Ende März gab es über das Projekt der 1977 von palästinensischen Terroristen entführten Lufthansa-Maschine Landshut mal wieder etwas Positives zu berichten. Experten begannen in einer Halle des Bodensee Airports in Friedrichshafen mit der Reinigung des Rumpfes von Schmutz, der SÜDKURIER und Fernsehteams waren vor Ort. Jetzt ziehen sich wieder dunkle Wolken über den Wrack des Jets zusammen. Der bekannte Autor und Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar (76) hat den wissenschaftlichen Beirat des Projekts enttäuscht verlassen.

Das bestätigte Kraushaar dem SÜDKURIER auf Anfrage, nachdem die Tageszeitung „Welt“ berichtet hatte. Eine Bitte um ein ausführliches Interview zur Frage, was ihn zu seiner Entscheidung bewogen habe, lehnte Kraushaar gegenüber dem SÜDKURIER mit Hinweis auf seine Verschwiegenheitspflicht ab, die er gegenüber der federführenden Bundesanstalt für politische Bildung (BPB) eingegangen sei.
Kritik am künftigen Wrack-Zustand der Maschine
Dann bestätigt der Wissenschaftler gegenüber der Redaktion aber doch die Vermutung, dass er mit dem Ausstellungskonzept der BPB nicht einverstanden ist. Kraushaar kritisiert, dass die Landshut in ihrem Zustand von 2017 konserviert werde. Damals kam sie zerlegt von einem Flugzeugfriedhof in Brasilien am Bodensee an. Dieses Konzept sei, so Kraushaar auf Nachfrage, für historisch interessierte Besucher wertlos. Man habe es trotz Konservierung nur mit einem Wrack zu tun.
Wie Kraushaar weiterhin erwähnt, habe er sich mit damaligen Opfern und Betroffenen der Entführung ausgetauscht, die sich eine Wiederherstellung des Zustandes vom Herbst 1977 gewünscht hatten. Darunter ist auch der frühere Copilot Jürgen Vietor (heute 83), der das Flugzeug in Mogadischu landete, wo es dann von der Polizei-Eliteeinheit GSG 9 gestürmt wurde, die die 82 Geiseln befreite. Vietor hat sich nach der öffentlichen Präsentation des BPB-Konzepts für die Landshut, das 2026 abgeschlossen sein soll, auch gegenüber dem SÜDKURIER auf Anfrage distanziert zu den Plänen geäußert.

Mit Kraushaar verliert der Landshut-Beirat seinen profiliertesten Kopf, was die Kenntnis des deutschen Linksterrorismus der 60er- und 70er-Jahre angeht. Er steht jenen Kritikern nahe, in deren Augen das Thema Linksterrorismus und RAF unterbelichtet bleibt, wenn man sich in Friedrichshafen auf flugzeug-archäologische Feinheiten beschränkt und die Ausstellung zu einem „Lernort für Demokratie“, wie ihn die BPB will, verallgemeinert.
Zu wenig Platz fürs Leitwerk
Wie es aussieht, wird dort der Rumpf der Landshut auch ohne ihr Höhenleitwerk gezeigt, also ohne die horizontale Fläche am Flugzeugheck. Das geht aus einer schriftlichen Antwort auf die Anfragen des Landshut-Experten, Buchautors und Journalisten Martin Rupps hervor, die dem SÜDKURIER vorliegt.
Der Platz für einen Wiederanbau, heißt es, sei „sehr gering“. Welche Teile in welcher Form wieder zusammengebaut werden können, könne „erst nach weiteren Messungen, sowie nach statischen Berechnungen und Prüfungen entschieden werden“.