Christian L. hat die Karten auf den Tisch gelegt. Ohne ihn, sagte der leitende Ermittler des LKA vor dem Landgericht Freiburg aus, hätten einige der Peiniger des heute zehnjährigen Opfers im Staufener Missbrauchsfall nicht gefasst werden können. Der 39-jährige Hauptangeklagte hat den Beamten seine Passwörter und Zugangsdaten zu diversen pädophilen Foren im Darknet gegeben.
2500 Videos, die die Beamten auf einem verschlüsselten USB-Stick von Christian L. finden, können die Ermittler zuordnen. 23 davon betreffen den Sohn von Berrin T., auf dem Laptop von Christian L. finden die Kripobeamten weitere 5000 Filme – Pornovideos von Erwachsenen, Kindern und auch dem heute zehnjährigen Sohn von Berrin T. Auch auf ihrem Smartphone werden Videos sichergestellt. Die Festplatte, die Christian L. im Stadtsee von Staufen versenkte, kann nicht vollständig rekonstruiert werden, einige Videos bleiben unlesbar.
Der 41-jährige Markus K. kennt Christian L. von der Haft. Auch er ist einschlägig vorbestraft wegen der Vergewaltigung eines zehnjährigen Kindes in der Ortenau. Er vergeht sich drei Mal an dem Sohn von Berrin T. – auch in dessen eigenem Zimmer. Die Beamten können ihn schnell ermitteln und im September festnehmen, kurz nach der Festnahme von Christian L. selbst.
Das ungewöhnliche graue Nummernschild, das Christian L. aufgefallen war, führt die Ermittler direkt zur deutsch-französischen Brigrade in Illkirch bei Straßburg und Stabsfeldwebel Knut S. Der 50-Jährige hat sich mindestens zwei Mal auf grausame Weise an dem Kind vergangen. Im Oktober wird er festgenommen.
Daniel V. wollte den Jungen nicht nur missbrauchen, sondern auch umbringen. Christian L. lehnte das nach eigener Aussage ab, hielt aber den Kontakt zu dem Mann. Die Fahnder nutzen seinen Darknetzugang und Chatnamen und locken V. in eine Falle. Er wird Anfang Oktober 2017 festgenommen.
Es gelingt den Ermittlern, einen Schweizer, der den Jungen drei Mal missbraucht hatte, über eine nicht mehr genutzte Prepaidkarte ausfindig zu machen. Außerdem konnten die Beamten Datenfragmente auf einem Netbook wiederherstellen, die gelöscht worden waren – unter anderem ein Dokument mit mehreren Namen und Adressen, darunter die von Jürgen W. In einer der Wohnungen werden die Beamten fündig und stellen umfangreiches Beweismaterial sicher. Den Mann selbst nimmt die österreichische Polizei im November fest.
Den Spanier Javier G.-D., der sich „Onkel Luke“ nannte und der sich mindestens 15 Mal an dem Jungen vergangen haben soll, ermitteln die Beamten über ein Foto der Vermieterin jenes Ferienhauses, in dem das Kind von ihm missbraucht wurde. Weil ihr der Mann suspekt vorkam, machte sie ein Foto des Mietwagens, über die Firma ermittelt die Kripo seine Daten. Er wird über Interpol gesucht und schließlich im Oktober in Spanien verhaftet.
Nach einem Mann fahndet die Kripo immer noch: Sein Codename im Darknet lautet „Payment4“. Er soll Videos von Vergewaltigungen seiner Töchter verkauft haben.