Das Hochwasser der vergangenen Tage hat auch den Bodenseepegel ansteigen lassen und damit vor allem einem Tier eine Freude gemacht: der Stechmücke. Denn durch den erhöhten Wasserstand können die Larven der Bodensee-Schnake in großer Zahl schlüpfen. Kommt jetzt eine Mückenplage auf uns zu?
Gute Bedingungen für die Stechmücke
Damit die Mückenlarven am Bodensee schlüpfen können, sind sie laut Rainer Bretthauer, ehrenamtlicher Umweltbeauftragter und Mückenexperte aus Radolfzell, auf die Wassertemperatur und den Pegelstand angewiesen. Die Bodensee-Schnake lege ihre Eier im Uferbereich über der Wassergrenze ab. Damit die Eier überschwemmt werden und die Larven schlüpfen können, brauche es einen Wasserstand von mindestens 3,90 Metern.
Durch die starken Niederschläge am Wochenende und das daraus resultierende Hochwasser ist der Pegel „jetzt deutlich darüber“, sagt Bretthauer. So lag der Bodenseepegel am Donnerstag, 6. Juni, bei knapp fünf Metern.
Auch die für das Schlüpfen der Larven notwendige Wassertemperatur sei derzeit erreicht. „Im flachen Gewässer dürfte die Temperatur bei 20 Grad liegen“, so Bretthauer. Diese Bedingungen könnten zu einer größeren Stechmückenpopulation bei uns führen. „Das dürften eine ganze Menge werden dieses Jahr“, erklärt der Mückenexperte.
Ein Temperatursturz oder Regen während des Schlüpfens der Mückenlarven könnten das aber noch verhindern. „Der Regen würde einige Larven beim Schlüpfen töten“, erklärt Bretthauer.
Mücken werden am Bodensee nicht großflächig bekämpft
Trotz des zu befürchtenden Stechmückenjahres werden die Insekten am Bodensee nicht wie beispielsweise am Oberrhein flächendeckend bekämpft. Am Oberrhein hat es sich die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) zur Aufgabe gemacht, die Stechmückenplage mit dem biologischen Wirkstoff BTI einzudämmen.
Das ist ein Eiweißkristall, der aus dem im Boden lebenden Bacillus thuringiensis israelensis gewonnen wird. Die Kabs versrpüht den Wirkstoff großflächig entlang des Oberrheins in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen.

Warum wird das Sprühmittel nicht auch am Bodensee gegen die Stechmücken eingesetzt? Das habe gute Gründe, so Bretthauer. Der Wirkstoff BTI töte nicht nur Stechmücken, sondern auch die für das Ökosystem sehr wichtigen Zuckmücken.
Diese stechen nicht und seien eine wichtige Nahrungsgrundlage, insbesondere für die Fische im Bodensee. „70 Prozent der Fischnahrung hier besteht aus Zuckmücken“, erklärt Bretthauer. Durch das Sprühmittel würde man drastisch in das Ökosystem eingreifen.

Deswegen habe man sich mit den Schweizern am Untersee darauf geeinigt, nicht gegen die Stechmücken zu sprühen, so Bretthauer. Da die Stechmücken einen Bewegungsradius von 20 Kilometern am Tag haben, lohne es sich auch nicht am restlichen Bodensee zu sprühen. „Den Freiraum würden die Mücken sonst sofort übernehmen“, erklärt der Umweltbeauftragte.
Tipps gegen die Blutsauger
Wie kann man sich sonst gegen die Plagegeister schützen? „Es gibt ja eine ganze Reihe von Insektenabwehrmitteln zum Einschmieren“, sagt Bretthauer. Für mückenfreiere Abende am See empfiehlt der Umweltbeauftragte außerdem auf Bier und Sprudelwasser verzichten. Denn wer kohlensäurehaltige Getränke zu sich nimmt, gebe das darin enthaltene CO2 mit seiner Atemluft wieder ab und locke die Schnaken direkt zu sich.
Ansonsten rät Bretthauer zu lockerer Kleidung. „Eine Jeans ist für die Mücke kein Hindernis“, macht er deutlich. Stechen die Mücken aber durch weite Kleidung, kommen sie nicht so leicht bis zur Haut. Außerdem sollten besonders die Fußgelenke gut geschützt werden. Denn diese seien gut durchblutet und somit sehr attraktiv für die Blutsauger. Zudem fliegen Stechmücken häufig nah am Boden.