Warum finden Schweizer die Preise in Deutschland eigentlich so attraktiv? Um ein alltgäliches Beispiel zu finden, muss man nicht lange suchen. Die Rechnung für eine fünfköpfige Familie für einen Badetag geht so: Eine Ganztags-Familienkarte für die Bodenseetherme in Konstanz kostet knapp 40 Schweizer Franken. In Zürich gibt es für das gleiche Geld nur ein Halbtagsbillet für einen Erwachsenen. Ein Badetag für Eltern mit drei Kinder plus Verpflegung kommt dort leicht auf 200 bis 300 Franken – gut das Dreifache. So ist es mit vielen Dingen.

Beispiele gefällig? Auf zu einem Stadtbummel in Zürich.

Es ist ein warmer Frühlingstag, die Sonne sticht schon ordentlich. Die Sonnenbrille liegt zuhause. Einen günstigen Ersatz gibt es in Deutschland schon für ein paar Euro. Und in Zürich? Das Schild verspricht ein Billigmodell für zehn Franken.

Bild 1: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Tatsächlich aber muss man danach lange suchen am Ständer, tatsächlich geht es mit um die 20 Fränkli für eine Sonnenbrille in Superbilligqualität los. Das zumindest ist vergleichbar mit Deutschland. Anders dagegen der Sonnenschutz: Im Supermarkt nebenan gibt es ein Sonnenmilch-“Schnäppchen“, das einen nach Luft schnappen lässt.

Bild 2: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Ok, dann vielleicht doch lieber den Sonnenbrand auf der Nase in Kauf nehmen. Kein Wunder, dass die Regale in den grenznahen Drogeriemärkten in Deutschland schneller leergekauft als nachgefüllt werden.

Zur Abkühlung wäre jetzt auch ein leckeres Eis nicht schlecht. Angebote gibt‘s reichlich. Aber wer eishungrige Kinder dabei hat, geht hier doch lieber ganz schnell weiter.

Bild 3: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Eine Kugel 4,50, zwei Kugeln acht Franken, das Ganze mit Familie mal drei oder vier – da gibt‘s bei uns schon einen halben Eisberg dafür.

Und auch sonst lassen einem die Preisschilder in der Züricher City die Haare zu Berge stehen. Apropos:

Bild 4: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Und dafür ist noch nichts gefönt. OK: Zumindest mit Studenten- und Lehrlingsrabatt beim Haarschnitt kann die Schweiz punkten. Der Hinweis auf Nachlass für Azubis und Studis ist bei vielen Frisörsalons in der Züricher City zu finden, auch andere Dienstleister werben damit.

Dennoch: Selbst mit Rabatt gibt‘s bei entsprechenden Salons in Deutschland mindestens zwei Haarschnitte für den Preis. Auch die Nagel- oder Fußpflege lassen sich die Schweizerinnen offenbar ordentlich was kosten.

Bild 5: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Zeit, sich mal nach einem Mittagessen umzusehen. In der Stadt gibt es zahlreiche Mittagstisch-Angebote für die Angestellten der Büros und Geschäfte. Aus einem ganz normalen Lokal geht man aber mit einer Rechnung um die 30 Fränkli wieder raus – Mittagessen um die 20 Franken als Standard, plus Getränk und Trinkgeld. Espresso ist dann noch gar nicht dabei.

Bild 6: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Das will erst einmal verdient sein. Aber auch die diversen „günstigeren“ Angebote in Zürich können einem deutschen Normalverdiener schon auf den Magen schlagen – ein Döner für 8,50 CHF? Na Mahlzeit.

Bild 7: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Auch der Kiosk auf der kleinen Parkfläche bietet an Stehtischen einen Mittagssnack an. Sparen lässt sich dabei aber eher nicht.

Bild 8: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Wer verschickt heute eigentlich noch Postkarten, wenn Fotos vom Urlaubsort mit dem Handy viel schneller verschickt oder gepostet sind? Immerhin scheint es aber doch noch Nachfrage zu geben. Und siehe da: Die Postkarten sind mit 1,20 Franken gar nicht mal teurer als zuhause. Dazu kommt freilich noch das Porto nach Deutschland: 1,30 CHF, macht 2,50 Franken für der Postkartengruß.

Bild 9: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Jetzt zum gemütlichen Postkartenschreiben in ein Lokal auf einen Kaffee oder ein Gläschen Wein?

Bild 10: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Das will gut überlegt sein. Genauso wie die Idee, vielleicht am Abend spontan mit Freunden zu grillen. Zugegeben – das Fleisch ist keine Discounter-Billigware und sieht superlecker aus. Aber über 100 Fränkli für das Kilo Rinderfilet und fast 70 CHF für das Kilo Kalbskarree?

Bild 11: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Dazu noch Brot, Getränke oder Salat...?

Bild 12: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Einkaufen in der Schweiz hat einfach andere Dimensionen. Selbst bei der Grillkohle.

Bild 13: Döner für 8,50 Franken? Wir zeigen Ihnen, wie teuer die Schweiz wirklich ist
Bild: Bäuerlein, Ulrike

Kein Wunder, dass die deutschen Discounter gestürmt werden.

Wie kann man sich das überhaupt leisten als Schweizer?

Oder verdienen die Züricher so viel? Ja und Nein. Nach der städtischen Statistik lag im Jahr 2016 der mittlere Monatslohn für eine Vollzeitstelle in Zürich bei 7820 Franken – das heißt, die eine Hälfte der Bevölkerung verdient brutto mehr, die andere weniger als diese Summe. Das klingt enorm, zudem gibt es erheblich weniger Abzüge als in Deutschland.

Aber was ist das, was übrig bleibt, in Zürich wert?

Ein Schweizer Stadtangesteller, der seinen Namen aus Diskretionsgründen nicht genannt haben möchte, macht bei einem Gespräch in Zürich seine private Rechnung auf. „Wir brauchen als fünfköpfige Familie im Monat 10.000 Franken“, sagt er. Dazu braucht es zwei Einkommen. Allein 3500 Franken zahlt die Familie für eine große 120-m²-Mietwohnung mit fünf Zimmern in Zürich – aber das ist der vergleichsweise günstige Preis für eine Genossenschaftswohnung. Auf dem freien Markt wäre die Wohnung der Familie deutlich teurer.

Zwei Einkommen müssen es da schon sein.

Und sobald Kinderbetreuung dazu kommt, die weitaus mehr kostet als in Deutschland und oft ein Drittel des Nettoeinkommens von Familien verschlingt, bleibt nicht mehr viel übrig. Außer eben, nach Deutschland zu fahren. Zum Einkaufen. Und zum Badeausflug.