Die Planung beginnt früh
Der Schulranzenkauf wird zumeist von langer Hand geplant. Diese Erfahrung hat Hanspeter Hügel gemacht. Er muss es wissen, verkauft er doch seit vier Jahrzehnten Schulranzen. „Ein typisches Ostergeschenk“, sagt er – oft mit Oma und Opa als Sponsor.
Der frühe Termin für den Kauf hat aus seiner Sicht zwei Gründe: Zum einen ist dann die Auswahl noch groß, zum anderen wurde früher auch an Ostern eingeschult, sodass die Großeltern schon früh im Jahr die Budgets für den Kauf freigeben. So rücke zum Ranzenkauf meist eine Mehrgenerationendelegation an, um das richtige Exemplar zu finden.
Typische Mädchenwünsche
Die Präferenzen orientieren sich zumeist am Klischee. Nur ganz selten bricht ein Mädchen oder Junge aus jenen Mustern aus, die ihnen zugeschrieben werden. So leuchtet die Mädchenecke in den Verkaufsläden schon von Weitem in kräftigem Rosa.
Nun wäre natürlich zu fragen, ob Mädchen und Jungen dem zuneigen, was ihnen angeboten wird, oder die Kreationen der Hersteller nur auf ohnehin vorhandene Vorlieben reagieren. Die berühmte Frage nach der Henne und dem Ei – ein Rätsel, das wohl schwer aufzulösen ist. Es gibt auch wenige Ausnahmen in anderen Pastelltönen.
Mädchen greifen gerne zu farbenfrohen und verspielten Designs, so die Erfahrung. Einhörner und Schmetterlinge liegen im Trend. „Auch Feen laufen gut“, sagt der Experte aus Villingen.

Typische Jungenwünsche
„Seit einigen Jahren sind bei Jungen vor allem Motive aus den Bereichen Raumfahrt, Autos oder auch Dinosaurier beliebt“, schreibt die Pressestelle des Drogeriemarktes Müller auf eine entsprechende Anfrage des SÜDKURIER. Ein zeitloser Klassiker sind Fußballer, wie Hügel ergänzt. Jungen, so die Erfahrung, greifen zu dynamischen Motiven.
Bei einem Motiv herrscht zwischen den beiden Geschlechtern Einigkeit: So registriert der Handel derzeit eine Vorliebe für Stitch, eine Figur aus dem Disney-Universum, wie die Müller-Unternehmenssprecherin Tatjana Meier sagt.
Worauf Eltern achten sollten
Souveräne Eltern reden ihren Kindern beim Design nicht hinein. Sehr wohl achten sie aber auf den Tragekomfort und die Ergonomie. „Der Ranzen sollte höhenverstellbar sein“, sagt Hügel, was bei den meisten Herstellern mittlerweile Standard sei.
Sicherheitsaspekte wie Reflektoren sollten Erziehungsberechtigte aus Sicherheitsgründen zudem im Blick haben. Auch das Gewicht spielt eine Rolle: „Im Trend liegen derzeit leichte Modelle, die unter 1000 Gramm wiegen“, sagt Tatjana Meier.
Schwere Auswahl: So fällt sie leichter
Hügel spricht davon, dass er seine Kundschaft ermutigt, die Kinder entscheiden zu lassen. Die Kleinen sind oft mit dem großen Angebot überfordert, sodass er gute Erfahrungen mit dem Ausschlussprinzip gemacht hat. Im Zweiervergleich wird immer ein Schulranzen aussortiert, bis dann das Lieblingsexemplar übrig bleibt.
„Das kann Stunden gehen“, sagt Hügel, doch die Entscheidung will gut überlegt sein. Bisweilen fällt die Entscheidung aber auch schnell, wenn die Eigenrecherche im Internet schon im Vorfeld zu klaren Vorstellungen geführt hat.
Was bei der Haltbarkeit zu beachten ist
„Vier Jahre sollte er schon halten“, sagt Hügel. Deshalb nicht billig, sondern günstig kaufen, lautet sein Rat. Weil der Ranzen die ganze Grundschulzeit überdauern sollte, ist ein gewisser Weitblick, was das Design betrifft, notwendig. Was der Siebenjährigen gefällt, ordnet die Zehnjährige womöglich in die Zeit der Geschmacksverirrungen ein.
Schultaschenhersteller haben sich auf den Wandel der Präferenzen eingestellt: Per Magnet oder Kreppverschluss angebrachte Accessoires lassen sich austauschen, sodass aus der Fee ein Einhorn werden kann, aus dem Rennauto ein Fußballer.
Die Ausstattung ist heute üppig
Wer Schulranzen kauft, kauft nicht nur eine simple Tasche, sondern ein ganzes Set, bestehend aus Schlampermäppchen, ordentlichem Mäppchen (gerne gefüllt), Turnbeutel bis hin zum Regenschirm oder Regenhüllen. Alles natürlich aufeinander abgestimmt, was das Design betrifft. Das Rundum-sorglos-Paket wird dann später nur ergänzt um die Wünsche, die von schulischer Seite an Kinder und Eltern herangetragen werden. Der Schulranzen selbst soll natürlich wasserabweisend sein und einen verstärkten Boden haben.
Die Varianten: Grundsätzlich gibt es die klassischen Schulranzen, an deren Unterteilung sich über die Jahre wenig geändert hat. Sie sind eher starr, so dass sich ihr Volumen nicht groß ändert, egal ob der Ranzen vollgepackt oder nur halbgefüllt ist.
„Dieses Modell würde ich eher für jene empfehlen, die Probleme mit der Ordnung haben“, sagt Hügel. Und welche(r) Siebenjährige hätte das nicht. Im klassischen Schulranzen mit seinen vielen Fächern findet selbst die Schlamper ihr Schlampermäppchen, wenn er oder sie es nicht sowieso zu Hause vergessen hat.
Für die seltenen Ausnahmen – die gut sortierten Schulstarter – kommen die Modelle in Rucksackform in Frage. Diese Taschen in Ordnung zu halten, fällt schwerer, weil sie weniger unterteilt sind. Vorteil: Bei diesen Modellen passt sich das Volumen dem Inhalt an. Wer wenig dabei hat, kann sein Päckchen enger schnüren. „Die festere Form wird präferiert“, sagt Hügel.
Schnäppchen machen mit Auslaufmodellen
Wer erstmals eines seiner Kinder einschult, wer also die Preise seiner Schulzeit im Kopf haben sollte, dem klappt beim Kauf möglicherweise die Kinnlade herunter. Kosten von 200 bis 300 Euro kommen beim Schulranzenkauf sehr schnell zusammen.
Der SÜDKURIER hat in einem anderen Artikel dargelegt, dass für sozial schwache Eltern oder Alleinerziehende diese Anschaffungskostgen eine schwere Hypothek darstellen – eine Belastung, die durch Sozialprojekte wie die Prokids-Stiftung abgefedert werden kann. Ansonsten macht Hügel die Erfahrung, dass Oma und Opa beim Schulranzenkauf nicht auf den letzten Cent schauen.
Als Beispiel zeigt er in seinem Laden auf die gut bestücke Reihe der Auslaufmodelle mit einem Preisnachlass von circa 40 Prozent. Auf den ersten Blick unterscheiden sich jene Ranzen nur wenig von den neuesten Modellen, doch allem Anschein erkennt das strenge Auge des ABC-Schützen den Unterschied zwischen letztem Schrei und Resterampe.