Meistens spürt man lange Zeit nichts. Daher wird Bluthochdruck auch „der stille Killer“ genannt. Symptome für eine Hypertonie, so die medizinische Bezeichnung, sind mit Kopfschmerzen, Unruhe und Herzklopfen eher unspezifisch, sagt David Heinzmann. Häufig entwickelt sich ein zu hoher Blutdruck schleichend.

„Es geht keine rote Lampe an.“ Daher wird er oft erst in Zusammenhang mit Folgeschäden wie einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte, Schlaganfälle sowie für die Schädigung der Nieren und der Augen festgestellt, erklärt der Oberarzt am Uniklinikum Tübingen. Bluthochdruck ist Risikofaktor Nummer eins für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Bei den meisten Bluthochdruckpatienten sind die Auslöser Übergewicht, Bewegungsmangel und eine erbliche Veranlagung. Ohne den richtigen Druck kann das Blut nicht fließen und die Organe mit Sauerstoff versorgen: Beim Bluthochdruck ist dieser Druck dauerhaft zu hoch. Jeder dritte Erwachsene ist davon betroffen, sagt Heinzmann. „Ab einem Alter von über 80 hat sogar nur noch jeder fünfte einen normalen Blutdruck.“

Was ist ein normaler Blutdruck?

Mit jedem Lebensjahrzehnt steigt der Blutdruck um einige mmHg an, vor allem weil die Gefäße im Laufe des Lebens an Elastizität verlieren. Die Abkürzung mmHg steht für „Millimeter Quecksilbersäule“ und ist die Maßeinheit, die verwendet wird, um den Druck innerhalb des Blutkreislaufs zu messen. Die gute Nachricht: Meist lässt sich die oft unterschätzte Volkskrankheit beeinflussen.

Ein zu hoher Blutdruck verursacht zunächst häufig keine Beschwerden. Deswegen lohnen sich regelmäßige Kontrollen.
Ein zu hoher Blutdruck verursacht zunächst häufig keine Beschwerden. Deswegen lohnen sich regelmäßige Kontrollen. | Bild: Hauke-Christian Dittrich

Was ist ein normaler Blutdruck? Beim Blutdruck gibt es zwei Messgrößen, den höheren Wert (systolischer Druck) und den niedrigeren Wert (diastolischen Druck). Der höhere Wert misst den Druck in den Arterien, wenn das Herz Blut ausstößt, während der niedrigere den Druck in den Arterien misst, wenn das Herz sich mit Blut füllt.

Optimalwerte können je nach Lebensalter variieren

Als Grenzwert für den Beginn einer Behandlung, die im ersten Schritt vor allem eine Änderung des Lebensstils einschließt, gilt ein Blutdruck von über 140/90 mmHg. Die Optimalwerte sind je nach Lebensabschnitt leicht unterschiedlich und können im höheren Alter entsprechend individuell angepasst werden. Ein oberer Wert von unter 120 mmHg sollte jedoch vermieden werden. Im Folgenden äußert sich der Fachmann zu einigen Mythen:

