Manfred Riegger ist ein begnadeter Lenker von Gespannen aller Art. Mit diesem Können war er auch National-Fahrer. Der 88-Jährige kann auf eine erfolgreiche Vergangenheit als Gespannfahrer zurückblicken. Sie umfasst auch Jahrzehnte des Donaueschinger Reitturniers.
Finsterer Blick auf die Gegenwart
Mit Blick auf die Gegenwart wird die Miene finster. Riegger steht am neuen Donaueschinger Dressurviereck im verwaisten Schlosspark. Diese Woche hätte das 71. Internationale S. D. Fürst Joachim zu Fürstenberg-Gedächtnisturnier angeläutet werden sollen.
Doch das wird nicht passieren. Am 27. August wurde das Reitturnier 2025 abgesagt: aus Furcht vor einem weiteren finanziellen Minus, wie eine Woche später bekannt wurde.
„Es tut einfach nur weh“, so der rüstige Senior. „Kein Hufgeklapper, keine Kutschen und keine Besucher.“ Der passionierte Gespannfahrer war es, der 1972 die Kutschen zur Traditionsveranstaltung in den Schlosspark gebracht hat.

Dem vorausgegangen war eine Demonstrationsfahrt beim Weilersbacher Derby des Reit- und Fahrvereins Schwenningen. Im strömenden Regen fuhren Riegger und Karl Mauthe auf der Festwiese, und das Publikum kam trotz Regens unter den schützenden Regendächern hervor, und applaudierte den beiden Gespannfahrern.
Es folgte eine Einladung nach Donaueschingen, und noch im Herbst 1972 zeigten sie dort erstmals ihre Leinenkünste. Es war die Geburtsstunde der Fahrwettbewerbe im Rahmen des CHI im fürstlichen Schlosspark.

Mit ihm damals auf dem Kutschbock waren die Töchter Gabi und Brigitte, sowie Peter Hupfer, alle drei in Tracht. „Nur ein Jahr später fuhren sechs verschiedene Gespanne in eigens ausgetüftelten Formationen über das fürstliche Gelände – ein Spektakel, das die Zuschauer begeisterte“, so Riegger voller Stolz.
Er war es dann auch, der zwei Jahre später für eine Vielseitigkeitsprüfung für Kutschen verantwortlich zeichnete. In Folge wurde dann der Fahr-Dressurplatz inmitten des malerischen Schlossparks direkt neben dem Springplatz angelegt.
Schafe verdichten den Boden
„Ich erinnere mich noch genau, es weideten Schafe auf dem frisch angelegten Dressurplatz, damit der Boden schön verdichtete“, so Riegger. Josef Wildi war es dann auch, der den Dressurplatz regelmäßig mähte. Und, was Manfred Riegger betont: „Alles immer ohne Geld zu nehmen“.
Es ging weiter mit dem Hindernisbau auf der Marathonstrecke: „Das Holz war selbstverständlich von Fürstenberg Holz, auch das bekamen wir, ohne es zu bezahlen“, erzählt der Kutschfahrer.
Das erste größere Fahrturnier lockte acht Gespanne mit jeweils vier Großpferden nach Donaueschingen. Und schon damals wieherte der Amtsschimmel genauso kräftig wie die Viererzug-Pferde, denn die Behörden meldeten größte Bedenken gegen die Brigach-Durchfahrt an.
Behördliche Hürden genommen
Dennoch nahm man auch diese behördliche Hürde und dem Fahrturnier mit Dressur, Marathon und Punktefahren stand nichts mehr im Wege.
1977 kam es schließlich zum ersten Höhepunkt in der Historie des Fahrturniers: die Fahrer-Europameisterschaft, die auch dank Rieggers Einsatz nach Donaueschingen vergeben wurde. „Legendär blieb der Durchritt der Gespanne durch den fürstlichen Schafstall. „Nicht drumherum, sondern geradezu mitten durch den Stall“, schwärmt der 88-Jährige.
„Wer an einem der Pfosten anstieß oder langsam durch die Stallungen die Viererzüge lenkte, verlor halt Punkte“. Großen Dank richtet er hier an Christian Lamparter, de „Fahrpapst“, wie ihn Riegger betitelt. Er war der Mann an der Spitze der Organisation der EM 1977.
Diese Europameisterschaft war für Donaueschingen etwas ganz Besonderes. Noch genau erinnert sich Riegger an ein Gespräch mit dem damaligen OB Bernhard Everke, der anerkennend staunte: „Wir hatten noch nie so viele verschiedenen Nationalflaggen in Donaueschingen.“

Die Fahrwettbewerbe wurden in den folgenden Jahren zu den Publikumsmagneten. Alleine beim Kutschmarathon durch den Schlosspark am Samstagmorgen pilgerten tausende Besucher von Hindernis zu Hindernis, um die Fahrer mit nach erfolgreich absolviertem Hindernis mit tosendem Applaus zur nächsten Station zu verabschieden.

„Solche Zuschauermassen hätten sich die Dressurreiter sicherlich auch schon immer gewünscht“, sagt Riegger mit einem Augenzwinkern, aber auch mit einem wehmütigen Blick auf den früheren Dressurplatz der Fahrer neben dem Springplatz. Heute ist er eingesandet und für die Frackreiter reserviert.
Im Nationalkader für Vierspänner
Auch sportlich war Riegger überaus erfolgreich. Er gewann Turniere in Holstein, wurde in den Nationalkader für Vierspänner berufen und startete 1981 beim CHIO in Aachen. Dort wie auch in Paris oder Ungarn siegte er in der Dressurprüfung für Vierspänner.
„Ich hatte halt auch immer großes Glück mit meinen Pferden“, so der Dank an seine vierbeinigen Freunde. 1984 beendete er seine Turnierkarriere – mit einem dritten Platz beim internationalen Wettbewerb in Berlin.
Noch heute hat im Zollhäusle zwischen Villingen und Schwenningen einen Stall. Jeden Morgen geht es dorthin, um die Vierbeiner zu versorgen. Ein richtiges Kleinod, in das er richtig investiert, damit alles in Schuss bleibt. Dass jetzt in diesem Jahr „alles die Brigach heruntergeht“ tut ihm einfach im Herzen weh. Wenig optimistisch blickt er in die Zukunft des CHI aus Sicht der Fahrwettbewerbe.

„Die Auslagerung der Fahrer auf einen abgelegenen ehemaligen Sportplatz gefällt mir natürlich nicht, weiß ich doch um die tolle Kulisse mit den prächtigen Bäumen des ehemaligen Fahrplatzes direkt im Schlosspark“, moniert er. 2024 war er als Teilnehmer noch beim Umzug durch die Stadt dabei – natürlich auf dem Kutschbock, mit den Leinen in der Hand.
Das war‘s dann aber auch. „Aber während des Turniers machte ich mir nicht die Mühe, das Dressurfahren auf dem neuen Fahrplatz anzuschauen.“