Die Fahrt mit der Seilbahn von Wasserauen auf die Ebenalp ist ein Erlebnis. 723 Höhenmeter zwischen Tal- und Bergstation verteilen sich auf nur 1,5 Kilometer Streckenlänge. Es geht also steil nach oben, über Baumwipfel hinweg, an senkrechten Wänden empor und mit viel Schwung über die Masten. Die Gondel füllt sich jedes Mal mit einem überraschten Aufkreischen der 40 Fahrgäste. Knapp sechs Minuten dauert das Vergnügen.

Durch die Unterwelt zum Äscher

Von der Bergstation ließe sich die Wanderung auf den Schäfler in einer Stunde auf einem einfachen, in großzügigen Serpentinen angelegten Wanderweg bewältigen. Für einen kurzen Ausflug ist das eine gute und lohnende Alternative. Uns ist das aber zu einfach. Wir nehmen diesen Weg als Rückweg und gehen statt bergauf zuerst bergab zum Eingang der Wildkirchlihöhlen.

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Selbst an warmen Sommertagen läuft einem ein leichtes Frösteln über den Körper. Das liegt natürlich vor allem am kalten Luftzug aus der Höhle, sicher aber auch an der mystischen Atmosphäre. Es dauert einen Augenblick, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Dann kann man mit vorsichtigen Schritten weiter wandern. Ein Geländer hilft dabei, rutschig ist es trotzdem. Lampen werfen kurze Erklärungstexte an die Felswände, Bilder erzählen von lange vergangenen Zeiten. In der Altstseinzeit zwischen 45 000 und 30 000 vor unserer Zeit lebten Menschen in den Wildkirchlihöhlen.

Grabungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts brachten prähistorische Steinwerkzeuge und zahllose Knochen von Höhlenbären hervor. Wo Jäger und Sammler im Sommer Schutz suchten, versuchten die riesigen Pflanzen- und Aasfresser die Winter zu überstehen. Mensch und Bär gingen sich so gut es ging aus dem Weg. Im nachgebauten Eremitenhäuschen am Ausgang der Höhlen lebten einst Einsiedler, um zu Betzeiten die Glocken in der benachbarten Höhlenkapelle zu läuteten. Eine kleine Ausstellung zeigt Funde und Gegenstände aus den Höhlen. Ein kühn in die senkrechte Felswand gebauter Weg, gut mit einem Geländer gesichert, führt um ein Eck herum und gibt den vielfach gesehenen, weltberühmten Blick zum Äscher frei. Seit einem Artikel im National Geographic wird das kleine Gasthaus – eines der ältesten der Schweiz – von Touristen aus aller Herren Länder überschwemmt.

Raus aus dem Trubel

Doch wie so oft braucht es nur ein paar Schritte und schon liegt der Trubel zurück. Meist ist man auf dem folgenden Wegstück ganz alleine unterwegs. Dabei prahlt die Natur gerade hier mit allem was sie hat: eindrucksvolle Tiefblicke zum Seealpsee, imposant in die Höhe strebende Bergspitzen, verschwenderisch bunte Bergwiesen. Ein Schmalspurweg zieht anfangs noch im Bergwald, später dann durch steile Grasflanken zur Altenalp. Hinter den geduckt daliegenden Alphütten gewinnt der Steig markant an Höhe, schraubt sich schließlich bis auf den Grat und führt diesem entlang bis zum schon sichtbaren Berggasthaus auf dem Schäfler. Die letzten Meter führen durch steiles Gelände, wenn auch mit Drahtseilen und Tritten entschärft. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit braucht man unbedingt. Knapp drei Stunden Wanderzeit sind es bis hierher. In einer Stunde wäre die Bergstation wieder erreicht. Wer noch nicht genug hat, steigt weit hinab ins Weissbachtal, lässt sich von der Gischt des Leuenbachfalls duschen und wandert hinaus bis ins Dorf Appenzell.

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Dateiname : Wandertour Appenzellerland
Datum : 27.05.2019
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Bild :

Infos zur Tour:

  • Distanz: 7,8 km oder 18,5 km (ca. 850 Höhenmeter Aufstieg, ca. 1650 Höhenmeter Abstieg)
  • Dauer: 8 Stunden
  • Kondition: schwer

Auf vielen Wanderrouten kann es wetterbedingt auch kurzfristig zu Sperrungen kommen. Bitte informieren Sie sich deshalb vor Beginn Ihrer Wanderung darüber, ob es Hinweise auf Sperrungen oder Umleitungen gibt – zum Beispiel auf der Website der jeweiligen Gemeinde.