„Norbert lerne was Rechtes, sonst landest du auf der Straße, sagte schon in jungen Jahren meine Mutter zu mir.“ Das berichtet Norbert Roth und fügt hinzu: „Nun bin ich 65 Jahre alt und habe über die Hälfte davon auf der Straße gearbeitet, genauer gesagt auf der Autobahn.“ In diesen Tagen verlässt er nach 24-jähriger Tätigkeit als Leiter der Autobahnmeistereien Engen und zuvor Baden-Baden einen höchst gefährlichen Arbeitsplatz.

„Viele meiner 34 Mitarbeiter sind weit höheren Risiken ausgesetzt, weil sie fast täglich auf der Autobahn wichtige Arbeiten verrichten“, schildert Roth. Der Neu-Pensionär blickt nachdenklich zurück. „Viele schreckliche Unfall-Bilder bleiben ein Leben lang im Kopf“, betont er. „Glücklicherweise gibt es heute professionelle Seelsorger oder Menschen, die eine Zusatz-Ausbildung haben, um Unfall-Beteiligten zur Seite zu stehen. Früher musste sich jeder selbst helfen.“

Roth berichtet von verantwortungslosen Rasern, die Unfälle verursachten, bei denen teils ganze Familien zu Tode gekommen seien, wie auf der A 5 bei Baden-Baden. Oder von einem Säugling, den er wohlauf der Mutter übergeben habe, die aus einem Auto herausgeschleudert wurde. „Damals war ich den Tränen nahe, denn einer meiner Söhne hatte etwa das gleiche Alter“, sagt Roth. „Ganz bitter ist es, wenn Arbeitskollegen getötet werden. So wie mein Nachfolger in Baden-Baden. Er und ein Techniker wurden auf der Standspur von einem Laster erfasst“, so Roth.

Die A 5 bezeichnet er heute noch als „Kriegsschauplatz“. Auch auf der A 81, die er 21 Jahre lang betreute, habe es immer wieder schlimme Unfälle gegeben. So sei eine Frau auf der Standspur tödlich verletzt worden, als sie bei einem harmloseren Unfall helfen wollte. "Für mich ist es besonders schlimm, wenn bei solchen Unfällen Kinder betroffen sind, die ihr junges Leben lassen müssen.

Und das nur, weil ein Wahnsinniger meint, er müsse schneller fahren als andere. Einsatzkräfte reden dann viel und laut, wohl um das Geschehen besser zu verarbeiten", schildert er. "Die gelben Lichter werden oft nicht wahrgenommen. Immer wieder fahren rasende Autos oder Laster unsere eigenen Fahrzeuge zu Schrott. Viele Verkehrsteilnehmer wissen nicht, dass auf den Autobahnen Tempo 130 als Richtgeschwindigkeit gilt. Wer diese überschreitet und mit Schuld an einem Unfall ist, wird zur Verantwortung gezogen", betont Roth. „Wenn jeden Abend die Mitarbeiter wieder heil zurückgekommen sind, war ich stets heilfroh“, erzählt er. Der Fürsorge für sein Team habe er obersten Vorrang eingeräumt, wenn er auch etwas kauzig wirken mochte.

„Auf den 193 Kilometern Autobahn und Schnellstraße mit zwei Millionen Quadratmetern Fahrbahnen, die wir vom Dreieck Bad Dürrheim bis Allensbach, Stockach und Bietingen betreuen, gibt es zwischen Engen und Geisingen besonders kritische Stellen“, berichtet Roth. „Der Hegaublick ist einer der höchst gelegenen Autobahnabschnitte in Deutschland mit starken Gefällen. Schnelle Wechsel von Witterungsbedingungen fordern den Räumdienst stark heraus“, beschreibt er.

Es gebe viele gefährliche wechselseitige Gefälle. „Ein Teil der Leute wird immer unverschämter. So werden unsere Fahrer vom Räumdienst schon mal beschimpft, weil sie den Verkehr etwas ausbremsen. Dabei sorgen die für ihre Sicherheit“, so Roth. „Mit sechs Streulastern müssen wir bei Dauereinsatz pro Fahrzeug Flächen von 50 bis 60 Fußballfeldern frei machen. Glätte-Meldeanlagen als Sensoren in Fahrbahnen sorgten davor, dass frühzeitig vorbeugend gestreut werden könne. „Einen Schwerpunkt unserer Tätigkeit leisten wir an den maroden Entwässerungsanlagen, wie den Schlitzrinnen, Rohren und 25 Regenrückhaltebecken." Engens Bürgermeister Johannes Moser betont: "Es verdient größten Respekt, was die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei leisten. Das gilt auch für Norbert Roths Einsatz mit hoher Verantwortung.“

Zur Person

Norbert Roth war 21 Jahre lang Leiter der Autobahnmeisterei Engen, wie zuvor drei Jahre Chef der Autobahnmeisterei Baden-Baden. Er wuchs in Völklingen im Saarland auf. Roth wurde als Dreher ausgebildet, danach als Straßenmeister. Dann schaffte er seinen Aufstieg. Der Vater von zwei erwachsenen Söhnen ist begeisterter Motorradfahrer. Seine Nachfolge tritt der bisherige Stellvertreter Gerhard Braun an.