Am Sonntag ist er da: der seit langem ersehnte Freedom-Day, den andere Länder in Europa schon vor Wochen und Monaten ausgerufen haben.
Sicher – die nach wie vor hohen Infektionszahlen wollen nicht so recht zur Freiheit von Maskenzwang und Zugangsregeln passen. Da hätte man sich schon eine Inzidenz deutlich unter der Marke 1000 gewünscht, was sich bis vor kurzem so abgezeichnet hatte, bevor die neue Omikron-Variante zur Offensive ansetzte.
Strenge muss begründet sein
Dennoch ist dieser jetzt vollzogene Schritte vollkommen richtig. Denn wenn ein Staat in Freiheitsrechte und Lebensgestaltung so massiv eingreift wie in der Corona-Pandemie, muss er dafür eine wasserdichte Begründung liefern. Aber diese ist trotz hoher Infektionszahlen nicht mehr gegeben – und das kann auch das „Team Vorsicht“ in Stuttgart nicht leugnen.

Erinnern wir uns: „Wir schützen unsere Alten“, hieß es zu Beginn der Pandemie, und alle beugten sich solidarisch unter das Joch der Corona-Verordnungen. Nachdem Kliniken und Pflegeheime virenfest gemacht worden waren, hieß es angesichts von Omikron: Wir müssen eine Überlastung der Kliniken verhindern!
Obwohl zu diesem Zeitpunkt mindestens 80 Prozent der Bevölkerung zweimal geimpft waren, ist die Bevölkerung im Großen und Ganzen bereit gewesen, die Fortdauer der Beschränkungen zu erdulden.
Gesundheitswesen blieb intakt
Dann zeigte sich glücklicherweise, dass von einem „Überlaufen“ der Kliniken gar keine Rede sein konnte. Auch Polizei, Feuerwehr oder Kraftwerk-Teams gingen keinesfalls in die Knie. Zwar rissen Omikron und Quarantäne Lücken in die Reihen, doch der Motor öffentlicher Versorgung und Sicherheit kam dank intelligenter Dienstpläne nicht ins Stottern.
Freilich, die Zahl der täglich an und mit Corona Verstorbenen ist beklemmend hoch. Doch jeder hat seit einem Jahr die Möglichkeit, sich gegen eine schweren Verlauf mit drei Impfungen zu schützen. Das ist ein Teil der Eigenverantwortung, die in der Pandemie erwartet werden darf und muss. Nun dehnt sie sich auf das weitere freiwillige Tragen einer Maske aus.
Frühling bessert die Lage weiter
Es besteht also kein Grund, mit Skepsis in die Zukunft zu schauen. Der Frühling und kommende Sommer wird das Virus zwar sicher nicht ausrotten, aber weiter in die Defensive drängen. Der Höhepunkt der aktuellen Welle scheint zudem überwunden.
Daraus kann man nur diesen Schluss ziehen: Der Schutz vor einer Ansteckung wird Teil individueller Selbstvorsorge. Der Staat hat seine Schuldigkeit getan – er kann sich zurückziehen, er muss es sogar, wenn Freiheit nicht nur ein Wort, sondern ein Wert bleiben soll.