Ein Mord geschieht und die Leiche wird jahrelang nicht gefunden, eine Mutter überlässt ihr Kind einem Vergewaltiger und ein Mann sticht im Wahn auf ein vierjähriges Kind ein: 2024 wurden in der Region viele spektakuläre Fälle vor Gericht verhandelt, Mörder, Vergewaltiger und Totschläger verurteilt. Hier ein Überblick über die aufsehenerregendsten Gerichtsprozesse und Kriminalfälle des zu Ende gehenden Jahres.
Fünf Jahre Haft nach Messerstichen auf die Ehefrau
Zwölf Messerstiche sind es, mit denen ein Mann im März 2023 seine eigene Ehefrau und vierfache Mutter niederstreckt. Die Frau überlebt, auch weil der Angeklagte unmittelbar nach der Tat die 112 wählt. Das kommt ihm vor dem Landgericht Rottweil zugute. Im Januar wird er wegen gefährlicher Körperverletzung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Hätte er nicht den Notruf gewählt, wäre wegen Mordes verhandelt worden, wie der Richter betonte.

Urteil im Fall Jasmin M.
Noch immer fehlt von Jasmin M. jede Spur. Das Konstanzer Landgericht sieht es aber als erwiesen an, dass die junge Frau aus Eigeltingen-Heudorf (Stockach) von ihrem Ex-Partner Robert S. getötet wurde. Es verurteilte ihn Ende Januar wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren. Wie das Gericht trotz fehlender Leiche zu diesem Urteil kam und wie der Angeklagte reagierte, lesen Sie hier.

Konstanzer überlebt Folternacht, zwei Jahre später wird er tot aufgefunden
An Ostern 2022 wird Luis G. in einer Ferienwohnung in Konstanz-Fürstenberg festgehalten und erleidet dort stundenlang Qualen. Wegen einer angeblichen Schuld bei einer Drogenbande schlagen seine Peiniger auf ihn ein und verbrühen ihn. Luis G. entkommt.

Im November 2022 wird den Peinigern der Prozess gemacht. Die vier Männer, die Hauptangeklagten in diesem Verfahren, mussten für drei bis sechs Jahre ins Gefängnis. Am 8. Februar wird nun Luis G.s Leichnam im Gemeindegebiet Radolfzell gefunden. Woran der 21-Jährige starb, ist bis heute nicht klar.
Wende in Rottweiler Vergewaltigungsprozess
Zwei Männer stehen in Rottweil im April und Mai wegen schwerer Vergewaltigung, Körperverletzung, Diebstahl und Freiheitsberaubung vor Gericht. Laut Anklage sollen sie im September 2023 eine junge Frau in Tuttlingen mit Betäubungsmitteln gefügig gemacht, sie dann in einer Wohnung in VS-Schwenningen vergewaltigt und schließlich, zurück in Tuttlingen, ohne Shirt und BH aus dem Auto geworfen haben.

Hochbeet-Prozess: Frau wird wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt
Das Interesse der Öffentlichkeit ist groß: Als eine 36-jährige Frau im Mai in Ravensburg wegen des Mordes an ihrem Partner zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wird, stehen viele Menschen vor Gericht, die in den Saal gelassen werden wollen. Nicht alle passen rein.

Der Richter spricht im Zusammenhang mit dem Mord von kaum vorstellbaren Abgründen. Die Angeklagte hatte ihren Lebensgefährten mit einem Stich in die Halsschlagader ermordet, während sich dieser auf dem Sofa ausruhte. Im Oktober 2023 findet die Polizei den Leichnam in einem Hochbeet auf dem Grundstück des Hauses, in dem die beiden lebten. Bis zuletzt gab die 36-Jährige die Tat nicht zu, doch die Beweislast war erdrückend. Was sich am letzten Prozesstag alles abspielte, lesen Sie hier.
Bekannte Café-Besitzerin wird tot aufgefunden
An einem Montag im Juli wird Esme E., Betreiberin eines Cafés in Kressbronn, als vermisst gemeldet. Tags drauf findet sie ein Passant tot auf einem Grundstück am Seeufer zwischen Kressbronn und Nonnenhorn. Die Sonderkommission Café wird gegründet. Mehr als 20 Personen sind mit der Aufklärung der Umstände ihres Ablebens betraut.

Erst Anfang August wird bekannt, dass die 70-Jährige vor ihrem Tod die Tageseinnahmen aus dem Café bei sich trug. Die Ermittler gehen von vorsätzlicher Tötung aus. Ein Tatverdächtiger ist aber noch immer nicht festgenommen, die Sonderkommission ermittelt weiter.
Lange Haftstrafen nach mehrfachem Missbrauch eines Kindes
Ein Mann missbraucht zwischen Juli 2021 und Mai 2023 ein damals acht- bis zehnjähriges Kind mehr als 100 Mal. Und die Mutter überlässt ihre Tochter dem Mann für die Taten und setzt beide auch noch unter Druck. Darum ging es im August vor dem Landgericht Konstanz.

Am Ende wird der 25 Jahre alte Angeklagte wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 55 Fällen sowie wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 23 Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von sieben Jahren und drei Monaten verurteilt. Auch die Mutter wird zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt.
Urteil für 19-Jährigen nach Familientragödie am Hochrhein
Er hat im März seine Eltern und den Bruder getötet sowie seine Schwester schwer verletzt. Im September wurde der 19-Jährige vom Landgericht Waldshut-Tiengen verurteilt. Er wurde wegen des Totschlags in drei Fällen und des versuchten Totschlags in einem Falle schuldig gesprochen.

