pflanze, bevor die Blüte aufgeht. Die beste Tageszeit für die Ernte ist am späten Vormittag an einem sonnigen Tag. Dann enthält die Pflanze die meisten Wirkstoffe. „Meine Oma hatte ihn früher in ihrem Garten, und das Pflücken der Blätter in den frühen Morgenstunden war ihr immer sehr wichtig“, sagt Henschler-Kunze.

Ihre Großmutter wurde 1898 geboren und konnte durch den Löwenzahn im Ersten und Zweiten Weltkrieg und in den Hungerjahren danach einen Teil ihres Vitamin C-Bedarfs decken. „Sie wurde über 90 Jahre alt.“

Der Löwenzahn sollte möglichst frisch verarbeitet werden, dann ist auch der Vitamin-C-Gehalt am höchsten, da das Vitamin licht- und lagerempfindlich ist. Löwenzahn wird in Europa auch gezüchtet und auf Märkten angeboten. Diese Zuchtsorten schmecken meist weniger bitter. In der Apotheke ist Löwenzahn flüssig, getrocknet oder als Dragees erhältlich.

Der Löwenzahnsalat lässt sich mit einem Dressing aus Zitronensaft, Zucker, Pfeffer, Essig und Öl auch mit den Blättern und Blüten der Gänseblümchen kombinieren. Die blühen zeitgleich, und die mag der Osterhase übrigens auch. Dazu passen außerdem hartgekochte Eier, von denen um Ostern ja ebenfalls etliche vorrätig sind.

Löwenzahn ist gesund