Selbstoptimierung, Perfektionismus und Streben nach persönlichem Erfolg. Besser, schlanker, schöner – in den Sozialen Medien wimmelt es nur so von Sportvideos, Diäten oder Kosmetik-Anleitungen. Das Gefährliche daran: Es fehlt die Verhältnismäßigkeit, die Reflexion. Genau mit dieser Problematik haben sich viele Schülerinnen und Schüler beim diesjährigen Klasse!-Wettbewerb beschäftigt. Der SÜDKURIER hatte im Rahmen des Medienprojekts Klasse! im Schuljahr 2023/24 einen Video-Wettbewerb zum Thema Selbstoptimierung ausgelobt.
Gleich drei Preise hat die Klasse 10c der Deutschlehrerin Ricarda Maier des Fürstenberg-Gymnasiums aus Donaueschingen abgeräumt, einen ersten und zwei dritte Preise. Den zweiten Preis erhält die Klasse R8b der Lehrerin Nadine Späh der Geschwister-Scholl-Schule in Konstanz. Idee, Botschaft, Schnitt und Komposition der vier Videos haben die SÜDKURIER-Jury überzeugt.
Die Videos der Schülerinnen und Schüler zeigen in selbstkritischer, sensibler und reflektierter Form die Gefahren der Sozialen Medien auf. Und die Wichtigkeit des kritischen Denkens, um nicht im Hamsterrad der digitalen Welt hängenzubleiben. Optik, Leistungsdruck und Selbstoptimierung sind Themen, die oft in Unterrichtsklassen unbeachtet bleiben. Ricarda Maier griff diese Themen im SÜDKURIER-Videoprojekt im Rahmen ihres Deutschunterrichts auf.

„Es war mir ein persönliches Anliegen, Rollen- und Frauenbilder zu thematisieren, um zu zeigen, dass sie nicht immer der Realität entsprechen“, sagt sie.
Freude über erfolgreiches Abschneiden in Donaueschingen
Die Lehrerin ist stolz auf ihre Klasse: „Es steckt viel harte Arbeit dahinter. Die Identität von Jugendlichen wird heutzutage stark durch Social Media geprägt, aber das ist nicht die Wirklichkeit. Wir müssen uns davon loslösen.“ Maier entschied, das Thema als Unterrichtseinheit zu nutzen, denn auch in Schulen sollte dies vermittelt werden, um negative Konsequenzen zu vermeiden.
Fünf Videos wurden eingereicht, insgesamt neun angefertigt. „Ich freue mich sehr, dass unsere Schülerinnen und Schüler so erfolgreich beim Wettbewerb abgeschnitten haben“, sagt auch Schulleiter Mario Mosbacher. Die Auseinandersetzung mit Social Media und den dort aktuellen Trends sei wichtig.
Platz 1: „That Girl“ – Fürstenberg-Gymnasium Donaueschingen
Luisa Weinmann, Sofia Anselm und Elisabeth Baschnagel haben mit ihrem Video den ersten Platz belegt und erhalten ein Preisgeld von 350 Euro. „Wir haben den Trend ‚That Girl‘ aufgegriffen, der extreme Selbstoptimierung in körperlicher, optischer und mentaler Hinsicht propagiert“, erzählt Luisa Weinmann. Die drei Schülerinnen zeigen, dass man negative Verhaltensweisen überdenken sollte, auch wenn diese auf Social Media hochgepriesen werden.
Platz 2: „Der perfekte Influencer“ – Geschwister-Scholl-Schule Konstanz
Das Video „Perfekte Infuencer“ von Hannah Benz-Ogman, Tia Gabelica, Lorena Herre, Mia Hocker und Jette Schell aus der Klasse R8b der Geschwister-Scholl-Schule in Konstanz kam auf den zweiten Platz. Die Gruppe erhält ein Preisgeld von 250 Euro. „Da TikTok heutzutage eine der Hauptinformationsquellen von Jugendlichen ist, war es mir wichtig, auch diese in den Unterricht einzubeziehen und kritisch zu reflektieren“, so die Lehrerin Nadine Späh. Besonders mit dem Thema „Selbstoptimierung“ sei dies gut möglich gewesen. Die Klasse habe sich während des Projekts austauschen und interessante Aspekte zum Thema herausarbeiten können. „Die Jugendlichen konnten inhaltlich und technisch viel lernen“, sagt Späh.
Geteilter Platz 3: „Der Druck der Selbstoptimierung“ – Fürstenberg-Gymnasiums Donaueschingen
Den dritten Platz teilen sich zwei Videos der Klasse 10c des Fürstenberg-Gymnasiums Donaueschingen. Laura Meyer, Mia Dillmann und Svenja Machate haben sich mit Themen des eigenen Lebens wie Leistungsdruck und Körperlichkeit beschäftigt.
Geteilter Platz 3: „Selbstzweifel“ – Fürstenberg-Gymnasiums Donaueschingen
Welche Auswirkungen Social Media insbesondere auf die unterbewusste Wahrnehmung hat, wurde in dem Video von Yusuf Bülbül, Jonas Held, Luca Fehrenbach und Matthias Stempfle thematisiert. Die Jungsgruppe legte den Fokus darauf, wie Social Media unerreichbare Ideale propagiert. Beide Gruppen erhalten je 200 Euro.
Die Lehrerin Ricarda Maier wünscht sich im Lehrplan mehr Themen zu Social Media, um Schönheitsideale und Optimierungswahn kritisch zu hinterfragen, damit Schüler eigene Werte entwickeln können. „Es war beeindruckend zu sehen, wie tiefgehend sich die Gruppen mit den Themen auseinandergesetzt haben“, sagt sie. Die Videos hätten sich auch mit dem Druck beschäftigt, der durch die permanente Verfügbarkeit von Social Media entstehe. Die Schülerinnen und Schüler hätten dargestellt, wie schwierig es sei, sich dieser dauernden Beeinflussung zu entziehen und gleichzeitig den eigenen Weg zu finden.