Nach der spektakulären Festnahme eines mutmaßlichen Betrügers auf einem Parkplatz bei Hilzingen im Hegau dauern die Ermittlungen nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft Konstanz an.

Der Tatverdächtige sei nach wie vor in Untersuchungshaft, am Ermittlungsstand habe sich nichts geändert, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Andreas Mathy auf Nachfrage. Weitere Festnahmen hat es offenbar nicht gegeben.

Festnahme bei der Geldübergabe 

In einer Blitzaktion hatte die Polizei am Freitagvormittag einen Mann überrumpelt, der im Zusammenhang mit einem Trickbetrug stehen soll, der gegenwärtig in kriminellen Kreisen Konjunktur hat. Ein Anrufer hatte seine aus Litauen stammende Frau aus dem Hegau aufgefordert, 10.000 Euro an einen Fremden zu übergeben, weil ihr Sohn angeblich dort in einen schweren Unfall mit Mafia-Bezug verwickelt sei. Ihr Mann wurde misstrauisch, bei der Geldübergabe schnappte die Polizei zu.

Aus Sicht der Polizei sind solche Aktionen, die Ähnlichkeit mit dem sogenannten Enkeltrick gegen Senioren haben, keine Seltenheit. Aus dem Sicherheitsbericht des Landes Baden-Württemberg geht hervor, dass die Polizei im vergangenen Jahr 944 Enkeltrickfälle bearbeitet hat. Die Fallzahlen liegen nach wie vor hoch.

Auf russischstämmige Familien spezialisiert

Schockanrufer wie jener von Hilzingen haben sich erfahrungsgemäß vor allem auf russischstämmige Familien spezialisiert, sagt Polizeisprecher Bernd Schmidt vom Polizeipräsidium Konstanz. Eine andere, nicht weniger hinterhältige Masche, die häufiger wird, ist das Auftreten falscher Polizeibeamte, als die sich Gauner ausgeben, um vorwiegend von älteren Menschen Schmuck, Gold und deren Ersparnisse zu erschleichen – angeblich, um es vor Verbrechern in Sicherheit zu bringen.

Weitere Varianten des Telefonterrors sind Gewinnversprechen oder auch Betrüger, die sich als Mitarbeiter des Software-Riesen Microsoft ausgeben, um Passwörter für das online-Banking zu ergaunern. Alle diese Betrugsmaschen lassen sich aber nach den Erkenntnissen der Ermittler nicht über eine einzige Person betreiben. Horst Haug, Sprecher beim Landeskriminalamt Stuttgart, spricht von einem strukturierten Vorgehen. Dabei handele es sich nicht selten um Clans, deren Mitglieder aus dem osteuropäischen Raum heraus agierten, oftmals auch über kriminelle Telefonzentralen im Ausland.

Die Suche nach den Hintermännern

Wie im Fall von Hilzingen werden in Deutschland immer wieder mal Mitglieder festgenommen. "Dann wird versucht, über Ermittlungsansätze auch an Hinterleute ranzukommen," sagt Haug. In dieser Phase befinden sich auch die Ermittlungen der Kripo Konstanz. Dass es sich bei den Taten nicht um Kavaliersdelikte handelt, wird den Tätern spätestens dann bewusst, wenn sie verurteilt werden.

So wurde vor dem Konstanzer Landgericht ein damals 26-jähriger Litauer zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Er hatte als Mitglied einer Bande mit Schockanrufen vorwiegend ältere, aus Russland stammende Menschen um viel Geld betrogen, es handelte sich um einen Betrag von 20.000 Euro. Die Schockanrufe liefen nach einem ganz ähnlichen Muster ab wie bei dem Opfer im Hegau.

Zu der Bande sollen 30 Personen gehört haben, angerufen wurde stets über eine litauische Festnetznummer. Was die Staatsanwaltschaft vermutet: Die Betrüger dürften sich der sozialen Netzwerke bedient haben, um ihre Opfer aufzuspüren. Auch Gauner gehen mit der Zeit.

So schützen Sie sich vor der Betrugsmasche falscher Polizist.