  • Bluthochdruck ist eine Alterserscheinung und betrifft vor allem Männer. „Das ist ein schwieriges Thema“, sagt Heinzmann. Tatsächlich gebe es für die Anfälligkeit für Hypertonie viele Faktoren. Die Häufigkeit für Bluthochdruck steigt allerdings mit zunehmendem Alter, und Frauen haben in der Regel lange Zeit ihres Lebens einen niedrigeren Blutdruck als Männer.
  • Bluthochdruck entsteht nur bei Übergewichtigen. Auch normal gewichtige Personen können einen Bluthochdruck entwickeln, sagt der Fachmann. „Wenn man zusätzlich auch noch übergewichtig ist, dann ist das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems jedoch deutlich erhöht. Deshalb sollte man ein normales Gewicht anstreben, um den Folgen des Bluthochdrucks entgegenzuwirken, so Heinzmann. Generell gelte: „Wer mit hoher Lebensqualität alt werden möchte, muss sich um seinen Körper kümmern.“
  • Blutdruck messen kann jeder zu Hause. Das stimmt, bestätigt Heinzmann. Allerdings gibt es Unterschiede bei der Qualität der Geräte. So empfiehlt etwa die Hochdruck-Liga Geräte für den Oberarm. Das Messen sollte ganz entspannt in einem ruhigen Raum stattfinden. 30 Minuten vorher sollte man nicht essen, rauchen, kein Koffein zu sich nehmen und keinen Sport treiben. Die Manschette sollte auf Herzhöhe sein. Man sollte sich möglichst fünf Minuten lang hinsetzen, bevor man die Manschette direkt auf der Haut anlegt. Heinzmann empfiehlt zwei Messungen hintereinander, der Mittelwert ist dann aussagekräftig. Wichtig: die Werte aufschreiben, damit man den Verlauf sieht. Viele Apotheken bieten das Messen übrigens auch an.
  • Wer Bluthochdruck hat, darf sich nicht anstrengen. Das ist nicht der Fall, versichert der Experte. Weil Sport die Gefäße elastischer hält, wirkt er sich insgesamt sogar positiv aus – insbesondere Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking. Auch wenn beim Sport und kurz danach die Werte erhöht sind.
  • Hochdruckpatienten dürfen kein Salz essen. Tatsächlich sollten Menschen mit hohem Blutdruck weniger Salz essen, rät Heinzmann. Man sollte generell alles meiden, was sich negativ auf die Gefäße auswirkt. Dazu gehöre auch Alkohol: „Das ist Zellgift.“
  • Einmal eingestellt, bleibt der Druck stabil. Das ist nicht korrekt, sagt Heinzmann, da sich der Blutdruck mit der Zeit verändert. Daher sollten Blutdruckpatienten ihn konsequent im Blick behalten.
  • Wer täglich seine Pillen schluckt, braucht sonst nichts zu tun. Das wäre ein fatales Missverständnis, auch wenn die Werte wieder gut sind. Medikamente sollten immer von einer gesunden Lebensweise mit salzarmer und gemüsereicher Ernährung, Normalgewicht, wenig Alkohol und viel Bewegung begleitet werden. Denn sonst können gerade bei Menschen mit Dia­betes weitere Erkrankungen auftreten, die das Risiko für Herzleiden, Schlaganfall und andere Folgeschäden vervielfachen.

Gesunder Lebensstil zur Vorbeugung

Ein gesunder Lebensstil ist wichtig, um Bluthochdruck vorzubeugen und zu behandeln, rät die Deutsche Herzstiftung. Ziel der Behandlung ist es nicht nur, den Blutdruck zu senken, sondern die Prognose zu verbessern und schwerwiegende Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall zu verhindern.

  • Gesunde Ernährung: Oberarzt David Heinzmann empfiehlt viel Gemüse, wenig Fleisch und maximal fünf Gramm Salz pro Tag. Da fallen viele Fertiggerichte automatisch weg, weil diese oft sehr salzig seien. Man sollte den Bluthochdruck nicht nur mit Pillen behandeln, auch wenn das bequem ist, sagt der Mediziner. Man sollte zusammen mit dem Hausarzt oder der Hausärztin ein individuelles Therapiekonzept erarbeiten.
  • Regelmäßiges Messen: Ab einem Alter von 18 Jahren sollte der Blutdruck gemessen und bei normalen Werten mindestens alle drei Jahre kontrolliert werden, besser häufiger. Je näher sich der Blutdruck an 140/90 mmHg annähert, desto häufiger sollte kontrolliert werden, um die Einleitung einer Therapie frühzeitig beginnen zu können.
  • Therapie: Die Werte sollte man notieren, um einen Verlauf zu haben. Viele Geräte erfassen auch die Herzfrequenz. Ab einem Alter von 50 Jahren rät die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie zu einem kürzeren Abstand der Kontrollen. Wenn eine Hypertonie diagnostiziert wurde, sollte mit dem Arzt eine Therapie erstellt werden.