Die Schweiz geht ihren eigenen Weg – auch bei den Einreisebestimmungen in Zeiten der Pandemie. Nur wenige Länder stehen auf der Quarantäneliste der Eidgenossen. Aber was steckt dahinter?
Ein Grund ist, dass die Infektionszahlen in der Schweiz sehr hoch sind. Und erst, wenn die Inzidenz eines Landes um mindestens 60 höher ist als die Inzidenz der Schweiz, kommt das Land auf die Liste. Denn dann gilt das Risiko, sich dort zu infizieren, höher als das in der Schweiz. Dabei rechnet die Schweiz mit der 14-Tages-Inzidenz, anders als Deutschland und viele andere Staaten, die einen Sieben-Tages-Maßstab anlegen.
Veraltete Werte
Allerdings entspricht die Liste nicht immer den aktuellen Werten. Tatsächlich wird sie etwa alle 14 Tage aktualisiert. Danach verstreichen noch ein paar Tage, bis die neue Liste in Kraft tritt. Bis ein Land auf der Liste ist, brauche es eine gewisse Vorlaufzeit verwaltungsintern, aber auch extern, erklärt ein Sprecher des Bundesgesundheitsamts auf Anfrage. So müsse sich etwa die Reisebranche auf die neuen Regeln vorbereiten können.
Trotzdem sorgt das Vorgehen für Probleme. Denn Reisende, die sich in Sicherheit wägen, weil Länder, in die sie reisen wollen, nicht auf der Liste stehen, könnten trotzdem einem höheren Risiko ausgesetzt sein. Denn innerhalb von 14 Tagen kann sich das Infektionsgeschehen schnell ändern, gerade mit den seit November auftretenden Mutationen.
Zudem stammen die Zahlen, auf die sich die Schweiz bei ihrer Einstufung von Risikoländern bezieht, vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), das ein Mal pro Woche seine Daten aktualisiert.
Die Schweiz könnte demnach also zumindest wöchentlich die Zahlen aktualisieren. Tut sie aber nicht. „Eine Änderung der geltenden Verordnung ist zurzeit nicht geplant, der Bundesrat verfolgt die epidemiologische Entwicklung aber laufend“, heißt es auf SÜDKURIER-Anfrage.
Deutschland geht anders vor
Zum Vergleich: In Deutschland werden die Risikogebiete vom Robert-Koch-Institut in Absprache mit dem Bundesgesundheitsministerium, dem Auswärtige Amt und dem Bundesinnenministerium ausgezeichnet. Einen festen Rhythmus gibt es dabei nicht.
Auch ist hier nicht maßgeblich, ob die Inzidenz über oder unter der von Deutschland liegt. Vielmehr zählt, ob es in den Staaten oder Regionen in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gab.
In einem zweiten Schritt wird mit weiteren Kriterien analysiert, ob das Infektionsrisiko erhöht ist. Dazu gehört, ob der Ausbruch lokal begrenzt oder flächendeckend ist, wie hoch die Testkapazitäten sowie die Zahl der durchgeführten Tests durchschnittlich sind und welche Maßnahmen in dem betroffenen Gebiet zur Eindämmung des Infektionsgeschehens getroffen wurden.