Der Sommer ist in vollem Gange und durch die Corona-Krise und den damit verbundenen Ausfall zahlreicher Veranstaltungen zieht es besonders viele Menschen hinaus in die Natur – und damit hinein in den Lebensraum der Zecken.

Wer nicht aufpasst und vorsorgt, für den kann ein Spaziergang oder eine Wanderung durch Wälder und Wiesen darum unter Umständen ernsthafte Folgen haben. Denn so klein Zecken auch sind, sie können gefährliche Krankheiten übertragen – unter anderem die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Baden-Württemberg ist Risikogebiet

Wie das Landesgesundheitsamt mitteilt, handelt es sich bei allen Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg um FSME-Risikogebiete – eine Ausnahme stellt nur der Stadtkreis Heilbronn dar. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) wird ein Kreis dann als Risikogebiet definiert, „wenn die Anzahl der übermittelten FSME-Erkrankungen in mindestens einem der 14 Fünfjahreszeiträume im Zeitraum 2002 bis 2019 signifikant höher liegt als die erwartete Fallzahl.“ Oder kurz: Wenn ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko herrscht.

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Das Landesgesundheitsamt empfiehlt daher allen Personen, „die sich in den Risikogebieten in der Natur aufhalten und somit ein Risiko für Zeckenstiche haben“, sich gegen FSME impfen zu lassen.

Zahlen schwanken

FSME-Erkrankungen werden laut Landesgesundheitsamt entsprechend der Aktivität von Zecken „hauptsächlich vom Frühjahr bis in den Spätherbst übermittelt“. Die Anzahl der FSME-Fälle schwanke bereits seit Einführung der Meldepflicht – Grund seien etwa klimatische und ökologische Faktoren, „die die Aktivität der Zecken aber auch die Populationsgrößen der Wirtstiere, wie Mäuse und Niederwild beeinflussen.“

Außerdem hängt die Zahl der Fälle auch mit der Freizeitaktivität der Menschen und deren Impfstatus zusammen. Und: „auch die Entscheidung der Ärzte, in welchen Fällen eine Untersuchung des Blutes auf FSME veranlasst wird, hat Auswirkungen auf die Anzahl der gesicherten Diagnosen.“

Im vergangenen Jahr seien 171 Erkrankungen gemeldet worden, 2018 noch 288 Fälle. Weil in diesem Jahr durch die Corona-Krise vermehrt Menschen in der Natur unterwegs sind, ist laut Landesgesundheitsamt „davon auszugehen, dass vermehrt Personen einem Zeckenexpositionsrisiko ausgesetzt sind. Dies kann zu einem Anstieg von FSME-Infektionen und weiteren durch Zecken übertragenen Infektionen führen.“

Bislang wurden in Baden-Württemberg in diesem Jahr schon 166 FSME-Fälle gemeldet. „Das sind deutlich mehr Infektionen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres 2019 mit 97 Fällen“, so das Landesgesundheitsamt.

Eine mit Blut gefüllte Zecke
Eine mit Blut gefüllte Zecke | Bild: Roni Rekomaa/Lehtikuva/dpa

Bisse können ernste Folgen haben

Wer sich über einen Zeckenbiss mit FSME ansteckt, der kann unterschiedliche Symptome zeigen. Während manche Personen gar nichts von der Krankheit spüren, macht sie sich bei anderen durch Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen bemerkbar. Zudem können Hirnhäute und Gehirn sich entzünden und sogar Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle und Lähmungen auftreten. Auch irreversible Schäden sind möglich. Im schlimmsten Fall führt die Krankheit zum Tod.

Laut RKI sind in der Regel „drei Impfungen notwendig, um den vollen Impfschutz zu erreichen“ – zumindest bei 99 Prozent der Geimpften sei das danach der Fall. Dieser Impfschutz besteht dann mehrere Jahre lang.

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Auch andere Krankheiten werden übertragen

Übrigens können Zecken nicht nur die Frühsommer-Meningoenzephalitis, sondern auch weitere Krankheiten übertragen – dazu gehört etwa die Borreliose, die durch Bakterien ausgelöst wird. Bemerkbar macht sie sich mit Wanderröte, die um die Einstichstelle herum auftritt. Zudem kommt es etwa zu grippeartigen Symptomen sowie Nervenschmerzen, Lähmungen oder Herzentzündungen. Behandelt werden kann diese Krankheit mit Antibiotika.