Auch im Schwarzwald wird um Alexej Nawalny getrauert. Im Örtchen Ibach hatte der Putin-Gegner nach seiner Nowitschok-Vergiftung im Herbst 2020 Zuflucht gesucht. Die Begegnung mit dem prominenten Russen ist einigen noch in Erinnerung.
Bürgermeister Helmut Kaiser ist dreimal mit Nawalny zusammengekommen, einmal hätten sie sich länger unterhalten – auf Englisch, wobei sein eigenes eingerosteter war als Nawalnys. Dessen Tod mache ihn betroffen, sagt Kaiser, und auch die Gemeinde. Den Ibachern sei Nawalny als freundlicher Gast in Erinnerung. „Er hat sich danach nett bedankt und hat einen sehr menschlichen Eindruck hinterlassen“, so der Bürgermeister.

Im Herbst 2020 sprachen sie auch über seine Rückkehr nach Russland. „Daran erinnere ich mich noch sehr gut“, schildert Kaiser. Nawalny habe gesagt, Russland sei seine Heimat, dahin müsse er zurück. Wer politisch etwas erreichen wolle, müsse das von Russland aus tun. „Ich weiß nicht, ob er das unterschätzt hat“, sagt Kaiser. „Er wusste, dass er dort festgenommen wird. Aber dass er zu 19 Jahren Haft verurteilt werden würde, damit hat er wohl nicht gerechnet.“
Nawalny blieb insgesamt fünf Monate im Schwarzwald. Nach seiner Zeit in Ibach hielt er sich noch in Freiburg und Kirchzarten auf, wo in den Black-Forest-Studios ein Dokumentarfilm über ihn entstand und wo er sein auf YouTube millionenfach geklicktes Enthüllungsvideo „Ein Palast für Putin“ drehte. Danach kehrte Nawalny am 17. Januar 2021 nach Russland zurück – noch am Flughafen wurde er verhaftet. Seither saß er in Lagerhaft. Nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass brach er dort am Freitag zusammen und starb.
Zwei Monate zusammen trainiert
So intensiv wie wenige dürfte Fitness-Trainer Björn Leber den Russen damals erlebt haben. Der Personal-Trainer, der in Konstanz Sportwissenschaften studiert hat, half Nawalny damals, wieder fit zu werden. Zwei Monate lang trainierten sie gemeinsam. Die Nachricht vom Tod seines Trainingspartners trifft ihn hart: „Ich realisiere das gerade noch nicht, das ist ein Riesenschock“, lässt er den SÜDKURIER wissen.
An die Monate des gemeinsamen Trainings erinnere er sich gerne zurück: „Er hatte einen enormen Willen, eine krasse Disziplin. Mich hat das fasziniert, wie er sich fit gemacht hat, wie schnell er sich damals von den drei Wochen Koma erholt hat.“

Die Verbindung ging aber noch über den Sport hinaus. „Wir hatten auch privat eine Bindung aufgebaut.“ Sie hätten einander geschrieben, seien abends auch mal gemeinsam essen gegangen. „Für mich ist das jetzt eine schlimme Nachricht, weil ich ihn sehr geschätzt habe.“