Die evangelische Diakonie in Baden geht ungewöhnliche Schritte: Sie unterstützt ab sofort Sex-Dienstleisterinnen in Bordellen. Diese Einrichtungen sind seit einigen Tagen geschlossen, und die etwa 70 Frauen aus Osteuropa kommen nicht mehr in ihre Heimat zurück, da die Grenzen dicht sind, berichtet Diakonie-Sprecher Christian Könemann.
Die Frauen kommen nicht zurück
Die Frauen sitzen in den einschlägigen Häusern in Freiburg, Karlsruhe oder Mannheim fest. Ein hoher Anteil der Freier kam aus dem benachbarten Frankreich. In den Bordellen müssen sie weiterhin Miete bezahlen, obwohl ihr Verdienst komplett entfällt. In dieser Notlage suchen sie die fünf Beratungsstellen der Diakonie in Baden auf. Das kirchliche Hilfswerk entschloss sich schnell und unbürokratisch, den Frauen zu helfen. Dabei gehe es nicht um Geldzahlungen, sondern um Unterstützung beim Kauf von Lebensmitteln sowie beim Arztbesuch, da die Frauen in der Regel nicht krankenversichert seien, sagt Könemann auf Nachfrage.
Es gab auch kritische Stimmen
Diese Hilfe für das „älteste Gewerbe der Welt“ war intern umstritten. „Es gab Stimmen in unserem Bereich, die sich fragen, ob die Unterstützung für Prostituierte in Ordnung ist,“ sagt Könemann. Doch dann habe die Einsicht überwogen, dass die Frauen aus Russland, Polen oder der Ukraine in großer Not sind. „Es geht ums blanke Existieren,“ sagt der Sprecher.