Herr Roth, die Sommerpause neigt sich dem Ende entgegen: Welche großen Themen kommen im Herbst in der Kommunalpolitik auf den Tisch?
Jürgen Roth: Wir werden uns über die Großprojekte austauschen. Eine zentrale Frage wird lauten, was mit dem Rössle passiert – nicht nur, was das Gebäude betrifft, sondern was mit dem gesamten Areal passiert.
Wir müssen dem Land bis Ende September klar sagen, wo unsere sanierungsrechtlichen Ziele sind, bezogen auf den roten Faden, den wir uns für die Stadtentwicklung in Schwenningen gegeben haben. Wir müssen nun entscheiden, in welchem Jahr wir welches Projekt angehen wollen. Davon hängt ab, wie sich das Land finanziell beteiligt.
Ein großes Thema wird auch der Bereich Oberer Brühl sein. Zentrale Frage ist, was dort mit der Wohnbebauung passiert. Wir müssen in dieser Sache einen großen Schritt machen, weil auch das Land fragt, wie es auf dieser Fläche weitergehen soll. Ein weiterer Schritt ist, den Architekten für das neue Bad im Zentralbereich zu finden.

Lesen Sie alle Teile des Exklusiv-Interviews mit Oberbürgermeister Jürgen Roth:
1: So geht‘s bei Rössle, Oberer Brühl und Tonhallenareal jetzt weiter
2: Was kann sich Villingen-Schwenningen eigentlich noch leisten?
3: Wie ihm marode Brücken schlaflose Nächte bereiten
4: Was für ihn kluge und was schlechte Politik ist
Es geht dann um die Reihenfolge der Projekte.
Roth: Ja. Wir müssen eine Priorisierung festlegen. Dabei ist das Rössle zunächst das zentrale Thema. Jetzt haben wir es gekauft und nun geht es darum, was wir damit machen. Es gibt die Optionen, das bestehende Gebäude abzureißen oder es grundlegend zu sanieren.
In welche Richtung gehen Ihre Vorstellungen?
Roth: Konkret geht es bei der künftigen Nutzung des Rössle um die Unterbringung der Verwaltung, der Volkshochschule, um die Bibliothek und das Thema Parken. Ich habe einen Auftrag vom Gemeinderat – von der eigens eingerichteten Arbeitsgruppe Rössle – eine Machbarkeitsstudie zu erstellen.

Dabei ist unter anderem die Frage zu stellen, mit welchem Aufwand sich das Rössle im Bestand erhalten lässt. Was können wir dort alles unterbringen und was soll es kosten? Der zweite Auftrag lautet, zu prüfen, ob wir das Rössle abreißen oder einen Teilabriss vornehmen.
Deutet derzeit mehr auf Abriss oder mehr auf Sanierung hin?
Roth: Beide Optionen werden geprüft – auch was die Finanzierung betrifft. Wir müssen auch abwägen, was zuschussfähig ist. Für beides wird es Pro und Contra geben, der Gemeinderat trifft am Ende die Entscheidung.
Im bestehenden Gebäude ist reichlich Platz: Wir haben dort 19.000 Quadratmeter auf der Geschossfläche. Wenn die Entscheidung für einen Abriss fällt, müssen wir bedarfsgerecht neu optimiert bauen.

Zudem ist zu beachten, dass sich dieses Projekt in zwei Teile gliedert: Das eine ist das Rössle im Bestand, wo eventuell auch der Neubau hinkommen soll. Dahinter gibt es noch eine Wiese, der sogenannte Alte Angel. Dieses Areal war schon immer für Wohnprojekte gedacht.
Für Schwenningen stellt sich zudem die Frage nach der Lösung für die Museen.
Roth: Ja. Das Ob ist eigentlich mit der Zehn-Millionen-plus-eins-Lösung politisch geklärt. Der Gemeinderat hat sich in dieser Frage mehrfach positioniert, dass er eine neue Galerie will und auch die Situation beim Heimatmuseum nachhaltig verändern will.
Also Großbaustellen vor allem in Schwenningen.
Roth: Nur wenn man das Gebiet Oberer Brühl ignoriert. Das ist immer noch eine Großbaustelle, auf der 40 Millionen Euro verbaut sind. Jetzt kommen dort noch einmal zehn oder zwölf Millionen Euro für einen Kindergarten hinzu – über das Wohnen haben wir ja bereits gesprochen. Was die Investitionssumme betrifft, sind wir in Villingen in ähnlichen Größenordnungen.
Im Wahlkampf 2018 haben Sie auch zahlreiche Bauprojekte auf Konversionsarealen in Aussicht gestellt: Eschelen-Carré, Oberer Brühl oder das leidige Tonhallenareal, wo es doch recht zäh läuft. Wie beurteilen Sie bisherige Umsetzung dieser Projekte?
Roth: Zum Eschelen-Carré habe ich, wenn ich mich recht erinnere, 2018 noch nichts gesagt. Aber es stimmt, auch hier handelt es sich um eine Konversionsfläche.
Im Gebiet Oberer Brühl sind wir auf der Zielgeraden, was die öffentlichen Einrichtungen betrifft. Da haben wir schon 20 bis 30 Millionen Euro investiert. In den ehemaligen Mannschaftsgebäuden ist sehr viel passiert, was demnächst an einem Tag der offenen Tür auch gezeigt wird.
Bei der Wohnbebauung lief es bisher schlechter: Hier gab es schon zwei oder drei Durchläufe an die Adresse privater Investoren. Nun hat die Wohnbaugesellschaft Villingen-Schwenningen übernommen, was uns zehn Millionen Euro kosten würde. Für die kleineren Gebäude an der Kirnacher Straße zeichnen sich Lösungen ab.
Wie ist die aktuelle Situation beim Tonhallenareal?

Roth: In den nächsten Tagen habe ich ein weiteres Gespräch mit der Justizministerin, was den Bau eines neuen Amtsgerichts auf einer Teilfläche dieses Areals betrifft. Wir wollen jetzt abwarten und uns in Ruhe die Entwicklung anschauen. Ich hoffe zunächst, dass der Landtag das Amtsgerichtsprojekt auf den Weg bringt.