„Stell Dir vor, es ist Sommer, 36 Grad, und das Rheinbad hat geschlossen. Es ist kein Aprilscherz, es ist August – Sommerferien – und man steht vor geschlossener Türe.“ Die Worte stammen von Cornelia Leibensberger, die gemeinsam mit ihrem Mann Robert zu den treuen Stammgästen des beliebten Rheinstrandbads gehört und wie viele andere an diesem Tag unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen muss.

Was zunächst wie ein schlechter Witz klingt, sorgt in der Realität für Frust, Enttäuschung und bei manchen sogar für Wut. „Es ist nicht das erste Mal, dass das passiert“, sagt Leibensberger. Für viele Stammgäste sei nun endgültig das Maß voll. Dass das Bad ausgerechnet an den beiden heißesten Tagen des Jahres nicht öffne, sei schlicht unverständlich.

Nicht nur die Schließung sorgt für Ärger

Der Ärger der Besucher richtet sich jedoch nicht allein gegen die kurzfristige Schließung. Auch die vergleichsweise späte tägliche Öffnung erst ab 12 Uhr, die gestiegenen Eintritts- und Kioskpreise sowie die nach Meinung vieler Badegäste unzureichende Sauberkeit stoßen sauer auf. „Wir sind vor allem enttäuscht von Julian Meser, dem Geschäftsführer der Bädergesellschaft Konstanz“, erklärt Robert Leibensberger.

Völlig leer ist das Rheinstrandbad. Auch am Donnerstag, 14. August, wird so der Blick auf das beliebte Strandbad sein. Auch an diesem ...
Völlig leer ist das Rheinstrandbad. Auch am Donnerstag, 14. August, wird so der Blick auf das beliebte Strandbad sein. Auch an diesem Tag bleibt das Bad im Herzen von Konstanz zu. | Bild: Tizian Saum

Auf Anfrage des SÜDKURIER bestätigt die Bädergesellschaft Konstanz, dass am Mittwoch, 13., und Donnerstag, 14. August, das Bad zu bleibe. Die kurzfristige Schließung sei auf einen personellen Engpass zurückzuführen. Am Für das Ehepaar ist das nur ein schwaches Argument. „Noch zu Beginn der Badesaison hieß es, die Mannschaft sei vollständig besetzt. Wie kann es innerhalb so kurzer Zeit zu Engpässen kommen?“, so Robert Leibensberger.

Eine befreundete Frau des Ehepaars schrieb Meser am Dienstag, 12. August, eine E-Mail, die der Redaktion vorliegt. Am späten Abend desselben Tages antwortete der Geschäftsführer persönlich und schilderte seine Sicht: „Trotz vollständiger Besetzung zum Saisonstart sind kurz darauf mehrere unvorhersehbare personelle Ausfälle eingetreten, die wir trotz intensiver Bemühungen nicht kompensieren konnten.“ Die Enttäuschung der Badegäste könne er gut verstehen.

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Der Vorschlag verärgerter Besucher, kurzfristig einen Bademeister aus dem Hallenbad Schwaketenbad einzusetzen, sei jedoch nicht realisierbar. „Ein Abzug aus dem Schwaketenbad wäre nur um den Preis möglich gewesen, dort die Sicherheit und den Betrieb zu gefährden“, so der Bäder-Chef in seiner Antwort-Mail.

Auch die Kommunikation wird kritisiert

Neben der Schließung selbst sorgt auch die Art der Kommunikation für Unmut. Die offizielle Information, dass das Bad geschlossen bleibt, erschien erst am Dienstagmittag – unter anderem auf der Website der Bädergesellschaft. Für viele war das zu kurzfristig, zumal nicht alle Gäste regelmäßig online sind. „Ich kenne eine 90-jährige Dame, die überhaupt kein Internet hat. Wie soll sie erfahren, dass das Bad zwei Tage lang geschlossen bleibt?“, fragt Cornelia Leibensberger. Sie nimmt dabei auch den Oberbürgermeister in die Pflicht.

Über ein Plakat am Eingang informiert das Strandbad die Badegäste über die kurzfristige Schließung.
Über ein Plakat am Eingang informiert das Strandbad die Badegäste über die kurzfristige Schließung. | Bild: Tizian Saum

Während des Gesprächs mit dem SÜDKURIER kommen immer wieder Passanten vorbei, bleiben stehen, lesen den Aushang an der Eingangstür und gehen kopfschüttelnd weiter. Besonders Familien mit Kindern tun Leibensberger leid: „Die freuen sich den ganzen Morgen aufs Schwimmen – und stehen dann hier vor verschlossenen Toren.“

Unzufriedenheit mit dem Zustand des Strandbads

Schon länger macht sich Cornelia Leibensberger Gedanken über den Zustand des Rheinstrandbads. Die höheren Eintritts- und Kioskpreise hat sie bisher in Kauf genommen, doch bei der nachlassenden Sauberkeit hört für sie das Verständnis auf. „Trotz einer Reinigungsfirma sehen die Umkleiden nicht sauber aus. Überall sind Spinnweben. Ich dusche mittlerweile lieber wieder zu Hause.“

Auch die Mietschränke seien teilweise seit Jahren defekt – und niemand kümmere sich darum. Sie und andere Stammgäste würden ihre Anliegen gern in einem persönlichen Gespräch mit Geschäftsführer Meser vorbringen. „Doch er bemüht sich nicht und will offenbar nur Kosten sparen.“ Das sei umso unverständlicher, als an schönen Sommertagen viele Menschen den Weg ins Rheinstrandbad finden und entsprechende Einnahmen bringen würden.

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Als Beispiel nennt Leibensberger das Seenachtfest am vergangenen Wochenende: „Da war den ganzen Tag über richtig viel los im Strandbad. Es zeigt, welches Potenzial dieser Ort hat.“ Sie vermutet, dass Meser, der nicht vom Bodensee stammt, den hohen emotionalen Wert des Rheinstrandbads für viele Konstanzer vielleicht nicht richtig einschätzen könne.