Seit einem Monat sind die mobilen Impfteams verstärkt im Einsatz im Südwesten. Sie sollen gemeinsam mit niedergelassenen Ärzten die Drittimpfungen stemmen und zudem die immer noch weit klaffende Impflücke im Land schließen. Die im September geschlossenen Impfzentren will das Land nicht wieder hochfahren. Dazu steht das Sozialministerium und sein Amtsleiter Uwe Lahl nach wie vor – trotz Warteschlangen, zu wenig Kapazitäten und frustrierten Bürgern. Wie aber fällt die Bilanz aus?
„Natürlich gibt es noch Warteschlangen“, sagt Lahl im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Zur Schließung der Impfzentren steht er dennoch. Schon im August seien sie kaum noch besucht worden, ihre Aufrechterhaltung hätte den Steuerzahler aber 50 Millionen Euro pro Monat gekostet. Die Zentren über September hinaus offen zu halten, sei nicht zu verantworten gewesen.
Zuletzt hatte der Konstanzer Landrat Zeno Danner Kritik daran geübt, dass nicht zumindest ein Teil der Zentren beziehungsweise dessen Personal gehalten worden sei, um dezentrale Angebote fortsetzen zu können.
Stattdessen stockte das Land die Zahl der mobilen Impfteams auf, von den angekündigten 155 Impfteams sind nach Angaben des Sozialministeriums inzwischen 125 im Einsatz. Lahl betont, dass die Aktionen Wirkung zeigten: „Die Angebote zum Impfen und die Zahl der Impfungen steigen.“
Die Impfquote im Südwesten steigt indes nur langsam. Derzeit sind 66,8 Prozent der Baden-Württemberger vollständig geimpft, der Bundesdurchschnitt beläuft sich auf 68,6 Prozent (Stand 1.12.) Binnen eines Monats sollen im Südwesten aber eine Million Bürger geimpft werden.
100.000 Impfungen am Tag
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Unmöglich scheint das nicht. Bis zu 100.000 Impfungen am Tag sind derzeit machbar. So schafften die mobilen Impfteams nach Angaben von Sprecher Pascal Murmann am 30. November landesweit 17.907 Impfungen. Die niedergelassenen Ärzte (etwa 3700 beteiligen sich an den Impfungen) verabreichten dagegen 77.181 Impfungen am gleichen Tag.
Davon sind nach Daten vom Robert-Koch-Institut allerdings nur 11.569 Erstimpfungen und 6963 Zweitimpfungen, dagegen 77.876 Auffrischungsimpfungen. Die Impfquote selbst steigt so also nur langsam.
Rechnet man die Angaben hoch, könnten die Impfteams (an sechs Tagen pro Woche im Einsatz) etwa 110.000 Impfungen binnen einer Woche schaffen, die Praxen (meist nur montags bis freitags) rund 400.000 Impfungen pro Woche – so genügend Impfstoff geliefert wird.
Zusätzlich hat das Land 35 Impfstützpunkten genehmigt, darunter die Kreise Ravensburg, Waldshut, Bodenseekreis und auch Konstanz. „Die regionalen Impfstützpunkte werden aktuell flächendeckend aufgebaut und gehen baldmöglichst in Betrieb“, so Sprecher Pascal Murmann. Erste Stützpunkte seien bereits aktiv.
Limitierter Impfstoff
Doch das nächste Problem zeichnet sich bereits ab. Die vom Bund kontengierten Impfstofflieferungen bringen bereits vereinbarte Termine in Praxen und Impfaktionen der mobilen Impfteams in Gefahr. Arztpraxen können demnach nur 30 Dosen von Biontech pro Woche bestellen, Impfstützpunkte nach Angaben des Sozialministeriums nur 1020 Dosen pro Woche.

„Eine solche Menge verimpft ein Impfstützpunkt normalerweise pro Tag“, macht der Sprecher deutlich. Auch Moderna, der verstärkt zum Einsatz kommen sollte bei den Impfaktionen, werde nach Informationen des Sozialministeriums „nicht vollumfänglich wie bestellt ausgeliefert“. Demnach müssten Impftage in einzelnen Praxen abgesagt werden.
Am 1. Dezember erreichte eine Sonderlieferung mit 120.000 Dosen Moderna den Südwesten. Sie soll in den folgenden Tagen an die Stadt- und Landkreise verteilt werden. Wegen der besonders hohen Inzidenzen sollen unter anderem der Bodenseekreis, der Schwarzwald-Baar-Kreis sowie Rottweil und Tuttlingen eine zusätzliche Charge mit 1200 Dosen bekommen.
Bis Jahresende erwartet der Bund 24,3 Millionen Dosen Biontech, davon sollen 3,1 Millionen an Baden-Württemberg gehen. Zusätzlich sollen 26,08 Millionen Impfdosen Moderna nach Deutschland kommen, 3,39 Millionen sind für den Südwesten gedacht. „Wenn der Bund liefert wie versprochen, dürfte es keine Engpässe mehr geben“, heißt es aus dem Sozialministerium.