Ein alter Keller kann eine hoch spannende Sache sein. Vor allem, wenn es sich bei dem Haus um ein früheres Bankgebäude handelt, in dem fast 80 Jahre lang Geldgeschäfte gemacht wurden. Das ist bei dem Gründerzeithaus in der Oberen Laube 46 in Konstanz der Fall. Deswegen findet sich dort ein museales Relikt, das die Volksbank Konstanz bei ihrem Auszug 1981 dort zurücklassen musste. Ein Tresorraum, der mit einer Panzertür gesichert ist.

Öffnung per Handrad

Hinter dem Monstrum, das früher mit Zahlencode, Schlüssel und einem schweren Handrad geöffnet werden musste, schließen sich zwei mit separaten Gittertüren gesicherten Tresorräume an. Einst waren hier Wertpapiere, Akten, Schmuck und der ein oder andere Goldbarren sicher verwahrt. Davon erzählt ein alter Stahlschrank mit einem dutzend nummerierter Schließfächer. Einige lassen sich mit einem Schlüssel öffnen, doch wer einen reichen Fund erwartet, wird enttäuscht.

Constanze Preiß hat eines der alten Schließfächer im Tresorraum geöffnet. Der Stahlschrank stammt vermutlich vom Anfang des 20. ...
Constanze Preiß hat eines der alten Schließfächer im Tresorraum geöffnet. Der Stahlschrank stammt vermutlich vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Fächer sind (leider) leer | Bild: Oliver Hanser

Bis auf eine alte Kassette aus Blech und ein paar jüngere Exemplare aus grauem Kunststoff sind die Fächer leer. Dennoch weht den Besucher ein Hauch von Geldgeschichte an, verrät der Blick auf den stählernen Schieber zum Abluftschacht, dass hier einmal Kapital gehortet wurde.

Sammlung aus Briefbeschwerern

Jetzt lagern hier zwei dutzend Kartons, die mit weniger werthaltigen Dingen vollgepackt sind. „Das ist eine Sammlung von Briefbeschwerern“, sagt Constanze Preiß. Sie ist Co-Geschäftsführerin des „Auktionshaus am See“, das vor wenigen Wochen in Erdgeschoss und Keller des Hauses eingezogen ist. Ölgemälde und gerahmte Radierungen sind an die Wand gelehnt, Plastikkästen mit allerlei Preziosen noch ohne System auf dem Boden abgestellt. Ein alter Tresor beherbergt alte Sachen.

Die Antiquitäten- und Kunstschätze haben sich selbst in einer Art Antiquität breitgemacht. Vor 70 Jahren wurde der Tresorbauer Ostertag in Aalen von der Volksbank Konstanz mit dem Einbau beauftragt. Das konnte der SÜDKURIER anhand der Seriennummer auf der Tresortür und durch die Auskunft des Herstellers Ostertag herausfinden.

Experte musste aus Aalen anrücken

Dieser musste vor vielen Jahren einen Experten entsenden, weil sich die Panzertür nicht mehr öffnen ließ. Davon erzählt Heidrun Karrenbauer, die damals zusammen mit ihrem Mann Carlo hier ein Kunstauktionshaus betrieb und in dem Tresor Gemälde sicherte. Nach einem Urlaub saß die Tresortür fest wie Beton und ließ sich nicht mehr öffnen.

Im Keller des Hauses Obere Laube 46 in Konstanz befindet sich der Tresorraum.
Im Keller des Hauses Obere Laube 46 in Konstanz befindet sich der Tresorraum. | Bild: Inka Reiter Fotodesign

„Erst der Fachmann von Ostertag hat es dann geschafft“, erzählt die frühere Geschäftsfrau. Er riet, die Tür nicht mehr zu schließen, da sie durch kleinste Erschütterungen des Hauses blockiert werden kann. Heute ist sie mit einem Stahlband und dicken Schrauben an der Wand fixiert.

98.000 Mark für die neue Bank

Denn für solche tonnenschweren Installationen war das Haus 1895 nicht erbaut worden. Auftraggeber war der „Vorschuss-Verein Konstanz“, eine Genossenschaftsbank für Gewerbekunden. Sie investierte 98.000 Mark in den neuen Sitz an der Obereren Laube.

Wie ein Schreiben an die Mitglieder betont, war die „Erstellung eines besonderen feuersicheren Archiv‘s und zweier deßgleichen Tressor, mit jeweiligen Aufbau von der Kellersohle an“ geplant. Allerdings dürften diese kleineren Tresore Erschütterungen durch die heute viel befahrene Obere Laube besser weggesteckt haben als ihr seismisch empfindliche Nachfolger.

Von Stuttgarter Architekten geplant

Neben dem „Vorschuss-Verein“ zogen die „Handels- und Gewerbebank GmbH Konstanz“ und die 1862 gegründete Volksbank Konstanz in das Haus ein, das eine Stuttgarter Architektengruppe im Stil der beliebten italienischen Rennaissance entworfen hatte. Heute ist davon nur noch am unteren Band der Fassade etwas zu erkennen. 1943 übernahm die Volksbank das Haus dann ganz, fast 40 Jahre später zog sie an den Lutherplatz um.