Doch auch für ihn geht es nicht ins Gefängnis. Richter Martin Hauser ordnet die Unterbringung des Mannes in einer forensischen Abteilung des Zentrums für Psychiatrie Reichenau auf unbestimmte Zeit an. Denn der Mann leide an einer wahnhaften Schizophrenie und ist aufgrund dieser schweren psychischen Störung schuldunfähig. Alles zur Bluttat im März und was darauf folgte, gibt es hier.
Stockacher bringt seine Partnerin um und wird in zweiter Instanz wegen Mordes verurteilt
Dieser Fall sorgte nicht nur in Stockach für Aufsehen: Im Januar 2023 wird Sabrina P. aus Stockach als vermisst gemeldet. Später findet die Polizei ihre Leiche unterhalb des Balkons ihrer Wohnung in einem Gebüsch. Der Täter: ihr Lebensgefährte Marcel K.

Er gibt später vor Gericht zu, dass er seine damalige Partnerin mit einem Kabel erdrosselt hat. In erster Instanz war er wegen Totschlags verurteilt worden, das Landgericht entschied aber, dass es Mord war und verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von 15 Jahren. Das Urteil ist rechtskräftig.
Messerattacke auf vierjähriges Kind
Diese Tat macht fassungslos: Eine Mutter geht mit ihrer vierjährigen Tochter in Wangen im Allgäu in den Supermarkt – und plötzlich wird das Kind mit einem Messer attackiert. Die Vierjährige wird notoperiert und überlebt.
Vor Gericht steht danach ein 35-jähriger Mann. Es geht um versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung. Der Mann gibt die Tat bereits zu Prozessbeginn zu. Er habe eine göttliche Eingebung gehabt und zugestochen. Im Oktober wird er verurteilt.

Das Gericht geht aufgrund einer psychischen Erkrankung von einer Schuldunfähigkeit aus. Der Richter ordnet eine unbefristete Sicherheitsverwahrung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Mehr zum Urteil und dem Prozess gibt es auf SÜDKURIER-Online.
Urteil nach Tod eines Tunesiers am Hochrhein
Es liest sich wie ein Krimi: Ein 58-jähriger Mann hat in Rickenbach im Dezember 2023 den Tunesier Mahdi Bin Nasr erschossen, anschließend zerstückelt und die Leichenteile in den Rhein geworfen. Später meldet er sich bei der Polizei und gibt die Tat zu.

Im November hat das Landgericht Waldshut-Tiengen den Mann aus Maulburg wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten verurteilt. Bei der Verkündung des Urteils ist die Stimmung im Gerichtssaal angespannt. Lesen Sie hier, was die Schwester des Getöteten zum Urteil sagt und warum es im Saal zu Unruhe kam.
Mann aus dem Kreis Sigmaringen schwängert Tochter der Partnerin
Alle Versuche, sich aus der Affäre zu ziehen, scheiterten im November für einen 35-jährigen Mann aus dem Kreis Sigmaringen. Er stand wegen des Missbrauchs einer Schutzbefohlenen vor Gericht. Denn er hatte Anfang 2023 ungeschützten Sex mit der 16-jährigen Tochter seiner damaligen Partnerin – die Jugendliche wurde schwanger.

Wende im Fall Jan Heisig: Nach langer Suche wird auf der Höri ein Leichnam gefunden
Auf der Höri geschieht ein Mord, die Leiche bleibt lange verschwunden. Seit Oktober steht nun ein Tatverdächtiger wegen Mordes vor dem Konstanzer Landgericht: Mike W. soll Jan Heisig im Juni 2019 in seinem Haus in Gaienhofen-Hemmenhofen ermordet und ihn dann verbrannt haben.
Erst spät im Prozess äußert sich der Angeklagte über seinen Verteidiger zu den Vorwürfen. Anders, als es in der Anklage steht, habe er den Leichnam nicht verbrannt, sondern vergraben – im Garten von Heisigs ehemaligem Wohnhaus.
Ende November wird dort tatsächlich ein Leichnam gefunden. Ein Urteil wird im Februar erwartet.
Prozess wegen versuchter Erpressung der Schumacher-Familie
In Wuppertal beginnt im Dezember der Prozess gegen drei Männer die Familie von Michael Schumacher erpressen wollten. Einer der Angeklagten hat in der Konstanzer Diskothek „Grey“ als Türsteher gearbeitet. Die Angeklagten sollen 15 Millionen Euro von der Familie Schumacher gefordert haben, damit Bilder, Videos, Krankenakte und weitere Unterlagen nicht im Darknet veröffentlicht werden.

Bereits am ersten Tag des Prozesses räumt der Angeklagte große Teile der Vorwürfe ein, als Erpresser hat er sich jedoch nicht wahrgenommen. Er sieht sich mehr als Vermittler, der Familie die Daten zurückzugeben. Das sollte natürlich bezahlt werden. Die Festplatten mit den Daten habe er ohne Bezahlung von einem alten Bekannten, einem der Mitangeklagten, erhalten.
Er habe noch mit sich selbst gehadert: Aber das Finanzielle sei doch zu verführerisch gewesen. „Ich habe Scheiße gebaut, mehr kann ich nicht dazu sagen“, erklärte der Angeklagte. Sein Sohn, der ebenfalls auf der Anklagebank sitzt, habe lediglich eine E-Mail-Adresse erstellt. Am 23. Dezember wird die Verhandlung fortgesetzt, ein Urteil wird voraussichtlich Anfang 2025 fallen.