Berlin ist schön, aber gefährlich. Das gilt für die Träger von Jacketts und von Damenblazern, und es gilt für den Hästräger, der sich dorthin verirrt. Das mussten auch die Narren erfahren, die stolz in die Hauptstadt zogen, um dort die Perlen des Brauchtums zu präsentierten.

Das ging alles gut – bis zwei Nummern des Konstanzer Heimatdichters Willi Hermann geschmettert wurden. Seine Melodien sind herrlich, hochprozentiger Bodensee-Belcanto.

Erst Nazi, dann Heimatdichter

Doch diente Hermann im Dritten Reich als NS-Funktionär und hielt judenhassende Reden. Wer immer die Kompositionen ins Programm schummelte, tat der badischen Delegation keinen Gefallen. Und er schadet dem Brauchtum, das einmal mehr als muffiges Vereinswesen dasteht – was es gar nicht ist.

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Jeder darf alles singen, aber nicht jeder Verein in Berlin

Wer die Lieder auf der Straße singen will, möge das tun. Fasnacht ist Anarchie, und das ist gut so. Nur, in der Berliner Repräsentanz des Landes sind die anrüchigen Verse fehl am Platz. Nationales Kulturgut, wie es die Fasnacht sein will, sieht garantiert anders aus.