„Zum Schutz der Javaneraffen: Abstand zu den Tieren halten“ steht auf dem großen roten Schild vor einem Gehege des Basler Zoos. „Die Javaneraffen sind potenziell gefährdet, sich mit dem Coronavirus anzustecken“, erklärt Zoo-Tierärztin Fabia Wyss die Maßnahme. Anders als andere Affenarten sind die Javaneraffen in Basel nicht gänzlich durch Glasscheiben von den Besuchern getrennt, sondern vereinzelt nur durch ein hohes Gitter.
„Es gibt zwei Einblicke und wir haben schon früher beobachtet, dass die Affen dort von Besuchern gefüttert wurden“, so Wyss. Deshalb weist das in Schild nicht nur darauf hin, dass zu den Javaneraffen ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden muss, sondern nochmals explizit, dass auch das Füttern der Tiere untersagt ist.
Wie groß die Gefahr einer Covid-19-Infektion für Javaneraffen tatsächlich ist, sei nicht vollständig geklärt, betont Wyss: „Wir wissen, dass sich Affen auch mit anderen Coronaviren wie unserem normalen Erkältungsvirus infizieren können. Und in Labors wurden Rhesusaffen bereits für Versuche mit Covid-19 infiziert.“ Rhesusaffen gehören wie die Javaneraffen zur Gattung der Makaken und sind damit Teil der sogenannten Altweltaffen.
„Zu den Altweltaffen zählen die Affen aus Asien und Afrika, die näher mit uns verwandt sind, wenn auch nicht so nahe wie die Menschenaffen, zu denen etwa Gorillas oder Schimpansen gehören.“ Durch diese Verwandtschaft seien Altwelt- und Menschenaffen auch gefährdeter als andere Affen, dass sie sich bei Menschen mit Viren anstecken. Ob auch die umgekehrte Übertragung des Virus, vom Affen auf den Menschen, möglich ist, sei nicht geklärt.
Affenberg Salem hat ebenfalls vorgesorgt, um seine Berberaffen zu schützen
Der Direktor des Affenbergs in Salem, Roland Hilgartner, bestätigt die Aussagen der Tierärztin: „Es gibt mittlerweile zahlreiche Studien die zeigen, dass sich Altwelt- und Menschenaffen mit dem Virus anstecken können.“ Auch auf dem Affenberg wurden daher Vorsichtmaßnahmen ergriffen, da die dortigen Berberaffen wie die Javaneraffen zu den Altweltaffen gehören.
Und die Regeln sind sogar noch strikter als im Basler Zoo: Neben Abstandsgebot und Fütterungsverbot gilt in Salem eine Maskenpflicht für Besucher. „Ohne die Popcornfütterung halten sich die Affen sowieso in einem größeren Abstand zu den Besuchern auf. Unsere Tiere sind ja nicht zahm. Entsprechend sind wir diesbezüglich auf der sicheren Seite“, betont Hilgartner.

In Basel wie in Salem mussten auch die Tierpfleger infolge der Corona-Pandemie ihr Verhalten gegenüber den Affen ändern. „Es gelten dieselben Regeln wie im Umgang mit Menschen: Abstandhalten und Handhygiene“, sagt Tierärztin Wyss. Auf dem Affenberg müssen die Mitarbeiter zusätzlich Masken tragen sowie bei der Fütterung Einweghandschuhe. All diese Vorsichtsmaßnahmen scheinen erfolgreich zu sein: Bisher wurden weder im Zoo Basel noch auf dem Affenberg Corona-Symptome bei Tieren festgestellt.
Der Affe geht nicht zum Arzt
Was man nicht wisse, sei, ob unter den Altwelt- und Menschenaffen alle Arten gleich stark gefährdet sind, was den Verlauf der Infektionskrankheit anbelangt, betont Fabia Wyss. Die Gefahr sei allgemein, dass eine Erkrankung der Affen erst dann bemerkt würde, wenn die Symptome bereits schwerwiegend seien. „Denn Affen gehen ja nicht wie Menschen zum Arzt, wenn sie krank sind. Im Gegenteil: Sie versuchen Krankheitssymptome solange wie möglich vor Artgenossen zu verstecken, um keine Schwäche zu zeigen.“
Besucher halten sich an die Regeln, die Javaneraffen nicht
Deshalb seien auch die getroffenen Vorsichtsmaßnahmen so wichtig, sagt Wyss. Und anscheinend halten sich sowohl im Zoo Basel als auch auf dem Affenberg die meisten Besucher an die neuen Vorschriften. „Sie sind sehr verständnisvoll und akzeptieren die Regeln. Die Besucher entdecken ohne das Popcornfüttern den Affenberg ganz neu“, resümiert Affenberg-Direktor Hilgartner.

Auch die Basler Tierärztin Wyss zieht bisher eine positive Bilanz: „Es klappt nicht so schlecht. Die soziale Kontrolle funktioniert: Kommt jemand den Javaneraffen zu nahe, machen ihn oft andere Besucher darauf aufmerksam, dass er das nicht darf.“ Denn ganz so einfach sei das Abstandhalten nicht immer: „Die Javaneraffen kommen natürlich ans Gitter und greifen mit ihren Händen nach den Besuchern, damit sie etwas zu Essen bekommen.“